BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

PRESTON & CHILD –

Old Bones – Tote lügen nie

Das ist doch mal eine Aussage. Die beiden Herren sollten es jedoch wissen. Erfahren genug sind sie ja. Und die Toten, um die es gehrt, haben auch viel mitzuteilen, wenn man ihnen dann zuhören möchte. Die neuen Figuren von Douglas Preston und Lincoln Child haben genau das auch vor, aber bis dahin ist ein weiter Weg, oder besser, das sind gleich mehrere. Und sind auch die Ausgangspunkte für die jeweiligen Pfade ziemlich unterschiedlich. Dr. Nora Kelly bekommt den Vorschlag unterbreitet, sich auf die Spuren der Donner-Expedtion zu machen, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Weg nach Kalifornien völlig verirrten und vom Winter überrascht, sich irgendwo im nirgendwo ein biwakierten. Es gab nur wenige Überlebende, Gerüchte und auch tatsächliche Berichte über Kannibalismus und einen sich ständig steigernden Wahnsinn bei manchen Campbewohnern. Gesagt getan, man macht sich auf die Socken, wobei die Ansichten über die Mitnahme von notwendigen Dingen des täglichen Bedarfs doch weit auseinanderdriften können. Ach Moment mal, unter dem Siegel der Verschwiegenheit sucht man noch eine Kiste mit Golddollarmünzen aus dem Jahre 1846, zu diesem Zeitpunkt das erste und auch vorläufig letzte Mal im Umlauf. Ein Schatz, und der Traum jedes Numismatikers. Die frisch gebackene Special Agent Corinne Swanson sitzt im Büro und brütet über einige Cold Cases des FBI. Ihr Supervisior Moorwood ist da unerbittlich. Bevor man unerfahrene Agenten in die Feldforschung schickt, müssen sie sich erst mal das nötige Rüstzeug aneignen, auch wenn die Grünschnäbel der Meinung sind, doch schon alles besser zu können. Könnte auf die Dauer langweilig und eintönig werden, hat aber den Vorteil, das die Greenhorns um so engagierter sind, wenn man sie dann von der Leine lässt. Corrie stößt, im Falle eines Mordes auf einem Friedhof, auf einen recht mysteriösen Fakt. Das Grab wurde aufgebrochen, der halbe Leichnam entfernt und der Grabräuber wurde hinterrücks erschossen. Warum solchen Aufwand? Man hätte das Grab doch wieder zuschütten können und niemand hätte hier etwas mitbekommen. Weltweit gibt es noch mehrere Fälle, mit dem gleichen Modus Operandi, wo man Grabschändung als Motiv offenlegte. Und eine junge Frau verschwindet spurlos, von einem Tag auf den anderen. Alle Opfer haben eins gemeinsam, sie gehören zu der Familie Parkin, irgendwie sind alle, über die Jahrzehnte hinweg, mit einander verwandt. Um dem ganzen eine Krone aufzusetzen haben sich Preston und Child noch ein Schmankerln ausgedacht. Im Donner-Camp von 1846 hat sich ein Mann aufgehalten, der auch Parkin hieß und der gemeinsame Vorfahre von allen anderen gewesen sein soll. Preston und Child glänzen, wahrscheinlich genauso hell, wie die von ihnen versteckten Goldmünzen, nun ja das mag der Leser an den beiden. Sie verbinden immer gerne Fantasy mit Gegenwart und würzen das mit allem was die Fantasie und die Literatur hergeben. Oder greifen auch auf wahre Ereignisse zurück um daraus ein leckeres Menü für den Leser zu zaubern. Und das ist ihnen auch hier wieder gut gelungen. Am Firnament des Sternenhimmels des Lesers gehören sie, seit Jahren schon, zu den hellsten Gestirnen. Special Agent Moorwood ist begeistert. Seine Auszubildende erweist sich als fähig Schlüsse zu ziehen und diese auch zu vertreten, selbst wenn ihr der Wind ins Gesicht bläst. Und so weitet sich der Fall vom Friedhof aus. Wenn man bedenkt, dass Corrie Swanson ein Mündel von Special Agent Pendergast ist, sollte das nicht verwundern. Und so darf Nora Kelly erst mal im Dreck der Sierra Nevada herumwühlen und als man auf die ersten sterblichen Überreste stößt, fühlt man sich auf dem richtigen Weg und ein paar Goldmünzen gibt’s auch noch obendrauf. Zwar nur einige, aber immerhin, wenn man daran denkt, das eine einzelne Münze einen Wert von dreißigtausend Dollar darstellt. Alles also im grünen Bereich und ein paar spannende Geistergeschichten am Lagerfeuer lockern die Atmosphäre im Ausgrabungscamp auch auf. So kann man seine Figuren in Sicherheit wiegen, was Preston und Child anschaulich darstellen. Nur Corrie hat so eine Ahnung, dass hier zwar nichts wirklich zusammenpasst, aber doch alles miteinander verwoben ist. SA Pendergast hatte schon immer ein gutes Händchen für neue Agenten, ein Umstand, auf den die beiden Autoren jetzt dankbar zurückgreifen. Dafür bekommt er einen Gastauftritt und, wenn man bedenkt, dass der Special Agent nur für einen symbolischen Dollar im Jahr arbeitet, dann kann das für die Kosten der Herren Schreiber nur positiv gewesen sein.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52418-3 389 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A)

PRESTON & CHILD – Pharaoh Key – Archiv Dez. 2019