BUCHCOVERREZENSION
Reading.m DritteAntichrist

Mario Reading –

Der Dritte Antichrist

Der dritte Teil von Nostradamus Weissagungen, was die Ankunft des Dritten Antichristen betrifft und der gleichzeitigen Wiedergeburt Christi, als Widersacher des Bösen, ist jetzt in trockenen Tüchern. Es ist schon starker Tabak, was Mario Reading dem geneigten Leser an literarischer Kost vorsetzt. In bestimmten Situationen nimmt er kein Blatt vor den Mund, stellt die Dinge ungeschminkt dar und führt uns vor, wie manche Mitmenschen (-unmenschen) reflektieren. Das geht bei Dracul Lupei, aus einem kleinen Dorf in Moldawien, los, der mit zwölf jungen Jahren seinen ersten Todschlag begeht und seine Schwester sexuell missbraucht, weil der Vater das ja auch macht und der obendrein seine eigene Tochter als Freudenmädchen verkauft. Er bekommt Deckung, durch einen alten Mönch, was den Todschlag angeht, aber dankbar ist er nicht.  Eines Tages hat er die Schnauze gestrichen voll, er tötet das Väterchen, weil der mal wieder mit der Schwester/Tochter rum gemacht hat und völlig durchdreht. Ohne Dracul wäre Antanasia jetzt tot. Seiner Meinung gehört seine Schwester nun nur noch ihm selbst. Der Erzeuger wird entsorgt, samt dem Familienesel, den als Tier in der menschlichen Gesellschaft nun wirklich keine Schuld trifft, aber das Vorzeigeobjekt seines ehemaligen Familienoberhauptes ist. Das ist die einzige Schuld des Esels, so muss er mit ins Gras beißen. Danach ermordet er den alten Mönch, weil es in sein Konzept passt, nimmt dessen Platz ein und macht danach einen auf Heiligen, gewinnt an Macht und Einfluss und gründet seine eigene Kirche. Die des wiedergeborenen Christus, er kleidet sich so, frisiert sich so, gibt sich jovial, erscheint als Wohltäter und ist extrem ehrgeizig. Er will Präsident von Moldawien werden. Auf diesen chaotischen Typen wird der Corpus maleficus aufmerksam. Schließlich will das neue zukünftige Oberhaupt des Armenhauses Moldawien den Atomkrieg gegen Russland und die Ukraine nicht nur planen, sondern die Angriffspläne liegen schon einsatzbereit im Schubfach. Napoleon, Adolf Hitler, Joseph Stalin  ( wäre der Vierte Antichrist nicht besser als Titel, wenn wir schon Winston Churchill beurlauben) lassen mal ganz freundlich grüßen.  Abiger de Bale, durch den Tod seines Adoptivvater ist er der Erbe des Corpus, besticht den Moldawier und zieht gegen die gesamte Welt, was seine Ziele angeht. Er will reich werden und das genießen. Dazu gehört die Ermordung seiner Adoptivmutter, sowie der Entledigung seiner Adoptivgeschwister, damit ihm seine lästige Familie nicht mehr im Weg steht, zum Reichtum. Der Corpus ist und war nur Mittel zum Zweck. Doch auch die Rache an Adam Sabir, seinem ewigen Widersacher im Wettlauf um die Gunst des Antichristen und dem wiedergeborenen Gottessohn gehört zu seinen primären Zielen. Der Antichrist, an sich, interessiert ihn nur am Rande, im Rahmen seiner zu erzielenden Ergebnisse. Gottes Sohn steht da schon auf einem anderen Blatt, kann der ihm doch einen Strich durch die Rechnung machen. Der schon angesprochene Adam ist im Besitz der Prophezeiungen von Nostradamus und der Meinung, den wiedergeborenen Christus und seine Mutter identifiziert zu haben. Ein Wettlauf beginnt. Adam ist ein Mensch, der hilfsbereit ist, auch wenn er derzeit eigene Probleme hat. Hilfe erhält er nur durch Calque, einem ehemaligen französischen Polizisten und durch Angehörige von Zigeunern, die das Leben von Leuten außerhalb ihrer Gemeinden nicht wirklich zur Kenntnis nehmen. Eine denkbar schlechte Ausgangsposition im Kampf gegen einen erbarmungslosen Gegner, wie de Bale, der über alle möglichen Leichen geht, bis zu seinem Ziel, seine Mittel und Wege scheinen Abiger (Abigor) Recht zu geben. Packendes Szenario, mit Wendungen in der Handlung, die man so nicht voraussieht. Blanker Wahnsinn, was Reading uns hier serviert. Hut ab vor diesem Schriftsteller, das Buch ist spannend bis zur letzten Seite und nachdem man die Lektüre abgeschlossen hat, wird man nachdenklich. Weil ihm die Geschichte recht gibt und genug Vollpfosten laufen heute noch rum, um solche Szenarien Wahrheit werden zu lassen. Was Mario hier getrieben hat, das so schonungslos in Szene zu setzen, wird man ihm nur in einer Anfrage oder im Rahmen eines Interviews entlocken, dieser Roman ist doch etwas anderes als normale Lektüre, allemal lesenswert, sämtliche Daumen, einschließlich aller anderen Finger richtig hoch.

Blanvalet