BUCHCOVERREZENSION
Hearne.k ChronikDesEisernenDruiden

KEVIN HEARNE –

Die Chroniken des eisernen Druiden - Die Hetzjagd

Ein Sonnenschein von Schriftsteller greift nach den Sternen. Kevin entpuppt sich als gnadenlos humorvoller Erzähler, der aus allen Nähkästchen des menschlichen Götterglaubens plaudert. Wenn Morrigan, mit Hekate und Kali im Schlepptau, zum Shoppen geht oder zum Kaffeekränzchen lädt, dürfte sich hier jede Erklärung als überflüssig herausstellen, sind halt Göttinnen des Todes. Das so mancher Vertreter dieser Fantasien nicht ganz auf dem neuesten Stand der humanen Degeneration ist und neu könnte bedeuten, dass die Entwicklung von Ereignissen oder so manche Erfindung schon ein paar Jahrhunderte her ist, steht dann doch auf einem anderen Blatt. Aber das ist die geringste Sorge von Atticus O´Sullivan. Irgendwo in Arizona heimisch geworden, weil es in der „Neuen Welt“, wen wundert es, götterfreie Zonen gibt, versucht er sich ein Privatleben mit einem Buchladen für esoterische Medien, Schriften und ähnliche Dinge, plus Wolfshund Oberon aufzubauen. Mittlerweile einundzwanzig Jahre (ups … Jahrhunderte natürlich) auf der Erde muss der irische Druide, der letzte seiner Art feststellen, dass sein Lieblingsfeind zum Finale geblasen hat. Aenghus Og hat einen ausgeprägten Hang zum Hass. In der Hierarchie der Tuatha dé Danann ist er, bezeichnenderweise, der Gott der Liebe. Wie nah beide Emotionen nebeneinander liegen bedarf keiner Diskussion, nur, wir sind Menschen, unvollkommen. Ein Gott sollte darüber stehen. Obendrein ist er sehr nachtragend und rachsüchtig. Götter halt. Man liest sich auf den ersten Seiten fest. Kevin hat ein Rezept zum Nachmachen gefunden, pinselt fröhlich vor sich hin und lässt dem Leser freien Lauf. Mit dem Wolfs-, oder besser, Kriegshund ein Schwatz zu machen ist eine Angelegenheit. Wenn dann aber die irische Göttin der Jagd, Flidais, selbigen zum Ausflug überredet, um sich Zugang zur Küche zu verschaffen, macht dieser Umstand Atticus doch etwas Kopfzerbrechen, da die gute Frau zwar alles von der Jagd weiß, aber von Elektrizität nicht wirklich Ahnung hat. Jetzt wissen wir, warum es im Lande Tir Na Nog keine modernen Küchengeräte gibt. Kevin Hearne rüttelt hier nicht nur am Götterbild, sondern vorwiegend am menschlichen Zwerchfell. Ein Streitwagen, gezogen von Hirschen, die obendrein noch den Hund aufziehen, geparkt in der Einfahrt, dürfte auch dem gottlosesten Ami ein Problem in Bezug auf seine Wahrnehmung geben. Doch Atticus hat schwerwiegendere Probleme, hat sich doch ein keltischer Gott auf ihn eingeschossen, der ihn unbedingt über den Jordan jagen will und auch einige Anstrengungen auf den Weg bringt, seinem Ziel näher zu kommen. Und dessen Ideenreservoir ist fast unerschöpflich. Ansonsten sind O`Sullivans Kontakte zu überirdischen Naturen so zahlreich, das die bekannte religiöse Elite vor Neid erblassen würde. Nicht nur Götter stromern durch die Handlung. Hearne lässt die gesamte Palette an Fantasy-Figuren aufmarschieren, Werwölfe und Vampire als Anwälte, Ghoule mit Tiefkühltransportern und komplette Hexenzirkel, da fragt man sich, wie er die Gagen bezahlt.

(Klett-Cotta)

ISBN 978-3-608-93931-6  345 Seiten