BUCHCOVER | REZENSION |
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Roslund & Hellström – 3 SekundenKriminell muss man sein, um Kriminelle darzustellen. Und das ist die Aufgabe eines Undercoveragenten. Nur wie kriminell darf man sein? Wie weit geht man diesen Weg, ohne seine eigene Menschlichkeit zu verlieren? Und nicht, was will man erreichen, sondern, welches Ergebnis wird wirklich erzielt, ist das, was am Ende zählt. Die Risiken für das eigene und fremde Leben sind enorm hoch und hier stellt sich die Frage, gerade wenn es Unbeteiligte trifft und betrifft, wo ist das Ende der Fahnenstange. Die beiden Autoren fassen ein ziemlich heißes Eisen an, die Arbeit der offiziellen Stellen, die für unsere, von unseren Steuergeldern bezahlte, Sicherheit verantwortlich sind, mit kriminellen Elementen, um anderer Kriminalität auf die Spur zu kommen. Und sie stellen Fragen, Antwort können sie ja schwer geben, das können nur oben genannte Institutionen. Und die wollen nicht. Immerhin funktioniert die Methode, Feuer mit Feuer zu bekämpfen zwar in der Natur, aber, bekannter Weise, im menschlichen Mit- oder Gegeneinander nicht so gut. Und so entwickeln R&H ein eigenes Szenario, wie es passieren könnte, wenn… Ein speziell ausgebildeter Führungsoffizier sucht sich einen Kleinkriminellen, presst ihn eine Ecke, aus derjenige nicht mehr allein herauskommt, führt sich als dessen Freund auf und schon hat einen willigen Rekruten, der zumindest Hoffnung schöpfen darf, solange er nützlich ist. Das Schreiberduo spitzt die Sache recht schnell zu, der Leser braucht auf Spannung nicht warten. Was rüber kommt klingt plausibel und ist für einen Menschen, ohne Arglist, wahrscheinlich schwer zu verdauen, schließlich passiert das Ganze in unserer behüteten Zivilisation. So wird aus Piet Hoffmann, dem Kleinkriminellen, ein Angestellter von Wojtek, einer international agierenden polnischen Mafiaorganisation, und zur Freude seiner „Freunde“ und Führung, ganz oben im politischen Spektrum, schafft Piet den ganz großen Sprung zur gehobenen Ebene. Nur gibt es Spuren im Leben, die man nicht verwischen kann und es gibt Leute, die solche Spuren lesen und interpretieren können und das auch hinterfragen wollen, weil ihnen das Wohl der normalen Menschen eher am Herzen liegt, als das gewissen Elementen unserer Führungsriege lieb ist. Und so wird aus Infiltrator „Paula“ ein unliebsames Objekt, zeitnahe Existenzvernichtung angeordnet. Nur wer war dieser Mann wirklich? R&H bauen eine komplexe Situation heraus, die richtig gut zu lesen ist, man versteift sich schon auf so manchen Punkt, nur zeigen sie mal richtig einen Finger, wenn es um das Sicherheitsbefinden einiger, weiniger geht, die um ihre Posten zittern. Vermutlich noch krimineller als die komplette Mafia, in allen Schattierungen, weil sie unsere Gelder dahin gehend missbrauchen und ihre eigenen Mitarbeiter, unter Vorspiegelung falscher Versprechungen, Aufgaben geben, um sie hinterher zu opfern. (Fischer) ISBN 978-3-302-10214-4 571 Seiten 14,95 € (D) 15,40 € (A) |