BUCHCOVERREZENSION
French.t Sterbenskalt

TANA FRENCH –

Sterbenskalt

Tana French entwickelt sich, in der Hierarchie der Krimiautoren, zu einer unumschränkten Kaiserin. In „Sterbenskalt“ demonstriert sie das grandios, nicht nur das sie den Spannungsregler permanent unter Strom hält, hier zeigt sie einen Extremhumor a´la Robotham oder Bazell. Frank Mackey, mittlerweile zu einem der besten Undercoveragenten der irischen Polizei qualifiziert, wird von seiner Vergangenheit und ersten Liebe eingeholt. Im Jünglingsalter wollte er, mit Rosie, weg von zu Hause und seiner verkorksten Familie, ein neues, erfülltes Leben beginnen. Nur das Rosie nicht zum Fluchttermin erschienen ist. Lange hat es gedauert, zweiundzwanzig Jahre hat er seine Familie nicht mehr gesehen und natürlich auch Rosie nicht, deren Lebensweg er nicht nachvollziehen kann und eine riesige Lücke in sein Leben hinterlassen hat. Jetzt taucht die Leiche der jungen Frau auf, im unmittelbaren Umfeld zu seiner Familie, die er nicht mal in seinen, von Schweißausbrüchen begleitenden, Alpträumen hätte wiedersehen wollen. Und Rosies Familie, die in ihm nur den Loser sah, hängt im gleichen Dunstkreis. Frau French zeichnet ein farbenfrohes und ausdrucksstarkes Bild, von zwei Familien, im neokapitalistischen Irland, oder sollte man sagen Elend, die sich  in die Flicken bekamen und diese „Fehde“ genüsslich fortführen, was ja ein Grund für die Fluchtpläne  des jungen Glücks war. Tana packt noch ein Päckchen Gesellschaftskritik rauf, von wegen Schwanzersatz und dumme Menschen, die unsere Gefühlswelt dominieren, und natürlich die ganz schlauen, weil reich und mächtig, sie Dir vorschreiben können, was Du zu tun und zu lassen hast. Da ist sie gnadenlos bei der Sache, Frank muss ja schließlich seine Tochter Holly erziehen und ihr gewisse Werte vermitteln. Trotz Scheidung ist er ein Vater, und da will er ihr den Unterschied vermitteln, was braucht man, was will man und was soll man, laut überkandidelter Gesellschaft, haben.  Frau French vernetzt das sehr gekonnt. Nur will Frank natürlich wissen, was damals passiert ist. Hat Rosie ihn sitzen lassen oder liegt doch ein Verbrechen vor. Nicht nur das Rosie seine Traumfrau war, er ist Polizist, wenn auch mit eigenen Vorstellungen von Vorschriften und Moral, seine Klienten haben ja schließlich keine. Frau French umgeht das Kraftwerk, Stromanbieter sind teuer, sie haut den Saft direkt auf ihre Seiten um den Leser zu elektrisieren.

(Fischer)

ISBN 978-3-596-18834-5  593 Seiten     9,99€ (D)  10,30€ (A)