BUCHREZENSIONEN

EDUARD FREUDLINGER –

Pata Negra

Im freundlichen, klimaverwöhnten, Südspanien wird ein Tourist tot in seinem Hotelbett gefunden. Todesursache ein Medizincocktail, der jedem Junkie die Tränen in die Augen treiben würde. Nur war der junge Deutsche alles andere als suizidgefährdet, warum starb er unter solchen Umständen. Die Polizei ist mit ihrer Weisheit am Ende, von allen guten Geistern verlassen trifft es wohl eher und, da keine primäre Fremdeinwirkung festzustellen ist, wird der Fall zu den Akten gelegt. Eduard hat Freude am Detail, ohne seine Handlung in die Länge zu ziehen, er packt gleich ein paar Fakten auf den Tisch und der Leser kann sich schon Gedanken machen, wie es sich weiter entwickelt. So materialisiert sich der Bruder in Andalusien. Kilian ist der festen Überzeugung, Xaver hat keinen Selbstmord begangen. Er trifft Joana, die im „Hotel Costa Tropical Palace“ arbeitet und mit dem Schicksal zu kämpfen hat, dass ihre kleinere Schwester, schon länger, vermisst wird. Und so stöbern beide in dunklen, verstaubten Ecken. Sie recherchieren Xavers Reiseweg durch Spanien und kommen zu Ergebnissen, die den Suizid in Frage stellen. Wobei sich die Unterstützung der hiesigen Freunde und Helfer in ziemlich beschränkten Grenzen hält. Freudlinger bringt ein plastisches Bild vom andalusischen Ort Almuñécar herüber, mit dem kompletten mediterranen Charme, wie ein Reisekatalog, wäre da nicht der alptraumhafte Hintergrund, dass sich im Hotel die Todesfälle häufen. Leute sterben wie die Fliegen im arktischen Winter und die Ordnungsmacht steht dem sehr hilflos gegenüber. Was Eduard auf die Beine stellt, um den Leser an seine Zeilen zu fesseln ist erstaunlich. Der Mann schreibt ohne Kunstpausen, immer seinem roten Faden nach und so überschlagen sich die Ereignisse, wie Bodenturner. Er hat das Tempo wohldosiert und man muss schon bis zum Ende lesen, wenn man wirklich wissen will, was passiert ist. Und genau das tut man.

(Piper)

ISBN 978-3-492-30111-4  427 Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)