BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

EMMA HAUGHTON –

The Dark

Ja, auch vor der Antarktis macht das Verbrechen nicht halt. Das muss Dr. Kate North klar vor Augen haben, als sie das Angebot bekommt, die Stelle des verstorbenen Jean-Luc auf einer Forschungsstation zu besetzen. Mitten im Ewigen Eis des südlichen Kontinents, der Heimat der unendlichen weißen Weite, der Einsamkeit und, für Monate lang, der Dunkelheit. Emma Houghton zeichnet das recht eindrucksvoll nach, da grault man sich schon vor den Seiten, ohne auch nur dort gewesen zu sein und der Wunsch, mal dahin zu reisen, dürfte sich hiernach auch in ziemlich engen Grenzen halten. Erstmal wird Kate überschwänglich begrüßt, immerhin ist wieder ein Arzt an Bord, nachdem Ableben des Vorgängers. Aber Kate hat eigene Probleme zu bewältigen. Nach einem Unfall ist sie gezeichnet und hat, seitdem, eine recht enge Beziehung zu Medikamenten, was nicht so schön sein dürfte, wie ihre Schwester das auch häufig kritisiert hat. Und schon zieht Emma den Bogen aus und die Einschläge um Dr. North nehmen bedrohliche Ausmaße an. Ihr persönlicher Vorrat an stimulierenden Substanzen wird geplündert, und irgendwer überwacht sie, noch ist nicht klar, wer. Dazu stößt sie auf die Aufzeichnungen ihres Vorgängers, der eigentlich als recht umgänglich galt, aber das was er schlussendlich der Nachwelt hinterlässt, passt irgendwie nicht zu diesem Bild. Und die, meist hinter vorgehaltener Hand geäußerten, Vermutungen reichen von Suizid, bis hin zu Mord. Ein Unfall kann Kate, für sich, letztlich ausschließen. Emma Hougthon setzt auf das berühmte Hercule-Poirot-System, wo man eine Leiche hat und wenige Beteiligte. Hier kommt jedoch erschwerend hinzu, das die ganze Situation auch noch in einer lebensbedrohlichen, oder lebensfeindlichen, Umgebung sich manifestiert, wo man auf jeden einzelnen angewiesen ist, das Überleben zu sichern und das auch noch auf engsten Raum und in antarktischer Dunkelheit, wobei man davon ausgehen kann, das auch die Laune aller Beteiligten sich wohl eher im unteren Level ansiedeln lässt und sich jeder sofort auf den Schlips getreten fühlt, wenn auch nur der Hauch einer Aussage jemanden gegen den Strich geht. Kurz, eine recht ungünstige Situation für Hercule Poirot, pardon, der bleibt ja lieber in wärmeren Gefilden, für Dr. Kate North natürlich. Wem kann sie trauen, wem nicht. Das ist schon so ähnlich wie russisches Roulett. Spätestens nach dem nächsten Toten sollte jedem klar sein, der Mörder weilt unter uns, natürlich nur auf Emmas Seiten, aber das dürfte für die beteiligten Figuren bedrohlich genug sein. Wobei das Emma noch nicht genug ist. Vor kürzerer Zeit, auf einer benachbarten Station gab es schon einmal einen mysteriösen Todesfall, eine junge Frau, schwanger, erfroren. Da kann die gute Laune, verständlicher Weise, auch schon mal Pause machen und Kate muss sich komplett neu sortieren. Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist sie nicht wirklich handlungsfähig, nur darauf nimmt der Mörder keine Rücksicht und der Kreis der Verdächtigen wird dann immer kleiner.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-22793 -0 397 Seiten 15,99€ (D) 16,50€ (A)