BUCHCOVERREZENSION
Fitzek.s DerAugensammler

SEBASTIAN FITZEK –

Der Augensammler

Ein abscheulicher Charakter mit dem Drang zu unmenschlichen Taten betritt die Berliner Szene. Der Augensammler will sein Spiel durchziehen und so wirklich kann ihn keiner bremsen. Dabei zerstört er Familien am Fließband. Erst tötet er die Mütter, dann entführt er die Kinder, die er nach Ablauf eines, seines Ultimatums, ebenfalls tötet und ihnen das linke Auge entfernt. Wie Sebastian Fitzek, nach Vollendung seines Werkes noch ruhig schlafen kann, wird wohl ein Rätsel bleiben. Oder hat er auch Alpträume? Jedenfalls sichert man, bei der Lektüre, Fenster und Türen noch zusätzlich und kontrolliert den Schlaf seines Nachwuchses extrem nachhaltiger. Man atmet sogar erleichtert auf, wenn man entdeckt, dass die Katze, anstatt auf dem Sofa zu lümmeln, es sich im Kinderbett gemütlich gemacht hat und dem Zögling den Rücken wärmt, so banal normal ist der Alltag. Selbst hartgesottenen Lesern ballt sich der Magen zur Faust, Fitzek versteht sich drauf eine solche Story vor den Augen selbiger zu präsentieren. Und seine Figuren sehen einfach scheußlich aus, Schlafmangel, Dauerstress und Erfolgsdruck sind probate Anwendungen, seine Gesundheit zu ruinieren. Und dementsprechend aggressiv reagieren so manche. Alex Zorbach darf das am eigenen Leibe erfahren, immerhin steht er im Interesse des völlig durchgeknallten Charakters, aber das weiß er noch nicht, nur gerät er ins Fadenkreuz der genervten Berliner Polizei. Fitzek schiebt ihm „Beweise“ in die Schuhe, die sich gewaschen haben. Erinnerungen an Stieg Larsson werden wach. Und immer wieder steht er im Mittelpunkt, wo keiner sein sollte. Sebastian zieht den Bogen sehr weit. Um das Schicksal seines Romaninterpreten Alex, will man selbigen nicht beneiden. Als erdachte oder beobachtete Figur hat man das nicht verdient, was Fitzek sich an Trivialitäten ausgedacht hat. Und Sebastian wirft ihn Situationen, haare sträubend. Zumindest hat Zorbach ja einen Psychologen, immerhin war er selbst Polizist, auch wenn mit einem persönlichem 9.11-Erlebnis. Wenn man die Rückwärtsnummerierung der Seiten des Buches kapiert hat, passiert sprichwörtlich auf der letzten Seite, dann rennt man in Weltrekordnorm ins Zimmer seines Kindes. Hoffentlich nur, um die Katze im Kinderbett zu finden, wenn sie dem Nachwuchs die Vorteile des Katzenfells gegen Rheuma zu offerieren versucht, weil auf dem Sofa hat sie, dann doch, nicht wirklich was verloren.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-50375-1   439  Seiten  9,99 € (D)   10,30 € (A)