BUCHCOVERREZENSION
Barclay.j Schattenturm

ALEX BARCLAY –

Schattenturm

New York, eine Kindesentführung mit Lösegeldforderung. Die ganze Chose geht schief. Der Kidnapper bekommt zwar seine Penunsen, hat aber eine informierte Polizei am Hacken. Ein Fakt, der ihm weniger gefällt und so jagt er, das zuvor, mit Sprengstoff, präparierte Kind, samt Mutter in die Luft. Zeuge dieser Aktion ist Polizist Joe Lucchesi, der kurzerhand den Täter mit den Kugeln seiner Dienstwaffe durchsiebt. Nur hat der einen Kumpel, der zwar im Knast sitzt, aber Rache schwört. Hier wechselt Frau Barclay den Rhythmus, Joe quittiert den Dienst in Big Apple und zieht, samt Frau Anna und Sohn Shaun, ins Ländliche der „Grünen Insel“. Um den Leser in Sicherheit zu wiegen, gibt es erst mal ein paar Bilder familiärer Idylle, Irland ist einfach ein Bild der Ruhe, bis Sohnemanns Freundin ermordet wird. Und schon zieht Alex das Tempo wieder an. Sie wechselt schnell, von Rückblicken auf das Leben des Racheengels bis zur Gegenwart des Mannes, der den besten Kumpan des ersteren erledigt hat. Sie zeichnet ein düsteres Bild einer missbrauchten Seele, Qualen eines hilflosen Kindes, das zu einem Monster mutiert. Schon Wahnsinn, was aus einem menschlichen Wesen werden kann, das als Kind unsagbare Dinge ertragen musste, Mutter ist drogensüchtig und verkauft ihn als Sexspielzeug. Aus einer unschuldigen Seele wird eine extrem brutale Bestie, die in blinden Hass auf alles, seine ehemalige Hilflosigkeit in einen Rachefeldzug gegen die gesamte Menschheit verwandelt. Alex Barclay schönt nichts, die Tatsachen sprechen für sich. Sie schreibt ein Konzept, um den Leser mit den Hilferufen von missbrauchten Kindern zu konfrontieren, und der logischen Konsequenz, die daraus entstehen kann. Nur nutzt dass Joe nicht viel, da er jetzt, durch die New Yorker Aktion, zur Zielscheibe eines völlig durchgeknallten Charakters wird. Und der pflasterte, schon lange vorher, seinen Lebensweg mit Leichen, die, lebend, ihm gegenüber genauso hilflos sind, wie er in seiner Kindheit war. Rache an den Schuldigen kann man ja noch verstehen, aber sich an Unbeteiligten zu vergreifen, weil sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sind? Er lässt seine Opfer, mittlerweile völlig pervertiert, über die Klinge springen. Keine Gnade, für keinen. Er lässt alles und jeden, für seine verpfuschte Kindheit büßen und kehrt den überlegenden heraus. Frau Barclay umreißt  ein beklemmendes, gruseliges und perfides Bild von Menschen, die Opfer waren und sich nun zum, fast perfekten, Mörder entpuppen. Sie lässt keine Nuance aus, zeigt Leute, die mitschuldig sind, dass ein Mensch zur Bestie wird und es ermöglichen, dass die Perversion erst lebensfähig wird.

 ISBN 978-3-404-15692-4  380  Seiten  8,95 € (D)   9,20 € (A)

(Bastei-Lübbe)