BUCHCOVERREZENSION
Mofina.r geaechtet

RICK MOFINA –

Geächtet

Einen spannenden Thriller zu schreiben ist schon eine Kunst. Rick Mofina hat sie perfektioniert. Mit „geächtet“ ist ihm ein Werk gelungen, das eine ziemlich hohe Messlatte anlegt. Spannungsgeladen bis zum Ende, zieht Rick ein straffes Tempo im Erzählen an. Und seine Ereignisse überschlagen sich. In Wyoming, USA, ereignet sich ein schwerer Verkehrsunfall. Vater Joe stirbt dabei, Mutter Emma überlebt und von Baby Tyler zeugen nur noch die Schuhe, dass es den kleinen Racker mal gab. Spurlos verschwunden ist das Kind und wird, im Nachhinein, für tot erklärt, verbrannt im Autowrack. Ein Fakt, den Emma Lane nicht akzeptiert, da sie sich sicher ist, jemand hat ihr Kind aus dem Wagen geborgen und ein zweiter Verkehrsteilnehmer im Spiel war. Nur stößt sie überall auf taube Ohren und Unverständnis und muss sich so einiges über posttraumatischen Stress und Schuldgefühle anhören, aber sie gibt nicht auf und sucht nach ihrem Nachwuchs. In Brasilien geht, in einem Lokal, eine Bombe hoch, zehn Menschen sterben, darunter zwei Journalisten der WPA und die Tochter eines Drogenbarons. Bandenkrieg, ist die erste Schlussfolgerung der zuständigen Ermittler. Doch WPA hat einige Informationen von einem der Opfer, sie wollte sich mit einer Informantin treffen. So wird Reporter Jack Gannon zur Recherche nach Rio de Janeiro geschickt, wo er sehr schmerzhafte Erfahrungen mit einer Drogengang macht, die von ihm verlangt, ihre Nichtschuld zu publizieren. Seine Nachforschungen führen ihn zu weiteren Ergebnissen und in die weite Welt. Wo weitere schmerzliche Erlebnisse lauern. Mofina lässt seinen Journalisten leiden, buckelt ihm so ziemlich traumatische Augenblicke auf. Dem ist aber noch nicht genug. Auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik stirbt ein kerngesunder Mann einen qualvollen Tod, den nun wirklich keiner verdient hat, während er nur ein Bier trinken wollte und seine Frau sich gerade im Fitnessraum abrackert. Das Timing ist schon etwas schockend. Nicht nur Jack und Emma sind auf der Suche, Geheimdienste treten auf den Plan. Was Ricki hier aus dem Hut zaubert, ist so haarsträubend, das sich jeder Löwe seiner Mähne schämen muss. Einige unserer Miterdenbewohner, (in)humanen Ursprungs, haben halt einen vollen Riss in der Schüssel. Manchmal werden die ehemaligen Bösen dann sogar die Guten, nur vergessen sie eins, dass ihre Vergangenheit genau solche Szenarien erst provoziert hat. Unser Autor nennt Ross und Reiter. Beschwört eine Situation herauf, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und kreiert eine durchgeknallte Persönlichkeit, die einen Hass auf die gesamte Menschheit hat und die Krone (den Gipfel) der Schöpfung in den Staub treten will. Wenn Menschen von so einigen Dingen zu viel haben, wie Freizeit, Geld, Zugang zu geheimen Informationen, Verbindungen zu ebensolchen skrupellosen Individuen, wie man selbst ist, plus dem Wissen, wie man das zu seinem Vorteil ein- und umsetzt, dann kommen Dinge zu Tage, die selbst die schlimmsten Alpträume in den Schatten stellen. Bei dem Gedanken, mit solchen Leuten zusammen zu fahren, fährt man zusammen.

(Mira-Verlag)

ISBN 978-3-89941-847-7  521 Seiten    8,95€ (D)  9,20€ (A)