BUCHREZENSIONEN

SIMON BECKETT –

Verwesung

Wenn Beckett seinen Starermittler, und forensischen Anthropologen, Dr. David Hunter auf die Menschen, zumindest die Toten loslässt, dann liegt Spannung in der Luft. Und dass sein Schreibstil alles andere ist, als zartbesaitete Gemüter zu erfreuen, sollte hinreichend dokumentiert worden sein. Im Gegenteil, was er aus den Mülldeponien menschlicher Abgründe herausfischt, reicht auch für so manchen hartgesottenen Leser. Der Mörder ist zwar schon gefasst und geständig, aber seine ersten Opfer glänzen durch Abwesenheit. Bei seiner letzten Tat ist er in flagranti erwischt worden, die Brutalität, die er dabei an den Tag gelegt hat, gipfelt in Richtung unaussprechlich. Nach Jahren wird ein Endschauplatz identifiziert. Das Opfer ist so übel zugerichtet, das es die ihm zur Last gelegte Perversität und damit auch seine Schuld zu bestätigen scheint, und nun erklärt sich der Delinquent bereit, die anderen zu offenbaren. Nur kann er sich nicht wirklich erinnern. Für Hunter beginnt ein Puzzle, dem er sich mit Hingabe widmet. Nur hat er, wie üblich, die Rechnung ohne Simon gemacht. Und der ist ja für so manche Überraschung gut. Leider ist Dr. David eine etwas blauäugige Person, die seinen Schöpfer nicht hinterfragt, so bleibt es dem Leser überlassen, Beckett zu interaktivieren. Mit „Verwesung“ schlägt der Autor einen literarischen Rundbogen, zu der Zeit als Hunters Familie noch lebte, bis zu der Zeit, nach seinem dritten Auftritt. Hier wird er wieder um Mithilfe gebeten, die immer noch nicht gefundenen Leichen zu suchen. Er ahnt ja nicht, was Simon Beckett mit ihm vorhat, also sagt er zu. Und wieder hat er einen Spießrutenlauf vor sich, der sich gewaschen hat. Unser Schreiber lässt ihn durch die Hölle gehen, und dabei hat es Beckett faustdick hinter den Ohren. Was der ohnehin schon gebeutelte Dr. Hunter vor den Latz geknallt bekommt, ist starker Tabak, aber das Wühlen in Mülltüten mit inhumanen Inhalt ist er ja mittlerweile gewohnt. Der Leser jedoch bekommt ein starkes Stück Spannung mit vielen Überraschungen.

 ISBN 978-3-499-24866-5  442  Seiten  9,99 € (D)   10,30 € (A)

(Rowohlt)