BUCHCOVERREZENSION
Forsyth.f DerAfghane

FREDERICK FORSYTH –

Der Afghane

Die „Guten“ haben wieder mal herausgefunden, dass die „Bösen“ etwas Verwerfliches planen. Die Angloamerikanischen Geheimdienste machen einen auf dicken Freund und wollen zusammen arbeiten. Warum klingt erstes so unglaubwürdig? Die NSU lässt grüßen. Vom zweiten Punkt weiß man ja, dass im gewissen Rahmen, so einiges läuft, vor allem, wenn es gegen „Schurkenstaaten“ und um die Interessen von gewissen multinationalen Kreisen geht.  Was Forsyth sich dabei gedacht hat, sei dahingestellt. Al-Qaida hat ein neues Projekt nach 9.11. „Al Isra“, als Codename, soll dem Westen richtig Schaden zufügen. Um den zu verhindern oder, zumindest zu begrenzen, muss jemand mit, eher übernatürlichen, Fähigkeiten in den inneren Zirkel vom Bin Laden Club eingeschleust werden und die Lage peilen. Mike Martin soll es richten, hat er doch einige Merkmale aufzuweisen, die ihn für diesen Spionagejob prädestinieren. Er wird als Double von Izmat Khan, einem Taliban-Kommandanten mit einem heroischen Hintergrund, derzeit noch in Guantanamo Bay die amerikanische „Gastfreundschaft“ genießend,  auf die Osama-Clique losgelassen. Es beginnt ein zermürbendes Hin und Her, da die terroristische Seite ja auch nicht im Winterschlaf ist. Nun ist nicht jeder Moslem ein verbrecherischer Fanatiker, anders herum, hat auch nicht jeder Christ, sonstiger Religionsanhänger oder Atheist die soziale, humanistische Kompetenz gepachtet, somit sind dem Karussell der Verwirrungen Tür und Tor geöffnet und steht ständig unter Strom. In der Richtung ist Forsyth ein Meister, unbestritten. Bevor er den Reigen beginnt, gibt er erst mal ein paar Infos über die Kriegsherde, die unsere Welt erschüttert haben und zieht Linien, zwischen Menschen, die einst vielleicht Freunde hätten werden können, oder keine Feinde seien müssten, aber durch die unbarmherzige Politik gegeneinander getrieben werden. Forsyth zeigt den Weg, wie ziehe ich mir einen Fanatiker im Gewächshaus heran. Mit genug Geld kann man das bestimmt auch, was für den Normalleser heißt, kein Selbstmordattentäter in der Schrankwand.  Mike und Izmat kennen sich aus einer Zeit, als die Afghanen gegen die militärische Supermacht der damaligen Sowjetunion, erfolgreich Widerstand leisteten. Forsyth erzählt beide Lebensläufe nebeneinander. Zeigt den unterschiedlichen Weg seiner zwei Protagonisten. Nun, nach Beendigung des Kalten Krieges, sind die Grenzen umgeschlagen. Jetzt ist der Westen, der ehemalige Verbündete, der Feind. Frederick treibt die Blüten zu einer wahren Entfaltung. Engstirnigkeit, Hass ohne Grund, extremer Fanatismus, gepaart mit unmenschlicher Brutalität in jeglicher Form, auf allen Seiten, ist an der Tagesordnung. Nur wofür? Izmat Khan ist bestimmt kein Fanatiker, hatte Familie, ein Leben, das ihn befriedigte. Der Jihad ist nicht sein Mittel und nicht sein Ziel. Und der „Anglies“, der ihm das Leben rettete, ist ganz bestimmt nicht sein Feind.  Nur das die Politik ihm einen richtigen Strich unter eine Rechnung gesetzt hat, für die er keine Bestellung aufgegeben hat. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Jetzt ist vorrangig die Suche nach dem Weg und dem Ziel von „Al Isra“, die Mission „Crowbar“, zu der Mike in terroristische Kreise eingeschleust wurde. Nur das der Mann, den er doubeln soll, fliehen kann. Forsyth bastelt nach einer spannenden Lektüre an einem noch nervenzerreißenden Finale, ohne das man es wirklich merkt, weil das nahtlos ineinander übergeht. Ist schon Wahnsinn, was der Mann aus seiner Schreibmaschine zaubert. Der Herzschlag des Lesenden erhöht sich, bis ins nicht mehr messbare, und die Körpertemperatur wird die Haut nachhaltig schädigen. Nur, der Westen  hat es immer eilig, der Orient hat die Geduld. Sollte man mal drüber nachdenken.

ISBN 978-3-442-46701-3  349 Seiten     8,95€ (D)

Goldmann