BUCHCOVER | REZENSION |
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JONAS JONASSON –Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwandJonasson lässt es richtig krachen. In vielerlei Hinsicht. Sein Protagonist Allan Emmanuel Karlsson wird einhundert Jahre alt und hat keinen Bock auf seine Geburtstagsfeier im Altenheim, inklusive Schwester Agnes, dem fleischgewordenen Alptraum seines Methusalem langen Lebens. So büxt er aus, stiefelt zum nächsten Busbahnhof, um seine Existenz wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Wohin, spielt erstmal keine Geige, nur weg. Jonas packt den Auftakt schon humoristisch an, Allan klaut erstmal, gedankenversunken, einem Möchtegerngangster seinen Koffer. Mit fünfzig Millionen Kronen, eher unredlich verdientes Geld, bevor er seinen Bus entert. Hätten ja auch ein Paar Schuhe drin sein können, für Allan viel wichtiger, da er sich auf Pantoffeln aus dem Staub gemacht hatte. Und so beginnt für einige schwedische Mitbürger ein Spießrutenlauf. Für die Gangster dahin gehend, das sie den alten Mann und seine, unterwegs eingesammelten, Bekannten, einschließlich Schäferhund Buster und Elefantendame Sonja, unterschätzen. Für die Ordnungsmacht, die in dem, zuerst als Vermisstenmeldung deklarierten, Vorfall ermitteln will oder soll, eröffnet sich ein schwarzes Loch, da sie vehement im Dunklen tappt und sich kein Licht am Ende des Tunnels offenbart. Dazu gibt es Allan´s Lebensgeschichte, immerhin hat er im dreistelligen Jahresringen-Bereich genullt, kann also viel erlebt haben. Seine Kindheit gibt nicht so viel her, außer das er diskriminiert wird und obendrein mit explosiven Stoffen experimentiert. Eine Art Hobby, die ihn, in seiner weiteren Biografie, zu einem begehrten Experten für zerstörerische Aktivitäten werden lässt. Unser historisches Verständnis wird dabei nicht verändert, nur der Tatsache angepasst, das Allan Emmanuel durch die Welt, Längen- und Breitengrad übergreifend, getobt ist. Hätte ja so sein können, oder war es eine Wirklichkeit, vor der sich alle Historiker verschließen? Wer kann schon von sich behaupten, General Franco das Leben gerettet oder Maos Freundin, spätere vierte Frau, einschließlich, dem zukünftigen Chefkoch des „schlafenden Riesen“-Managers, aus den Klauen der „Mitarbeiter“, der Kuomintang Chiang Kai-sheks befreit zu haben. Um, irgendwann später, Zeuge zu werden, wie Nordkoreas Oberster Größter Meister Kim Il-sung seinem Sohn Kim Jong-il mal eine runterhaut, da Mao Tse-tung der Meinung ist, dass Allan doch der Held ist. Aus welchen Gründen auch immer. Erst mit Truman einen pichelt und danach Stalin auf die Palme bringt, in dem man, nach dem Genuss der Gastfreundschaft in einem Gulag von Marschall Berija, auf der Suche nach einem Schnäpschen, Wladiwostok abfackelt. Gut gemischt, jagt Jonas zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, eröffnet dem Leser ein völlig neues Bild unserer Historie. Mittendrin der Weltenbummler Allan, der unser Universum völlig auf den Kopf stellt. Jonas schreibt so ziemlich explosiv. Und stellt so gewisse Charaktere der Weltpolitik auf den Prüfstand, wo sie, egal auf welcher Seite sie stehen, bei sämtlichen Tests durchfallen. Wenn man Respekt bekommt, dann bei Allan Emmanuel, der mit einhundert Jahren noch sein Leben haben und selbst bestimmen will und bei Jonasson, der unbeirrt von politischem Kalkül, eine unterhaltsame Geschichte darbringt. (btb) ISBN 978-3-442-74492-3 413 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) |