BUCHCOVERREZENSION
Ellis.r Todesqual

ROBERT ELLIS  –

Todesqual

Wenn man Menschen sieht, denkt man erst mal nichts Böses. Wenn, in der Nachbarschaft, ein Mord verübt wird, ändert sich das Denken, nachhaltig. Vor allem dann, wenn herauskommt, wie viel Zeit sich der Delinquent nimmt, sein Opfer auszuspionieren und sich gründlich vorbereitet. War er früher ein Vergewaltiger, so wird er jetzt auch noch zum Mörder, in Serie.  Nikki Brant wird sein Opfer, eine junge Frau, verheiratet, schwanger. Sie ist die erste, aber nicht die letzte. Robert Ellis schickt Detective Lena Gamble ins Rennen, dem brutalen Verbrecher das Ende seiner Karriere zu bereiten. Angenommen wird, das der Ehemann seine Finger im Spiel hatte, waren doch Zank und Streit ruchbar geworden. Lena hat da ihre Bedenken. Nicht immer ist das offensichtliche auch die Lösung. Man hat zwar erst mal einen Verdächtigen in Gewahrsam genommen und klopft sich gegenseitig auf die Schulter, nur um zu erkennen, dass man auf das falsche Pferd gesetzt hat und der Mordbube, ungehindert, weiter sein Tagwerk vollbringt, das weitere Opfer an die Oberfläche spült. Scheinbar ohne Motiv. Robert schüttelt den Leser mal richtig durcheinander und Lena gleich mit, oder umgekehrt? „Romeo“ ist immer eine Nasenlänge voraus. Wie es scheint, hat er Insiderinformationen und seine Brutalität steigert sich, mit jedem Fall. Doch Lena hat noch ein anderes Problem. Der Tod ihres Bruders David  überschattet ihr Leben, Suizid oder Verbrechen? Eine Frage die auf ihr lastet, wie 100.000 Tonnen Kruppstahl. Sie muss sich beiden Gegebenheiten stellen. Ellis macht die Handlung, wasserdicht, spannend. Er lässt sich nicht so schnell hinter die Tapete gucken. Weitere Todesopfer, die eigentlich nichts mit dem „Romeo“-Fall zu tun haben scheinen, erschüttern die polizeilichen Ermittlungen und Lena muss erkennen, dass sie in die Schusslinie von mehreren Personen geraten ist. Sowohl dem Mörder bereitet sie so einiges Kopfzerbrechen, als auch einigen Kollegen, die nicht so recht einverstanden sind, mit dem was sie tut. Immerhin haben auch andere Leute Erkenntnisse, oder zumindest Vorstellungen davon. Robert verdichtet die Atmosphäre seines Thrillers, bis zur Unerträglichkeit, nagelt die Spannung am höchsten Brückenbogen dieses Universums an und lehnt sich entspannt zurück, um zuzusehen, wie sowohl Lena, als auch der Leser mit seinen, provozierten, Situationen klarkommen. Und damit nicht genug, Robert setzt noch richtig was drauf. Als Leser kann man froh sein, dass man, bei Bedarf, das Buch wieder weglegen und sich von der Elektrizität erholen kann. Diese Ruhepausen hat Lena nicht, sie muss sich mit mehreren verqueren Charakteren herum schlagen, einschließlich der Erkenntnis, dass „Romeo“ sie im Visier hat und schon, sabbernd, in ihrem Schlafzimmer steht, weil die Ermittlungsbehörden, eindeutig, versagt haben. Thriller zu schreiben, ist nicht jedem in die Wiege gelegt worden. Ellis hat damit jedoch keine Probleme.

(Weltbild)

ISBN 978-3-8289-9619-9  442 Seiten