BUCHREZENSIONEN

LINDA DAVIES  –

Die Abrechnung

Morganna ist ein Einzelkind, deren Eltern durch einen Unfall früh verstorben sind. So wächst sie bei ihrem Vormund Geoffrey auf, der ihr ein paar Dinge in Punkto Finanzen beibiegt. Aufgrund ihrer Herkunft ist ihre Kindheit mit sozialen Kontakten eher spärlich ausgestattet. Sie ist reich durch ihr elterliches Erbe geworden. Linda Davies lässt etwas ruhiger angehen, das Kind soll schließlich den ultimativen Alptraum ihres Lebens übergebügelt bekommen. So darf Morganna eine Kinderfreundschaft mit dem Nachbarskind Henriette anknüpfen und das Malen und das Segeln lernen. Ein bisschen herumreisen. Bis Linda den Knebel anzieht. Mit zwanzig Jahren auf dem Kreuz lernt sie den Architekten Archie Edge und dessen Mutter kennen, verliebt sich Hals über Kopf in den attraktiven Knaben und, entgegen Geoffreys Rat, heiratet sie ihn. Zieht mit ihrem Ehemann nach London, wo sich Archie mehr schlecht als recht durchbeißen muss, aber Morgan ist ja gut betucht, so wird kein Hunger gelitten. Frau Davies lässt das Pärchen nach Schottland fahren, wo die Familienfeste des Hauses Edge steht und vor sich hingammelt. Kurz entschlossen werden Pläne geschmiedet, die Burg zu restaurieren. Morganna, etwas blind vor Liebe, wird vorgeführt vom Feinsten. Und Linda Davies lässt kein, noch so kleines, Detail an Perfidität aus, um der jungen Frau Edge zu zeigen, dass sie auf das falsche Pferd gesetzt hat, aber noch sieht Morgan das Leben durch die rosarote Brille. Sie wird schwanger und die Welt ist bunt. Nur verschlechtert sich das Verhältnis zur Schwiegermutter in drastischer Weise und darunter leidet auch ihr Eheleben. Und jetzt peitscht Linda Davies die Situation nach vorn. In Morgans Haut will man jetzt nicht wirklich stecken. Ihr Göttergatte geht fremd, nutzt sie trotzdem oder gerade deswegen, gnadenlos aus. An diesem Punkt muss sie erkennen, dass sie richtig naiv war, hat aber nicht mit der mitleidlosen Autorin gerechnet, die ihr jetzt richtig übel mitspielt. Die Pläne ihrer angeheirateten Familie gehen noch weiter, Archie, der „liebevolle“ Gatte, sowie Schwiegermutter Rosamond wollen Morgan beerben, zeitnah und unauffällig. Die Autorin prügelt auf die Schreibmaschine ein, dass man richtig Angst bekommt. Zaubert so manche Situation aus dem Hut, da ist Gänsehaut garantiert, nur hat man immer den Gedanken im Hinterkopf, warum machen manche Leute so ´nen Müll. Wäre menschliche Geldgier eine Detonation, dann muss man den Urknall als laues Lüftchen bezeichnen

(Ullstein)

ISBN 978-3-458-26635-5  462 Seiten     8,95€ (D)