BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

FABIO PARETTA –

Trügerisches Neapel

Commissario Franco de Santis zum zweiten. Der erste Eindruck war schon fantastisch, und der Leser liebt ihn. Ein Überfall auf eine Klamotten-Boutique der höheren Ansprüche fordert ein Todesopfer, ein Schüler, der als Aushilfskraft sein Taschengeld aufbessern wollte. Fabio Paretta erweist sich als Spielverderber und versaut seinem Commissario sein Date mit der Staatsanwältin, Elvira Barbarossa, weil just zu diesem Zeitpunkt de Santis Unterstellter anruft, um seinen Vorgesetzten ins Bild zu setzen. Und der macht sich sofort auf die Socken, um der heißen Spur zu folgen, die jedoch erst mal ins falsche Ziel führt und ihm zwei Diebinnen ins Netz gehen lässt, was ihn dann auch noch in arge Schwierigkeiten bringen wird, weil seine Methoden recht unkonventionell sind und die zwei Kleptomaninnen aus sehr guten Familien kommen, die sich über dem Gesetz stehend betrachten. Fabio Paretta gehört zu den Schriftstellern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre Figuren in jedes Fettnäpfchen der Welt treten zu lassen. Und das Date war auch nicht das erste, was er seinem Protagonisten versalzt. Hat er schon im ersten Teil gemacht. Manchmal können einem Romanfiguren einfach nur leid tun, auch wenn sich dem Leser das eine oder andere Grinsen auf dem Gesicht breit machen wird. Fabio Paretta hat eine beeindruckende Schreibweise und sein Commissario ist schon eine schillernde Figur. Da verschlingt man förmlich die Seiten. Vor allem auch deswegen, weil seine Fälle sehr verschlungen sind und nichts so ist, wie es auf den ersten Blick aussieht. Franco de Santis muss hinter so manche Fassade blicken, um Zusammenhänge feststellen zu können und dabei wird er öfter mehr behindert als unterstützt. Hilfe von seinem Schriftsteller, mehr Fehlanzeige. Fabio Paretta macht sich einen Jux draus, den Commissario im Kreis laufen zu lassen. Und da ist immer noch der tote Schüler, den man einfach mal erschossen hat und dessen Mörder immer noch auf freiem Fuß ist. Nebenbei stellt sich heraus, dass er nicht das einzige Opfer ist, eine Klassenkameradin hat vor vier Monaten Selbstmord begangen. Zwei tote Schüler in einer Klasse und das innerhalb von vier Monaten, das stinkt de Santis zum Himmel. Die Kreise, die dieser Fall zieht, werden immer mysteriöser und undurchsichtiger und immer häufiger wird der Polizist ausgebremst. In seinen Ermittlungen behindert. Schriftsteller müsste man sein, dann kann man seine Figuren nach Lust und Laune herumschubsen. Fabio Paretta macht das mit Hingabe. Das Date mit der Staatsanwältin wird wohl mehr ein Einzelfall gewesen sein. Dafür hat er dann mehrere Begegnungen der anderen Art und die sind auch nicht gerade erfreulich, für ihn. Der Leser könnte anderer Meinung sein. Zumindest bekommt das Team von de Santis Team jetzt Verstärkung. Nur hat die Anwesenheit von Carmela De Cillis ungeahnte Folgen. Einige männliche Mitarbeiter überschlagen sich jetzt und buhlen um deren Gunst. De Santis hat alle Hände voll zu tun seine Schäfchen wieder auf Ermittlungskurs zu bringen, immerhin haben sie einen Mord und einen Selbstmord auf dem Schreibtisch. Und der Fall der Diebinnen harrt ja auch noch der vollständigen Aufklärung, wobei ihm hier auch wieder einige Leute Steine in den Weg legen wollen. Fabio Paretta kann man unbedenklich zur Brust nehmen.
(Penguin)

ISBN 978-3-328 –10087 – 4 381 Seiten 10,00€ (D) 10,30 (A)