BUCHCOVERREZENSION
Sholes Moore Blasphemie

LYNN SHOLES & JOE MOORE  –

Blasphemie

Manche Leute haben den Berufswunsch, Fernsehjournalist zu werden, Cotten Stone hat ihn sich erfüllt und stürzt sich in waghalsige Reportagen, was ihrem Mentor doch etwas gegen den Strich geht, da man unerfahrenes Personal nicht in solche Aktivitäten verstrickt. Und schon gar nicht in Krisengebiete schickt. Nur hat Fräulein Stone ihren eigenen Kopf und wird prompt in der Wüste, unweit Mesopotamiens ausgesetzt, in der Nähe von Ninive, der berühmten Ruinenstadt. Welcher Amerikaner fährt auch mit einem irakischen Taxi, wenn Saddam weitfliegende Pläne hat, die gerade durch die Landsleute im Keime erstickt werden sollen. Moses allein weiß, wie groß eine Wüste sein kann, immerhin ist er vierzig Jahre herumgeirrt. Eine Frau hätte nach dem Weg gefragt.  Cotten hat etwas Glück, sie stößt auf die dort ansässige Ausgrabungsstätte und wird Zeuge eines scheußlichen Vorfalls. Danach jubeln ihr die Schreiberlinge den „Heiligen Gral“ unter und schon darf Reporterin Stone sich glücklich schätzen, eine Story an Land gezogen zu haben. Nur, und da haben sich beide Schreiber einen ordentlichen Klamauk erlaubt, sind ganz andere Mächte daran interessiert, den Abendmahlskelch in die schmierigen Finger zu bekommen und schon hat die Story einen Tiefgang, den Miss Stone nicht einmal in ihren kühnsten Alpträumen erahnt hätte. Noch etwas ahnungslos, präsentiert sie die heiligste Reliquie des Christentums, das geheimste  Geheimnis der Tempelritter, dem Vatikan. Hier reiben sich beide Autoren erst mal vergnügt die Hände, weil jetzt der Schlamassel richtig beginnt. Genforscher, skrupellose Geschäftemacher trifft es wohl eher, sind am „Gral“ interessiert, da der Becher neben dem letzten Schluck Wein, den der Messias im Pokal, beim letzten Abendmahl, gelassen hat, auch Rückstände von seinem Blut, als Folge seiner Kreuzigung und den nachfolgenden Ereignissen, beinhalten soll. Der Alkohol könnte, obendrein mit Bienenwachs versiegelt, das Blut  konserviert haben, und daraus könnte man den Sohn Gottes klonen, so zumindest die Theorie. Wenn der Messias diese Welt, als Schaf Dolly, wieder betritt, so rechnen sich einige Leute aus, könnte man, als Geburtshelfer so zu sagen, auch Einfluss nehmen, auf das, was er dann predigt. Mal ehrlich, so dämlich kann Lucifer nicht wirklich sein. Obwohl, laut des Autorenteams, er seine Finger mit im Spiel haben soll. Beide Autoren haben sich sehr viel Freiraum genommen, was die Figur des „Erleuchteten“ oder des „Sohnes der Morgenröte“, beleuchten soll. Und das sagt uns, wenn jemand den Sohn Gottes klonen will, kann er nur menschlich dumm sein. Und die Dämlichkeit der Menschen, vor allem, wenn es um Macht geht, wirft Schatten, soviel Sonne kann es gar nicht geben. Alles in allem ein richtig geiles Buch, dem man seine volle Aufmerksamkeit widmet.

(Ullstein)

ISBN 978-3-548-26471-4   413 Seiten     8,95€ (D)