BUCHCOVERREZENSION
Suarez.d DarkNet

Daniel Suarez – Darknet

Nach „Daemon“ hier nun der zweite Teil von Daniels Cybergeddon. Unsere Apokalyptischen Reiter (leider nicht die phantastische Band) sind auf Kriegspfad und keiner weiß es wirklich oder nimmt es zur Kenntnis. Nur sind deren Pferde auf einem Gnadenhof geparkt, oder in einem Streichelzoo, und die Jungs sind auf eine modernere Ausführung von globalen Reibereien umgestiegen. Die Spannung knistert im knallroten Level und informativ ist dieses, man kann nur sagen, Lebenswerk, auf höchstem Niveau. Suarez muss reichlich Zeit investiert haben, für dieses Buch zu recherchieren, um dem Leser Fakten zu präsentieren, die eigentlich offensichtlich sind, nur haben wir keine Zeit, diese zu hinterfragen, wir sind ja damit beschäftigt, unsere Arbeit zu tun, ein Rädchen, hoffentlich funktionstüchtig, im Getriebe des Spielzeugs der Mächtigen zu sein. Suarez sendet eine klare Botschaft, man kann auch anders. Das Computerprogramm „Daemon“ kontrolliert viele Daten dieser Welt. Sein geistiger Vater, der verstorbene IT-Freak Matthew Sobol hat eine Datenschleife erdacht, die auf bestimmte Ereignisse reagiert und sich als KI verhält. Nach etlichen blutigen Auseinandersetzungen, versuchen viele Seiten, jeder für sich, so einige Erkenntnisse zu sammeln. Kann man so oder so einsetzen. So entwickeln sich Gemeinschaften, die wieder normale Lebensmittel anbauen wollen und dankend auf den Soja-Fraß verzichten. Oder auf globalisierte Tomaten, die mehr Wasser enthalten als der Pazifik. Andere Energieformate nutzen, die es ja schon gibt. Leute, die durch das Darknet eine neue Zukunft sehen, werden immer zahlreicher. Was als Alptraum begann, entwickelt sich zu einem Segen, natürlich nicht für alle. Aus der Sicht der globalen Wirtschaft würden multinationale Konzerne in einem solchen Spieleszenario viel verlieren, dementsprechend ist die Reaktion, solche Sperenzien müssen unterbunden werden. Das einfache Volk hat kein Recht auf ein sorgenfreies und erfülltes Leben, das ist den Reichen, Schönen (meist dummen) und natürlich den Mächtigen und Skrupellosen vorbehalten, ebenfalls eine logische Option, auf Kosten erstgenannter. Nur gibt es hier nicht wirklich klare Fronten, wie in der Fantasy beispielsweise. Bei manchen Figuren muss man sich schon durchbeißen, wie man seine Sympathie verteilt. Daniel Suarez schüttelt die Kopfkissen der „Demokratie“ mal richtig auf und verursacht einen Daunensturm, hinter den man erst mal blicken muss. Und weil er schon mal dabei ist, zieht er gleich noch die Laken ab, damit wir die Matratze sehen, auf der sich unsere Creme de la Creme wälzt. Auf unsere Kosten.

(Rowohlt)

ISBN 978-3-499-25244-0  474 Seiten     9,99€ (D)  10,30€ (A)