BUCHCOVERREZENSION
Mannel.b SchoenSchlankUndTot

BEATRIX MANNEL –

Schön, Schlank und Tot

Als Untertitel könnte man fragen, was macht die Tote in meiner Badewanne. So passiert es Marlene Popp, Radiomoderatorin bei einem Münchener Sender, die gerade Besuch von einer alten Freundin bekommt. Während einer ihrer Sendungen von „Nachtmahr“, einem Radioformat von „XY ungelöst“, wo man gerade einen Vergewaltiger suchen will, schneit Karin, schön und schlank, herein und will mal schnell, für begrenzte Zeit, unterschlüpfen. Kurz darauf liegt sie tot in besagter Örtlichkeit, in Marlenes Wohnung. Die offiziellen Stellen gehen von Suizid aus, nur Marlene will und kann das so nicht akzeptieren. Sie kannte Karin als eine pfundsmäßige Erscheinung. Bei ihren Recherchen, über Karins Leben, stößt sie auf eine recht dubiose Einrichtung, namens „Beauty Power“, die schon fast sektenmäßig organisiert ist und sich den Schlank- und Schönheitswahn in unserer Gesellschaft zu nutze macht. Gegen ein horrendes Entgelt dürfen Frauen hier versuchen, ihren Pfunden, die Mann ja eher liebt, als hasst, Ausnahmen bestätigen die Regel, den Kampf anzusagen, aber zu welchen Bedingungen? Da schüttelt es den Hund, samt Hütte. Beatrix lockert die Atmosphäre, mit ihrer Erzählweise, recht humorvoll, auf. Sie nimmt den Diätenwahn so mancher Mitbewohnerin unseres Universums und diejenigen, die das ausnutzen, komplett auf die Schippe. Nur, dass noch ganz andere Geschäfte dahinter lauern. Frau Mannel schreibt sehr spannend, schnell getaktet und schnürt ein Paket, bei dem der Willen zum Abnehmen einen ziemlichen Dämpfer bekommt, immerhin ist Karin nicht das einzige Opfer aus dem Dunstkreis von „Beauty Power“. Von starken Depressionen bis zu seltsamen Todesfällen gestaltet sich eine ziemliche Palette von menschlichem Leid, dass „Be Po“, wie einen Kometenschweif hinter sich her zieht. Und es sind ja nicht nur die Opfer an sich, das gesamte Umfeld wird in Mitleidenschaft gezogen. Angehörige, Zeugen, unmittelbar, wenn auch wider Willen und unschuldig, Beteiligte, wie U- und S-Bahn-Fahrer, Wohnungsinhaberinnen, deren Hygieneeinrichtungen die letzten Augenblicke im Leben der Verschiedenen bezeugen. Beatrix Mannel lässt hier kein Detail aus. Ihrem Humor geschuldet, liegt der letzte Tote der Handlung, bezeichnender Weise, nicht in einer Badewanne, sondern in einem Pool. Dazu gibt sie Hintergrundbilder unserer Gesellschaft, die nicht mal ansatzweise auf den Menschen, an sich, ausgerichtet ist. Die sich noch „wortreich und sehr wahrheitsarm“, dem Wahlvolk gegenüber, in Szene setzen will. Aber, immer, geprägt ist von der Geldgier und dem Machtwillen einzelner Individuen, deren Unterstützern und Unterstützten, und, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, den Folgen, die solche Handlungen nach sich ziehen. Recht direkt und geschickt frivol geht Frau Mannel dieses Problem an und fragt, was geschieht mit uns? Sind wir nur noch Opfer einer Wahrnehmung, Werbung und dem, was andere wollen? Was man uns vorschreibt, was wir sein sollen? Oder besinnen wir uns, auf uns. Ist doch scheißegal, ob eine Falte überm Auge sitzt, oder zwei Pfund mehr am Hintern hängen, was hat das mit Zusammenleben zu tun? Weil Geldgeier am Himmel kreisen müssen, haben wir doch nicht die Plicht, solchen Individuen noch nach dem Mund zu reden. Auch wenn es der Staat und die Gesellschaft, die Parteien, es wollen. Es ist nicht unser Wille.

(Editionnova)

315 Seiten