BUCHCOVERREZENSION
Holbe.d Giftspur

DANIEL HOLBE  –

Giftspur

Nach dem Konsum dieser Zeilen wird man, bis auf weiteres, Milchprodukte meiden, vor allem dann, wenn BIO draufsteht. Daniel hat den Bogen raus, hält sich nicht lange mit Vorreden auf, sondern knallt dem Leser erst mal knallhart einen Todesfall vor den Hals, der es in sich hat. Der Verblichene ist, besser war, BIO-Bauer und nach näherer Inaugenscheinnahme, doch eher unsympathisch, da rücksichtslos, skrupelfrei, naja, das übliche „menschliche“ Procedere. Wenn Gewinnspannen im Bereich von Summen liegen, denen wir nicht wirklich folgen können, dann kommt automatisch etwas in Gang, was man als Betrug bezeichnet und von dieser Demokratie, teilweise, sogar noch gefördert wird. Daniel gibt sich die Ehre, das zu sagen und diese Aussage, demokratisch erlaubt natürlich, dementsprechend zu untermauern. Nicht das er vor dem Genuss landwirtschaftlicher Produkte warnt, nö, wohl eher vor den Machenschaften einiger, die den Hals nicht voll genug bekommen. Und er spannt ein Netz, würdig einer Spinne. Zeigt den gnadenlosen Machtkampf, von Leuten, die, vermutlich keine Katze haben und keinerlei Rücksicht auf andere nehmen. Und man folgt ihm. Ist ja schließlich banaler Alltag. Wo ein Toter auftaucht, sollte er nicht lange allein bleiben und so gibt es Gesellschaft, gleiche Todesursache, nur passt hier nicht wirklich etwas zusammen. Kommissarin Sabine Kaufmann soll nicht nur ermitteln, sondern muss sich auch noch mit dem Machogehabe einiger Kollegen herumschlagen. Daniel zerrt die gute Frau in eine sehr vertrackte Situation und so heißt es ermitteln, in alle Richtungen. Immerhin war der erste Tote eine Art lokale Prominenz in der Wetterau. Damit der Polizeibeamten Sabine nicht langweilig wird, zottelt Holbe noch eine Erpressung vor den Leser. Eine Million €uro und die Lebensmittelvergiftungen sollen enden. Jetzt wird das Zeitfenster richtig eng. Daniel erzeugt ein beängstigendes Szenario, ohne Rücksicht. Frau Kaufmann hat ja auch noch eine BIO-Milch im Kühlschrank. Lecker. Nur, wer würde die jetzt noch trinken wollen? Unser Autor malträtiert die Schreibmaschine, bis sie ächzt. Herausgekommen ist ein hyperaktueller, schnell getakteter Krimi, der dem Leser so einiges zum Nachdenken gibt. Wenn man denkt, jetzt aber, setzt Daniel immer noch einen drauf. Ja, wenn menschliche Inkompetenz zu Nächstenliebe in Licht umwandeln könnte, würden wir unsere Sonne als Taschenlampe verkaufen. Aber immerhin gibt es ein, das älteste! , Lebensmittelgesetz Deutschlands und das hat nichts mit Milchprodukten zu tun.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51374-3  455 Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)