BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

DAVID KRAUS –

Der fröhliche Rabbi

Ob es einen Schicksalsschlag benötigt oder nicht, sei erst mal nach hinten gestellt. David Kraus, der sich hier zu Wort meldet, hatte sogar mehrere, von denen er jedoch einige ignorierte, auf seinem Lebensweg. Nun ja, der gewählte Titel seines Buches gibt das, zu Anfang, jedoch nicht frei. Erstmal muss David Kraus mit Karacho in einen Autounfall rasen. Auch wenn er hier noch nicht aufwacht, sondern mit einem kurzen Schlucken dann die Achseln zuckt und sagt, oh ist gerade noch mal gut gegangen. Er war, vor seiner Zeit, die er dann in diesem Buch zum Mittelpunkt macht, ein Hans-Dampf, der doch sehr leichtsinnig durch das Leben hüpfte und Gott einen guten Mann sein lies. Immerhin wussten ja seine Eltern, wo die Synagoge stand. Heute, nach Veröffentlichung seines Buches, betrachtet er diese Zeit aus einem anderen Blickwinkel und kommt zum Schluss, viele Chancen in den Wind geblasen zu haben, die ihm doch so offen aufgezeigt wurden, nur war er da noch irgendwie uninspiriert, was er selbst zugibt. Es kommt aber noch dicker. Er wird angegriffen und schwer verletzt, Krankenhaus und Therapie im Gefolge, als er ziemlich lange daran trägt, seine physischen Verletzungen auszukurieren. Das wird etwas ausgeglichen dadurch, das er sein Leben jetzt spiritueller wahrnimmt und, ganz klar, das er seine zukünftige Frau kennenlernt und das eine Frau das Leben eines Mannes komplett umkrempeln kann, sollte zu den gesicherten Erkenntnissen gehören. Und so findet er zu Familie und Gott. Seinen Weg hierhin hat er mit viel Humor, aber auch mit Ironie und einer Prise Sarkasmus gewürzt, recht ausführlich beschrieben und so kann man Zeuge werden, wie aus einem, sagen wir mal eher sorglosen Teenager ein fröhlicher Rabbi wird. Das wird jetzt nicht wirklich alle Menschen davon überzeugen, sich in die göttlich geprägte Welt einzureihen, das ist auch nicht wirklich sein Ziel, sondern er stellt an seinem eigenen Beispiel, aber auch an denen von anderen Menschen glasklar da, das unsere Welt besser sein könnte, wenn wir auf einander Rücksicht nehmen würden. Wie leichter das Leben sein könnte, wenn wir uns bedingungslos untereinander helfen, ohne Ansicht von Unterschieden. Und derlei Beispiele hat er viele, so das man sich selbst fragt, ja warum machen wir das nicht. Der fröhliche Rabbi David Kraus hat seinen Lebensweg gefunden und mit seinem Buch möchte er uns eine Entscheidungshilfe in die Hand geben, um über unseren nachzudenken. Nicht, das jetzt jeder zum Glauben übertritt, obwohl er das ganz gewiss gerne sehen würde, sondern dahin gehend, das wir einfach mal in uns gehen sollten, wie wir unser Leben sinnvoll gestalten könnten und nicht nur vor uns hin dösen. Was und wohin uns das gebracht hat, sehen wir ja recht deutlich, seit zwei Jahren. Eins fällt in diesem Buch ganz enorm auf, Corona ist für ihn kein Thema, das zur Diskussion steht. Nur einmal streift er ganz kurz diesen Fakt, aber aus einer Zeit davor, ansonsten kein Wort über eine Pandemie, die er sowieso nicht als eine Bedrohung sehen würde, da er mit seiner Familie in Gottvertrauen lebt und so perlt dieses Thema von ihm weg. Das ist auch gut so. Sein Ratgeber basiert nicht auf Angst und Panik, sondern auf Optimismus und Lebensfreude, egal ob man oder zu welchem Gott man betet, auf Hilfsbereitschaft und Akzeptanz, egal wo jemand herkommt, auf der einfachen Überzeugung, das alle Menschen gleich sind, egal, wie viel man besitzt, weil das kann man ja schnell ändern, in dem man teilt. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Diese und noch viele andere Anregungen sind im Buch des fröhlichen Rabbis David Kraus im Vordergrund. Und das liest sich ganz schnell weg.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-28602-9 235 Seiten 20,00€ (D) 20,60€ (A)