BUCHCOVERREZENSION
Carter.c Totenkuenstler

CHRIS CARTER –

Totenkünstler

Ein Racheengel betritt die Bühne des menschlichen Umfelds und er hat viel Wut mitgebracht. Dementsprechend tappt der Leser nach den ersten Seiten knöcheltief im Blut der Opfer. Erstes  war ein Staatsanwalt und sein Mörder zerstückelt ihn, um einer perfiden Kunst zu frönen, aus seinem Opfer ein Bild zu formen. Chris Carter will wahrscheinlich noch seinen Bus kriegen, so zieht er das Tempo richtig an. Die Ermittler haben noch kein wirkliches Bild vom Tatort, schon schlägt der Täter erneut zu, genauso gnadenlos, genauso brutal. Nur hat es jetzt einen Polizisten getroffen, was alle Kollegen aus dem Umkreis von LA, auf den Plan ruft. Polizistenmord ist doch eine andere Kategorie. Aber wieder steht eine Skulptur der Reste des Opfers am Tatort. Carter hält das Tempo im oberen Bereich, den Begriff Bremse dürfte ihm unbekannt sein, sein Fuß kennt nur ein Pedal, Gas. Seine Finger fliegen über die Tastatur, um Worte zu formen, eine wahre Pracht zu folgen. Kaffee trinken ist ein Fremdwort, man kann ja die Zeit nutzen, den Leser zu schocken. Und das hat Chris gut drauf, der Wasserkocher brodelt, nur hat man keine Zeit, dass köstliche braune Pulver aufzugießen. Und noch immer sind die Ermittler im Hintertreffen. Und der Möchte-gern- Künstler verewigt sich wieder. So zusagen auf dem Schreibtisch des nächsten Opfers. Als eine weitere Aussage des Mörders materialisiert sich eine neue Kreation und die muss erst mal interpretiert werden, um die Ermittlungen weiterführen zu können. Obwohl seine „guten“ Figuren glatt ausgeschliffen sind, mehr oder weniger ohne wirklichen Makel, stellt Chris harte Aufgaben an seine Ermittler. Ist der Täter im unmittelbaren Bereich der Opfer zu suchen, oder doch wo anders? Man hat viel aufzuarbeiten, um das Motiv zu verstehen. Und das hat es in sich. Carter entpuppt sich als ein Schreiber, der gekonnt schocken kann, seinen Leser mit Spannung am Buch hält und sein Pokerface aufsetzt, wenn es um den Sinn seiner Geschichte geht. Nicht nur die Toten sind Opfer einer perfiden Seele, welche immer dieses Dilemma ausgelöst hat, auch Unbeteiligte, vom Geschehen berührt, können und werden im Sog von Verbrechen zu zerbrochenen Existenzen. Blicke hinter die Kulissen …

(Ullstein)

ISBN 978-3-548-28539-9  443 Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)