BUCHCOVERREZENSION
McFadyen.c DasBoeseInUns

Cody McFadyen –

Das Böse in uns

In der Monarchie der Thriller-Autoren ist Cody unbestritten ein Kaiser. Er webt in seine Geschichten alles ein, was das Leserherz begehrt. Liebe und Freundschaft, Loyalität, bis die Engel weinen. Und tödlichen Hass bis zu grenzenloser Gleichgültigkeit, dass die Teufel lachen. Menschliche Emotionen sind sein Spezialgebiet. Und er gurkt nicht einfach rum, sondern zieht alle Register eines Schreibwütigen, bis die Tasten der Schreibmaschine mehr Schmerz empfinden, als seine Finger. Manchmal fragt man sich vor wem man mehr Angst haben sollte, vor dem Schreibtisch- oder dem wahren Täter. Und seine Figuren sind alles andere als wirklich liebenswürdig, im Gegenteil, das nächste Täterprofil versucht, mit viel Erfolg, das vorherige noch zu übertrumpfen. Dass es abnorme Charaktere gibt, weiß man ja, aber die Prachtexemplare, die Mcfadyen ans Tageslicht und vor den Leser zottelt, überbieten sich gegenseitig an mangelnder gesellschaftlicher Kompetenz. Und so muss Smoky Barrett wieder Heim und Herd verlassen, um sich auf die Pirsch zu machen, nach einem ganz besonderen Vertreter der Gattung Serienmörder. Der Prediger sucht sich seine Opfer nach dem Motto aus, Du hast gesündigt, jetzt musst Du Gott vertrauen, mir beichten und dann schicke ich Dich in den Himmel. Er kennt seine Opfer, hat sie und ihr Umfeld gut recherchiert. Obwohl viele dieser Menschen sich geändert, ihre Fehltritte bereuten und Gott, schon lange vor der Begegnung mit diesem völlig durchgedrehten Möchtegernpriester, gefunden hatten, gibt er ihnen keine Chance. Eine pervertierte Seele, mit einem so verkorksten Verstand, dass man damit Weinflaschen öffnen könnte. Und mit viel Akribie. Seine „Wohltaten“ veröffentlicht er im Internet, sorgt aber dafür, dass der eigentliche Tötungsakt nicht gesehen wird. Im Gegenteil, er versucht seriös zu erscheinen, dabei geht ihm alles ab, was man wirkliche christliche Nächstenliebe nennt. Wäre menschliche Dummheit Licht, würde die Sonne nicht mal mit einer Kerze konkurrieren können. Agentin Barrett ist nicht gerade zartbesaitet, hat viel Übel erfahren, aber hier muss selbst sie kotzen. Trotz aller Widrigkeiten erhält Cody seiner Romanfigur die Menschlichkeit, man wird mitleiden und ebenso weiter Fragen stellen. Mr. Mcfadyen wird zu einem interaktiven Ansprechpartner.  Er lässt Leute aufmarschieren, die man fragen würde, sollte und es sogar tut. Er schickt seine Leser in eine Geschichte, die genauso hier, im Umfeld, passieren könnte. Nur das man, während des Lesens, freiwillig Fenster und Türen verschließt.

(Bastei-Lübbe)

 ISBN 978-3-404-16421-9  445 Seiten     9,99€ (D)  10,30€ (A)