BUCHREZENSIONEN

SEBASTIAN FITZEK –

Das Kind

Anwalt Robert Stern hat einen neuen Klienten, einen sehr ungewöhnlichen dazu. Simon ist zehn Jahre alt und stammt aus zerrütteten Familienverhältnissen. Das ist extrem blauäugig ausgedrückt. Nun hat man einen Tumor in seinem Kopf entdeckt, der Junge ist in Behandlung, aber viel Zeit gibt man ihm nicht. So wird er zu einer „Rückführung“ eingeladen, die ihm zeigen soll, nach dem Tod geht es weiter. Soll sich jeder sein eigenes Urteil zu diesem Thema bilden. Nur bei Simon geht die Sache nach hinten los, er hält sich jetzt für einen Mörder aus einem früheren Leben und er weiß auch, wo seine angeblichen Opfer deponiert sind, die vor seiner Geburt ermordet wurden. Stern steht nicht nur vor Rätseln, sondern auch andere Unannehmlichkeiten klingeln an seiner Tür. Ebenfalls sehr untertrieben. Und Simon hat nach mehreren Toten noch einen Lebenden im Ärmel, der den Weg alles Irdischen gehen soll. Sebastian Fitzek eröffnet seine Achterbahn des Grauens und setzt dem Leser erst mal den Elektroschocker an den Hals. Gut für den Leser, da so einige von Basti´s Figuren ganz andere Wege gehen. Der Mann kann schreiben, dass das Blut in den Adern gefriert. Soviel humangenetischen Abfall, den er in seinen Buch beschreibt, kann man sich nicht wirklich vorstellen und doch sind diese Abgründe real, nur registrieren wir sie eher weniger. Hiermit erinnert er uns daran, mal die Augen zu öffnen. Und zeigt uns einen richtig tollen Fall von Zivilcourage und Beherztheit, die so mancher seiner Protegés an den Tag legt und das in einer so verachtenswerten Szene, die keine Rücksicht auf andere, schon gar nicht Kinder, nimmt. Sich am Leid anderer, vor allem Kinder, ergötzt. Welche seelischen Folgen sich für ihre Opfer, eben Kinder, ergeben ist diesen Leuten genauso egal wie die letzte Wasserstandsmeldung vom Orinoco. Und Sebastian hat so manches in petto, sein Buch liest sich flüssig, ohne Schnörkel und Gehabe. Hat man diese Seiten in die Hand genommen, legt man sie so schnell nicht mehr weg. Und denkt erst mal nach!

ISBN 978-3-86800-669-8   389  Seiten

(Weltbild)