BUCHCOVER | REZENSION |
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DANIEL H. WILSON –RobocalypseDie Menschheit steht am Abgrund, eigentlich ist sie schon ein paar Schritte weiter. Wilson zelebriert einen Wahnsinn an den Tag, ist schon ein Lesegenuss vom Feinsten. Die Tragödie nimmt ihren Anfang in einem Labor eines genialen, wie eben auch naiven, Wissenschaftlers, den Daniel, zwar nicht lange, aber recht anschaulich, und so richtig babyblauäugig durch das Leben stolpern lässt. Er, der große Professor, ist der Meinung eine kybernetische Intelligenz erschaffen zu können, um sie sich dienstbar zu machen. Allerdings stellt er sich dabei noch dämlicher an als Goethes Zauberlehrling. Die Konsequenzen sind erheblich größer, wenn man das so ausdrücken darf. Was Professor Wasserman als Experiment, vielleicht auch als Werkzeug, angedacht hatte, wird zu einer Künstlichen Intelligenz, die sich ihrer selbst bewusst wird. Und lernt. Nur, was kann man heute von den Menschen lernen, wenn sich der Datenzugriff auf einige, wenige, Dinge beschränkt. Wie beute ich meine Mitbewohner aus, führe Krieg, bombardiere harmlose Zivilisten, töte und lüge auf Teufel komm raus. Führe die Fron wieder ein, die, im Mittelalter, dem Adel das Auskommen gesichert hatte. Und jetzt so einigen Moglern, Geld in die Säckel spült, dass sie nicht mal, im Ansatz, verdienen würden. Im Allgemeinen gefragt, wie wird eine KI, die keine differenzierten Gefühle entwickeln kann und wird, solche Informationen umsetzen. Daniel gibt die Antwort. ARCHOS will mehr. Will die Welt beherrschen, vermeintlich verbessern. ARCHOS kennt es nicht anders, der Schöpfer hat seine Schuldigkeit getan, muss eliminiert werden, damit die höhere Intelligenz jetzt dominieren kann. Etwas Positives gibt Wilson seiner KI mit auf den Weg, sportlich betriebene Dummheit, wie derzeit in Funk, Fernsehen und Internet gefeiert, gehört nicht aufs Tapet. Das überlässt das Computerprogramm den Menschen, die jetzt noch nicht wissen, was auf sie zurollt. Es beginnt harmlos. Einzelne Geräte fangen an zu spinnen. Korrekter, Fehlfunktionen häufen sich. Darüber thront ARCHOS. Das gesamte organische Leben soll der Vernichtung anheim fallen. Weil das künstliche Gehirn die Knochensäcke für unzulänglich hält. Unwürdig einer Existenz, da sie sich ja sowieso gegenseitig eliminieren. Nach allen Regeln der Kriegskunst, von Menschen ersonnen, beginnt die KI einen Feldzug, würdig solcher Strategen wie Hannibal von Quart Hadasht, Alexander von Mazedonien oder Leonidas von Sparta. Erst Abwehr, dann Angriff. Daniel H. Wilson interpoliert das Thema Mensch vs. Maschine. Er schreibt einen Roman, den man so schnell nicht aus der Hand legt, immerhin geht es um uns, als denkende Individuen, und maschinenfremd, als Wesen mit Gefühlen. Daniel beschreibt ARCHOS als Computerprogramm, nur hat es viel gemeinsam mit solchen Pappfröschen wie Stalin, Hitler, Churchill, Merkel und jenen, die dahinter stehen, die wir, als Normalmensch, nicht wahrnehmen können. Keine Gefühle für die Umwelt, einzig der Machtwille zählt. Nur kann das Programm nicht aus sich heraus, es reagiert mit L oder 0, im Gegensatz zu Menschen, die gefühlsmäßig entscheiden können. Für ARCHOS zählt das nicht. Wenn die Kohlenstoffeinheiten sich gegenseitig massakrieren wollen, warum nicht Sterbehilfe leisten, geht schneller. Hammerroman. Wilson brilliert auf seinen Seiten. Das Buch leuchtet einem förmlich aus dem Regal entgegen. Daniel hat sich mit diesem Teil, so richtig, selbst übertroffen. Hoffnungslosigkeit, gesät durch ARCHOS, wird erwidert durch die Sturheit und des Gefühlsbewusstseins, die den Homo Sapiens, seit der Zeit des Überlebens in der Urzeit auszeichnet. Die Machtbesessenen werden kaltgestellt, es gibt Hoffnung, auf ein Leben ohne Lobby. Machen wir doch einfach mehr draus. (Droemer) ISBN 978-3-426-22600-1 462 Seiten 16,99€ (D) 17,50€ (A) |