BUCHCOVER | REZENSION |
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ANN GRANGER –Mord hat keine TränenMonty Bickerstaffe, der exzentrische Besitzer von Balaclava-House im altehrwürdigen Großbritannien, ist mal wieder unterwegs, um seine Portion Whisky zu organisieren. Nach erfolgreicher Jagd kehrt er nach Haus zurück und findet einen Toten in seinem Wohnzimmer. Klar, muss man erst mal einen guten Schluck nehmen, um seine Nerven zu beruhigen. Inspector Jessica Campbell soll in diesem Fall ermitteln, hat jedoch ein Handicap vorzuweisen, die Ähnlichkeit mit Montys verstorbener Frau Penny ist verblüffend. Aber das hilft ihr eher, eine Verbindung zu dem alten Mann aufzubauen. Ann Granger brilliert in diesem Roman durch feine Ironie, was die gesellschaftlichen Verbindungen angeht, gerade bei den prüden Angelsachsen. Ein leichter, aber punktgenauer, Humor kommt hinzu und schon hat man einen Krimi, der sich zur Tagesaufgabe gestaltet. Der Tote ist unbekannt, zumindest Monty wusste nichts mit ihm anzufangen und nun gilt es ein Puzzle zusammen zu setzen. Polizeiarbeit ist keine Cocktailparty, wo einem durch den Gastgeber alles serviert wird, sondern mühselige Kleinarbeit, bei der man alle Details beachten muss. So manche Persönlichkeit muss durchleuchtet werden, Zusammenhänge müssen erst mal erkannt werden und schon ist der Leser, interaktiv, ins Geschehen eingebunden. Frau Granger macht das sehr geschickt und man frisst ihr aus der Hand. Hinzu gesellen sich ihre Charaktere, die diese Geschichte dominieren, Monty, der, naja, nicht ganz so nichtahnende, komische alte Kauz, dem ein guter Whisky und sein Seelenfrieden wichtiger sind, als alles andere. Jess Campbell, die immer wieder bei ihm nachhaken muss und dabei, in der Familienhierarchie, so manches Mal ins Fettnäpfchen tritt. Ann feilt ihre Protagonisten gut aus. Keiner ist perfekt, jeder hat so seine Eigenheiten, ihre Figuren bleiben menschlich. Mord ist Mord, keine Frage, aber wenn sich so mancher in eine Ecke getrieben fühlt, was kann dann passieren. Die Autorin wühlt im Abfall unserer Gesellschaft, wie ein hungriger Fuchs, das unterste nach oben. Heraus kommt eine Handlung, nach der man sich alle Finger leckt. Was tun Menschen sich gegenseitig an, wegen ein paar Penunsen oder, eher, zu was sind manche Leute bereit, wenn es um so einige Vorteile geht und dort nimmt Frau Granger zielgerichtet die Witterung auf um, genau solche Typen aufs Korn zu nehmen, ohne Rücksicht auf die gesellschaftlichen Belange. Jess Campbell ist zwar ihre Handlungsfigur, in dem Sinne. Nur, Monty ist ihr Klient, dem sie ihren Respekt zollt. Der Mann ist weit über siebzig Jahre und muss sich in diesem Alter noch mit Sachen herumschlagen, die für ihn eigentlich keine Bedeutung mehr haben. Ann gestaltet das sehr anschaulich. Wenn Krimizeit angesagt ist, kommt man an Ann Granger nicht vorbei. (Bastei-Lübbe) ISBN 978-3-404-16073-0 399 Seiten 8,99 € (D) 9,30 € (A) |