BUCHCOVERREZENSION
Suarez.d Daemon

Daniel Suarez –Daemon

Suarez entwirft ein ziemlich dunkles Szenario in einem, durch computergesteuerte Prozesse geprägtes, Zeitalter. Eine KI macht das Leben zu einem Mülleimerprodukt. Als erste springen zwei Programmierer der Softwarefirma CyberStorm über die Klinge und danach bei einer versuchten Hausdurchsuchung, mehrere Polizisten und FBI-Agenten. Erdacht wurde das Ganze durch den, kürzlich verstorbenen, Rechnerfreak und Softwareentwickler Matthew Sobol, seines Zeichens der Oberste und Größte Meister der CyberStorm-Firmengruppe.  Mit seinem Tod gab er dem System „Daemon“ das Startsignal, den Sensenmann in die Spur zu schicken und die humanen Feldlandschaften etwas auszudünnen. Im weitverzweigten Internet ist es irgendwo verborgen und führt mit tödlicher Präzision aus, was sein Meister ihm befohlen hat.  Oberste Priorität ist es jetzt, möglichst zeitnah, herauszufinden, was Matthew Sobol damit bezweckt, sowie seine Motive zu beleuchten und den Spuk zu beenden. Nur wird das mit blanker Waffengewalt nicht zu bewerkstelligen sein. Suarez zerrt die finsterste Fantasie ans Tageslicht. Dieses System schlachtet, völlig unbeeindruckt, weiter Menschen ab, die, wider besseres Wissen, in einen Kampf mit einem Moloch geschickt werden. Die Führungsriege war gewarnt worden und trotzdem wird auf brachiale Mittel gesetzt. Der Kollege mit dem landwirtschaftlichen Utensil auf der Schulter hält reiche Ernte. Nur das er die Sense an den Nagel gehängt und durch einen modernen Mähdrescher ersetzt hat. Durch die ausgeklügelte Programmierung werden Leute manipuliert, dem toten Wahnsinnsgenie noch in die Karten zu spielen. Und „Daemon“ ist großzügig, mit materiellen Mitteln, mit Anreizen aller Art. Und gescheiterte Existenzen sind genauso anfällig wie fanatische. Beim Lesen bildet sich erst mal Gänsehaut, in den Adern bilden sich rote Eiszapfen. Was über Computerprogramme so alles möglich ist, sprengt schier alle Grenzen. Immer wieder das leidvolle Thema, wie wenig der Mensch eigentlich wert ist, wenn um materielle Werte, sprich Gewinnmaximierung einzelner Interessenten, geht. Und wie was einem so richtig aufstößt ist der Punkt, wie gläsern wir geworden sind, natürlich wieder nur im Interesse einzelner. Daniel tobt durch die Seiten, wie „Daemon“ persönlich, er macht vor nichts Halt. Den Spiegel unserer Welt hält er uns nicht vor die Nase, er knallt ihn uns unbarmherzig ins Gesicht. Wenn er damit Nasenbluten auslöst, nimmt er es billigend in Kauf. Im Laufe der Seiten packt er immer noch einen oben rauf. Nun entwickelt er sich zu einem modernen Miguel de Servantes, nur das der Kampf Don Quichottes gegen die Windmühlen noch drollig war. Sein Szenario könnte blutiger Ernst werden.

(Rowohlt)

ISBN 978-3-499-25643-1  622 Seiten     9,99€ (D)  10,30€ (A)