BUCHCOVER | REZENSION |
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HELGE THIELKING –Destino – Tod in der KaribikDestino als Wort hat mehrere Bedeutungen. Helge sagt auch welche und geht dem nach, aber nicht als Spanisch-Dozent, sondern als Thriller-Autor. Und schon bricht ein Alptraum über den Leser herein, von seinen handelnden, dann teilweise handlungsunfähigen, weil toten, Figuren ganz zu schweigen. Jette Colberg hat einen Job ergattert, bei einem großen Touristikunternehmen. Nach einer bewegten, viel gereisten Kindheit, durch einen Nadelstreifenvagabunden von Vater hervorgerufen, will sie sesshaft werden in Bremen, bei der Firma „STO“, um den Urlaub im Paradies für müde, entspannungssuchende Kunden bereit zu stellen. Reisen und Verhandeln, okay, aber einen ruhigen Hafen zu haben, ist schon mal Bedingung. Sie bekommt das Ressort Karibik, soll sich einarbeiten, geruhsam, eventuelle Reklamationen jedoch ihrem Vorgänger überlassen, aus welchen Gründen auch immer. Nur hat Herr Thielking andere Pläne. So kommt Jette in den Genuss von brisanten Informationen, die sie auch genüsslich ausnutzt, in ihren Verhandlungen, ohne zu wissen, welchen Hintergrund diese haben. Helge schreibt ein Buch, bei dem sich Urlaubspläne auf ein Minimum reduzieren werden, man will ja nicht wirklich zwischen die Fronten geraten, wenn es sich vermeiden lässt. Recht anschaulich stellt er den Konkurrenzkampf dar, der sich, hinter dem Rücken des Erholungssuchenden abspielt, und mit allen Finessen, Taktiken und, auch Verbrechen beinhaltenden, Methoden ausgetragen wird. Ein Sumpf von Manipulationen, Bestechungen, Erpressungen tut sich auf, soweit das Auge reicht und noch weit, weit darüber hinaus. Eigentlich ist es kein Wunder, dass der deutsche Staat seine Bürger zu einer Fernsehfron zwingen will. Der Müll, der auf der Flimmerkiste läuft, lenkt den Menschen ab, von den Problemen, die hinter seiner Kehrseite lauern. Man macht noch Werbung für eine „heile“ Welt, wo man es besser wissen sollte. Artikulationsreich und wirklichkeitsfern. Gut, dass es Autoren wie Helge gibt, die, für den Leser in die Jauchegrube schauen, die sich Gewinnmaximierung um jeden Preis nennt. Im Urlaubsparadies Karibik, speziell in der Dominikanischen Republik, bricht der Krieg aus, zwischen den Touristikkonzernen, oder eher den multinationalen Konglomeraten und einigen, nicht minder Extremen von, wir wollen die Welt verbessern, oder auch nicht, genau ist das bei einigen nicht zu definieren. Und mittendrin platziert Helge die gute Frau Colberg, die mit ihren magmaheißen Informationen plötzlich dem Tod ins Angesicht schauen muss. Sie wird gejagt, soll zeitnah ins Gras beißen, egal wo, egal wie. Immerhin ist sie in der Lage, so einigen Leuten die Tour in den ewigen Reichtum zu vermasseln. Was Helge auf die Beine stellt, spottet jeder Beschreibung eines Werbespots für entspannten Urlaub. Im Gegenteil, die vielschichtige Hierarchie in der Kapitalvernetzung wird Spürhund genau aufs Korn genommen. Aber jetzt weiß man, ein Buch von Helge Thielking, gepaart mit einem lecker-kalten Dosenbier in der Hand, die Katze schnurrend in der Halsbeuge und das auf einen bequemen Liegestuhl. Urlaub auf Balkonien kann perfekter nicht sein. (Knaur) ISBN 978-3-426-62862-1 461 Seiten 8,95€ (D) |