BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

GERAINT JONES –

Der Krieger

Monumentaler historischer Roman. Um den Mann, der, um 9 nach Christus, aufstand und sagte, es ist genug. Armin Hermann, der Cherusker. Wie die Karthager Hamilcar Barkas, im ersten Punischen Krieg, und seine Söhne Hannibal, genau der mit den Elefanten über die Alpen zog, und Hasdrubal, im zweiten Punischen Krieg, war auch Armin ein erklärter Feind Roms. Während Karthago an Bedeutung verlor, schon hunderte Jahre vorher, auch wenn seine Lichtgestalten bis heute unvergessen sind, konnte der Cheruskerfürst, im römischen Sprachgebrauch Arminius genannt, seine Strategie durchsetzen und Rom, vor den Grenzen der Germania Magna, zwar nicht in die Knie zwingen, jedoch die Macht des Imperiums stark begrenzen. Heute wird viel durcheinander gebracht und auch die Heldenverehrung, gerade im III. Reich, für diesen Mann, mit den Eigenschaften einer unerschütterlichen, wie verheerenden Naturgewalt, ist für die Aufarbeitung seiner Verdienste, oder wie immer man das auch nennen möchte, nicht wirklich hilfreich. Wer war dieser Mann, der den Widerstand gegen die römischen Eindringlinge koordinierte und organisierte, trotz aller Widerstände, auch aus den eigenen Reihen. Das sich ausgerechnet ein US-Amerikaner dieses Themas annimmt, sollte den Leser schon nachdenklich stimmen, wobei es ja große Parallelen zu einem nordamerikanischen, indianischen Widerstandskämpfer gibt, den man heute gerne vergessen möchte, in der amerikanischen Geschichte. Tecumseh. Wobei man heute, gerade in den USA, das Thema Krieg gegen die indigenen Völker Amerikas heute sowieso unter den Teppich kehren möchte. Was also könnte einen US-Amerikaner, der dazu als Soldat in mehreren Teile der Welt, Irak und Afghanistan, marodieren war, dazu bewegt haben, sich dieser faszinierenden Gestalt der germanischen Geschichte anzunehmen? Den man, manchmal und heute, als Deutschen bezeichnet, obwohl es eine völlige Irreführung ist. Arminius war Cherusker und die Teutonen, ein eigener germanischer Stamm, aus dem sich das Deutsch im Laufe der Jahre erst entwickelte, waren noch nicht wirklich in das Geschehen um Arminius eingebunden. Vielleicht will Geraint einfach nur einen monumentalen Historienroman kreieren, weil sein Vorbild Bernard Cornwell sich eher in anderen Gefilden herumtreibt, oder will er doch mehr Licht in die Geschichte hineinbringen, um einem Mann späten Tribut zu zollen, der genauso faszinierend, wie auch geheimnisumwittert ist. Aber das müsst Ihr ihn schon selbst fragen. Fakt ist, dass Geraint Jones einen schon Hammermaß als Roman vorlegt, in dem der Cheruskerfürst zwar mehr nur eine Nebenrolle hat, weil er das aus der Sicht einer anderen Romanfigur beschreibt, aber das sollte nicht wirklich ausschlaggebend sein. Wer historische Romane mag, kann hier unbedenklich zuschlagen. Im Gegensatz zu den Karthagern ist über Armin Hermann nicht wirklich viel bekannt, aber vielleicht kann ja Geraint Jones hier ein bisschen Abhilfe schaffen. Lesenswert.
(Heyne)

ISBN 978-3-453 - 47160- 3 437 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)

Zum Thema Arminius – ab Seite 22
Zum Thema Tecumseh – ab Seite 101
E. DURSCHMIED – Als die Römer im Regen standen – Archiv Juni 2020