BUCHCOVER | REZENSION |
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GLENN MEADE –Die Achse des BösenAl Qaida vs. Amerika, eigentlich gegen den Rest der, fast gesamten, nichtmuslimischen Welt. Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein hyperaktuelles Thema, dass unter den Nägeln brennt. Vor allem, weil, Glenn Meade sich diesem Trauma, mit wahrer Hingabe, widmet. Schon vor 9 11. So wird sein Thriller „Die Achse des Bösen“ nicht nur zu einem spannenden Buch, bei dem man flutartig Schweißausbrüche bekommt. Man kriegt eine Anleitung, wie macht man alles falsch, was Nächstenliebe heißt und soziale und politische Kompetenz seien sollten. Da auch Glenn die Antwort nicht, oder doch, nur zu gut kennt, grast er mehrere Kriegsschauplätze ab, um die Spirale der Gewalt, die sich unaufhörlich nach oben dreht, darzustellen. Und er wird auf so einige Tantiemen verzichtet haben, damit dieses Buch erschwinglich wird, denn es wird zu einem Muss. Meade drückt hier richtig auf die Tube. Er wird nicht zum Anwalt von Terroristen, nur stellt sich hier die Frage, wer ist einer? Meade bezieht eindeutig Position zur amerikanischen Politik. Gegenüber den Opfern des Expansionswillens der USA gibt es zwar Mitleid, aber kein Verständnis. Wenn im Libanon vierjährige Kinder ermordet werden, könnten dem Staat Israel und Amerika gefährlich werden, dann ist es halt so. Tschetschenien wurde Kriegsschauplatz zwischen sehr ungleichen Gegnern. Anstatt das Neben- und Mit- zu suchen, werden die brachialen Mittel in den Vordergrund geschoben. Beide, viele, beteiligte Parteien, oder, sagen wir einfach Leute, denen am Frieden nichts liegt, denen Leben scheißegal ist, denen Dogmen mehr wert sind, als Nachbarschaft, haben hier das Wort und das Zepter in der Hand. Jede Seite schickt die besten Schlächter und wer muss das ausbaden? Der Autor gibt Informationen preis, die zwar nicht ganz unbekannt sind, aber meist, im Alltag, durch ganz wichtige Nachrichten, wie Paris hat mal wieder ins Bett gebullert, oder Ulis Hund ist stockschwul, extrem überschattet werden. Seine Zeilen sprechen Bände, anschaulicher als Amnestie International das, wahrscheinlich, je machen könnte. Auch wenn das so nicht beabsichtigt war, aber er zeigt auch Schicksale, warum und wie man in Kreise geraten kann, mit denen man sich nicht wirklich identifiziert. Hier sind Erpressung, falsche Anschuldigungen oder auch persönliche Erfahrungen, die einem den Blutdruck in schwindelerregende Höhen treiben werden, probate Mittel, einen in die Krise zu treiben, in einen Strudel zu geraten, aus dem man nicht mehr heraus kommt. Und dabei ist unsere Welt, wie wir sie kennen, im Begriff sich komplett aufzulösen, weil ein Vollhirni, plötzlich Macht hat, abertausende Leben auszulöschen. Und Glenn setzt noch einen oben drauf. Anschaulich beschreibt er, wie in einem blinden Aktionismus, zwar die Symptome bekämpft werden sollen, die solche Gewalt erzeugen, den Ursachen aber nicht im mindesten Tribut gezollt wird. Al-Qaida ist im Besitz eines hochgiftigen Nervengases, dessen Wirkung noch niemand erkundet hat, geklaut aus Russland, eingesetzt soll es in Washington DC werden. Die Forderungen, die Abu Hasim stellt, sind nicht wirklich erfüllbar. Sollte Amerika den Bedingungen von Abu zustimmen, sind, nicht nur, die Interessen Russlands gefährdet. Dass es den Kremlpatrioten nicht schmeckt, liegt auf der Hand. Dazu hat das „Weiße Haus“ einen Fuchs im Hühnerstall. Meade ist zwar ein Schriftsteller seiner Zeit, gibt jedoch, gewollt oder ungewollt, ein beängstigendes Bild von einer Welt, in der alles Mögliche herrscht. Nur der Humanismus bleibt einsam in der Ecke stehen. (Bastei-Lübbe) ISBN 978-3-404-26777-4 791 Seiten 6,00€ (D) 6,20€ (A) |