BUCHCOVERREZENSION
Robotham.m SagEsTutDirLeid

MICHAEL ROBOTHAM –

Sag, es tut Dir Leid

Der Brotkorb für Autoren von Thrillern hängt ja bekanntlich sehr hoch, nur das Michael Robotham keine Schwierigkeiten hat, selbigen zu erreichen und zu plündern. Nicht nur, dass er zwei Charaktere hat wachsen lassen, seine gesamte Art zu schreiben und seine Umwelt zu reflektieren, ist schon eine Klasse für sich. Seine Beschreibungen sind farbenfroh und ausdrucksstark, seine Dialoge so blumig, dass man sich kringeln könnte. Robo macht süchtig. Zwei Mädchen wurden entführt, Jahre ist es her. Ein brutaler Doppelmord rückt ins Fadenkreuz der Polizei. Nur ist der Verdächtige ein etwas anderer Mensch, geistig nicht so wirklich auf der Höhe, einem verängstigtem Kaninchen vor der Schlange ähnlicher, als ein junger Mann auf dem Zenit seiner Schaffenskraft. Durch Zufall kommt Joe O`Loughlin, im Schlepptau mit Tochter Charlie, nach Oxford, um einen Vortrag zu halten und schon wird er von der Polizei, die zwar weitsichtig und gründlich ist, aber von jeder Weisheit verlassen wurde, in Beschlag genommen um psychologisch den verdächtigen, ja, schizophrenen Knaben auszuloten. Dabei macht er nicht nur manche Entdeckung, sondern gerät in einen Strudel von Selbst- und Lynchjustiz. Eines der entführten Mädchen taucht, nach drei Jahren, in unmittelbarer Umgebung des Doppelmordes wieder auf, leider tot und sexuell verstümmelt. Robo zieht am Tempo, das es eine wahre Pracht ist. Er peitscht die Spirale der sinnlosen Gewalt in schwindelerregende Höhen, so dass man fast ein Sauerstoffgerät benötigt. Wären Missgunst und Dummheit der Menschen, die er hier darstellt, ein Berg, würde der Mount Everest sich im Schatten eines Hundehaufens verstecken können. Joe muss wieder leiden, aber als Stiefsohn seines Schöpfers ist er ja Kummer gewohnt. Sein Lichtblick, Vincent Ruiz, Polizist im Ruhestand, der ihn nach Kräften unterstützt. Die entnervende Suche nach dem zweiten Entführungsopfer beginnt erneut. Micha ist als Schreiber eine Latte geworden, an der sich andere Schriftsteller messen lassen müssen. Als Autor glänzt er, wie ein nagelneues Fünfmarkstück. Wie er, trotz der brisanten Themenstellung, seinen Humor nicht verliert, und selbigen an den Leser weitergibt, ist schon bewundernswert.

ISBN 978-3-442-31316-7  475  Seiten  14,99 € (D)   15,50 € (A)

(Goldmann)