BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

THOMAS PERRY –

Pantherjagd

Was macht man als Leser, wenn der Schriftsteller zwei Parteien gegen einander stellt und beide dem Literaturkonsumenten sympathisch sind? Man fiebert auf allen Seiten mit und wünscht sich einen Weg raus aus der Misere, auch nur einen Protagonisten verlieren zu müssen. Thomas Perry zeigt eindrücklich, das so etwas durchaus möglich ist. Er schaltet eine dritte Partei dazu. Und schon kann das fröhliche Gemetzel seinen Lauf nehmen. Ein Jahr ist es jetzt her, dass James Ballentine ermordet und seine Leiche in der Kanalisation gefunden wurde. Die polizeilichen Ermittlungen haben sich im Nebel verloren, wobei der Tod des ersten zuständigen Beamten, der mehr ein Einzelgänger war, wohl auch eine Rolle spielte, da dieser Mann nicht viel davon hielt, sich mit anderen auszutauschen. Die Spekulationen reichen weit, von der Ermordung aus rassistischen Gründen, da der Mann Afroamerikaner war, über die Ausführung eines Rachefeldzuges bis hin zum zufälligen Opfer von Gewalt. Ballentines Arbeitgeber will aber doch etwas mehr Klarheit, über den mysteriösen Tod des Mitarbeiters. Thomas Perry versteht es meisterhaft, das eigentliche erst mal zu verschleiern und legt viele Spuren, welche oft im Nichts enden, aber das ist wohl das Schicksal vieler Ermittler, egal, ob in Uniform oder zivil. Vom Leser ganz zu schweigen. Bevor man in der Sache Ballentine loslegen kann, gibt es einen kurzen Einblick in die Arbeit als Privatermittler von dem, vormals Polizisten agierendem und eigentlich schon pensionierten, Ehepaar Veronica und Sidney Abel, die einen Kasper den staatlichen Strafverfolgungsbehörden ausliefern. Tipp am Rande, dem braucht niemand eine Träne hinterher weinen. Und nun geht es ans Eingemachte. Als erstes muss man lokalisieren, wo man den Toten in den Abwasserkanal ein geworfen hat, um so eingrenzen zu können, was als Tatort in Frage kommen könnte. Und herausfinden, was für ein Mensch Herr Ballentine war, um ein Mordmotiv heraus zu kristallisieren. Gute Ermittler-Arbeit ergibt auch Ergebnisse und wenn sich dann einige Leute in die Ecke gedrängt sehen, kann es zu einschneidenden Maßnahmen kommen. Pardon, wird es. Die Abels bekommen Gesellschaft. Die Hoyts sind Auftragskiller, aber auch ein, fast, normales Ehepaar, mit einem, fast, stinknormalem Alltag. Und der Leser sitzt plötzlich zwischen den Stühlen. Auftragskiller können ziemlich lästig sein und die Folgen sehr verheerend. Man trachtet den Abels nach dem Leben und ihr Haus wird mit einer grandiosen Explosion komplett eingeebnet. Als Gegner sind die beide Paare sich ebenbürtig. Sie sind ja kampferprobt. Und sie schenken sich nichts. Aber auf wessen Seite möchte man jetzt stehen? Action und abwechslungsreiches Buch, das man auch an einem Tag schafft, wenn man konsequent am Lesestoff dran bleibt. Das wird man, so, wie dieser fesselt.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52690 -3 397 Seiten 11,99€ (D) 12,40€ (A)