BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

JOHAN EKLÖF –

Das Verschwinden der Nacht

Das ist doch mal Aufklärung, wie der Mensch wirklich die Natur direkt beeinflusst. Aber nicht über Angst und Panik, sondern sachlich, ruhig und wissenschaftlich fundiert. So verständlich geschrieben, dass man, auf allen Seiten mitgehen kann. Johan Eklöf ist promovierter Zoologe und ein Fledermaus-Kenner (Experte wollen wir hier nicht schreiben, dieser Begriff hat in der heutigen Zeit so einen faden Beigeschmack) der sich, in seinen Studien der Natur mit allem Getier und auch den Pflanzen beschäftigt. Im Gegensatz zu den gelangweilten oder autistischen Gestalten der selbsternannten Klimaretter weiß er, von was er spricht. Nämlich wie Licht unsere Umwelt beeinflusst, wie Rhythmen entstanden, durch Sonne, Mond und die Gestirne überhaupt, wie unsere Flora und Fauna, in tausenden von Jahren ihren Lebensgang ausrichteten. Wie diese Bedingungen in unserer heutigen „zivilisierten“ Welt enorm gestört werden, ist einer der Hauptanliegen in seinem Buch an uns. Also sollten wir uns nicht sinnlos auf Straßen festkleben und unschätzbare Teile des Erbe unserer Vorfahren zerstören, sondern uns mal ein paar Augenblicke Zeit nehmen und darüber nachdenken, was wirklich wichtig ist. Welches Stadtkind kennt noch einen strahlenden Sternenhimmel. Ältere Generationen bestimmt noch, oder solche Menschen, die in eher ländlichen Gebieten leben. Johan Eklöf benennt das Problem, weshalb wir in urbanen Gebieten so selten einen freien Blick in den Himmel haben, Lichtverschmutzung. Überall, wo der Mensch sich breit macht, wird künstliches Licht installiert. Nur hat ein Nachtfalter keinen Daumen, mit dem er den Schalter wieder nieder drücken könnte und so haben wir schon mal ein Opfer unseres Lichtwahns. Ein Nachtfalter braucht das natürliche Licht, um seinen Werdegang realisieren zu können. Da hängt alles für sein Leben dran. Wanderungen, Nahrung, Verteidigung und natürlich auch seine Fortpflanzung. Da steht der Nachtfalter nicht alleine da, jedes Tier und auch jede Pflanze hat, im Laufe der Evolution, sich den Gegebenheiten der Natur angepasst. Und nun kommt der Mensch, mit seinem künstlichen Licht, und durchbricht diese jahrhundertelangen Anpassungen der Fauna und Flora. Und diese können sich nicht wehren. Was verheerend sein wird, auf die Entwicklung unserer Umwelt, die jetzt nur reagieren kann und das meist zu ihrem Nachteil. Kennt man, wenn Motten sprichwörtlich in das Licht fliegen, was überall, wo künstliches Licht dominiert, an der Tagesordnung steht. Nicht nur, das hier Lebens- und Nahrungsketten neu verteilt, oder auch vernichtet werden, die gesamte Komplexität der Natur wird verschoben, verbogen, kurz, zu unser aller Nachteil wird hier gedankenlos zerstört, was das Zeug hält. Dabei ist der Wechsel von Tag und Nacht auch für den Menschen wichtig. Tags seinem Werke nachgehen, nachts schlafen. Aber die Angst des Menschen vor der Dunkelheit siegte über die Vernunft. Sicher ist das Nachtleben auf einer beleuchteten Straße bestimmt sicherer, für den Menschen, ob man das von unseren Mitbewohnern so behaupten kann, wage ich zu bezweifeln. Um so wichtiger sind die hier aufgeführten Gedanken von Johan Eklöf, weil wir, bisher nicht wirklich hingeschaut haben. Nehmen wir das Beispiel Antarktis und Arktis. Über kalbende Eisberge regen wir uns auf, seitdem wir Bilder haben, vorher waren sie Hindernisse in der Seefahrt. Kalbende Eisberge waren schon immer da und jetzt, plötzlich, sollen sie ganz böse Vorboten für ein Klima-Armageddon sein? Komisch, da gibt es schon seit Jahrzehnten Forscher, die aus Eisbohrkernen den rückwirkenden Klimaverlauf herauslesen und auch Aufzeichnungen über Klimaänderungen gibt es schon seit Jahrhunderten. Aber Forschungen über unsere unmittelbaren Nachbarn, deren Leben wir mit künstlichen Licht nicht nur nachhaltig verändern, sondern auch, teilweise zerstören, darüber will keiner diskutieren.
(Droemer)

ISBN 978-3-426-27882-6 218 Seiten (+ Anhang) 22,00€ (D) 22,70€ (A)