BUCHCOVER | REZENSION |
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SHARON BOLTON – TodesopferMan will man einfach nur sein totes Pferd und Freund, wenn auch illegal, begraben, da stößt man auf den Endschauplatz eines Gewaltverbrechens. So passiert es Tora Hamilton, Zugezogene auf den Shetlandinseln. Beim Ausheben eines letzten Ruheplatzes für Jamie, findet sie eine verstümmelte Frauenleiche mit eingeschnittenen Runen auf dem malträtierten Rücken. Und damit beginnt für die gute Frau ein ordentliches Tohuwabohu. Neben ihrem Job als Geburtshelferin und Hobby, Pferdenärrin, sucht sie nach der Identität der toten Frau. Dabei gibt es mehr Unklarheiten, als gesicherte Fakten und die Hilfsbereitschaft der Hiesigen hält sich eher in sehr engen Grenzen, nur die Polizistin Dana Tulloch, auch eine Nicht-Shetlandgeborene, hat ernsthaftes Interesse an diesem Fall. Sharon Bolton wählt hier einen Schauplatz, wo es ein fremder Mensch eh schon schwer hat, dann noch ein Verbrechen dazu und schon ist man abgestempelt, auch wenn man keine Schuld daran trägt, man hat nur die ländliche Idylle gestört, die den Einheimischen so am Herzen liegt, sowie den oder die Täter aufgeschreckt. Alles in allem, nicht schlecht für eine angeheiratete Inselbewohnerin. Frau Bolton würzt die ganze Geschichte noch mit einer Prise kruden Humors und schon hat der Leser eine gut zu verdauende Kost vor sich. Hinzu kommt eine kleine Lektion Runenkunde und heidnisch-nordischer Sagen. Noch ein bisschen im Taumel um Leiche und Arbeit, muss Tora erkennen, dass jemand nach ihrem Leben trachtet. Verbündete hat sie kaum, eigentlich nur Detective Sergeant Tulloch. Und dieser Partner bringt noch mehr Probleme in die archaische Inselwelt, fremde Polizeibeamte stehen sehr weit unten auf der Beliebtheitsskala, lesbische sowieso. Sharon Bolton wühlt richtig kräftig mit Vorurteilen herum, die auch in entlegenen Gebieten ansässig sind, so dass Verbrechen weniger interessant sind, als eventuelle Störenfriede des heimischen Herdes, im Gegenteil, der diesen Mord aufklären will, ist schlimmer als der Mörder, könnten die Erkenntnisse ja eine ungeliebte Veränderung auslösen. So kann das Verbrechen, unter dem Deckmantel der hiesigen Verschwiegenheit, weiter herumrudern. Genau in diesem Metier stochert Schreiberin Bolton herum, mit so ziemlich schockierenden Ergebnissen. Als normaler Leser fragt man sich, ob so mancher unserer Mitmenschen noch alle Latten am Zaun hat. Aber wenn es um Geld, viel Geld, geht, verlieren oben genannte Individuen alle Skrupel und schrecken vor nichts zurück. Sollte man im Hinterkopf behalten, wenn einem jemand ein zu gutes Geschäft anbietet, ehe man sich versieht steckt man in einem Schlammassel, aus dem man nicht mehr herauskommt. ISBN 978-3-442-46806-5 476 Seiten 8,95 € (D) 9,20 € (A) (Goldmann) |