BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

JACKSON FORD –

The Frost Files

Teagan Frost darf sich nicht einmal vorbereiten. Kein kleiner Kaffee vor dem ersten Auftritt, keine Maske, kein letztes Absprechen, oder noch mal kurz auf die Toilette. Statt dessen segelt sie gerade von einem Wolkenkratzer, mit Annie im Schlepptau. Erinnert ein bischen an den Film „Bleeding Steel“ mit Jackie Chan, der ja auch gleich in die Vollen geht, noch bevor der Vorspann in die Frühstückspause gehen konnte. Jackson Ford hat ein besonderes Händchen mit seinen Leuten umzugehen. Während Teagan gerade ihre Chancen ausrechnet, wo und wie sie eine Landung und ein Überleben hinbekommt, für sich und ihren, mehr oder eher weniger freiwilligen Fluggast, stemmt sich sich Annie Cruz vehement gegen eine gemeinsame Zusammenarbeit, klar, sie weiß ja nicht worum es geht, was bei einem Sturz oder Flug, da kann man sich auch uneinig sein, bestimmt nicht von Vorteil sein kann. Jackson Ford kann man von der ersten Seite an einen doch recht ungewöhnlichen Humor bescheinigen. Um so ein Buch zu schreiben, braucht man den auch. Teagan Frost ist Psychokinetin, Kriegerin des Lichts und der Gerechtigkeit, zumindest aus der Sicht gewisser Gestalten. Eigentlich ist sie eine verirrte Seele, die in die Fänge von skrupellosen Leuten gefallen ist, die sie, wenn sie nicht mehr benötigt wird, zu Ausweiden freigeben würden. Das ist eine ganz schlechte Lebensperspektive, also spielt sie das Spiel mit, auch wenn sie Annie gerade aufs äußerste gereizt hat, die jetzt sehr unwirsch ist, obwohl Frost gerade ihre Haut gerettet hat. So ein freier Fall aus mehreren Dutzend Metern kann auch den klaresten Verstand auf eine harte Probe stellen. Bei dieser spannenden Prüfung hat Annie Cruz nicht die höchste Punktzahl erreicht. Könnte aber auch an ihrem eher einfach gestrickten Charakter liegen, der noch nicht begriffen hatte, was auf dem Spiel stand. Immerhin stand Teagan Frost vor der Wahl, Abflug durchs Fenster aus Stockwerk 80 über 0 oder als Auffangschirm für ein paar Geschosse aus den Waffen der Security zu dienen, die die Aufgabe hatte, die Firma zu bewachen, in deren heiligen Hallen die zwei Frauen gerade einen Aufklärungscoup machen wollten. Natürlich im Namen der Gerechtigkeit und der Spionagefirma, deren Chefin, Agent Tanner eher an den Charakter einer Gottheit wie Tiamat, Ereschkigal oder Kali erinnert. Tanner reagiert mit eiserner Hand. Macht Teagan Tag um Tag klar, dass sie nur eine Art Ausnahmetier ist, dem sie das Leben ganz schwer machen kann. Als vermutlich einzigartige Psychokinetin wird die Existenz ziemlich einsam werden. Und wenn dann noch jemand hinter einem steht, der einem jeden verdammten Morgen ins Ohr flüstert, Du bist KEIN Mensch, dann kann man davon ausgehen, das der Flüsterer nicht über die seelische und moralsche Größe des ehemaligen römischen Kaisers Marcus Aurelius verfügt, sondern ganz besonders skrupellos sagt, mach Dich nützlich, ansonsten wirst Du als ein Studienobjekt mit freigelegten Innereien enden. Jackson Ford kann doch echt begeistern. Als Motivationstrainer, zumindest wenn so ein Freak, wie Teagan es ist, sollte man diesen Mann meiden. Was natürlich nicht geht. Es kommt noch schlimmer. Der Coup ist nicht nur in die Hosen gegangen und das Team sich jetzt auch irgendwie uneinig, nein, der CEO der Firma, die es auszuspionieren galt, liegt jetzt tot in seinem Büro, recht geschmackvoll und dekorativ mit umwundenen Eisenstangen garniert. Was nur das Werk eines Psychokineten sein kann, immerhin braucht es ja mehere hundert Grad Celcius, oder auch Fahrenheit, Metall zu verformen. Selbst wenn Altmetall als Kühlschrott hinzufügt, wird sich die benötigte Temperatur nicht mit der, auf der Erde verfügbaren, Energie an einem sonnendurchscheinenden Tag auf einer Picknickwiese finden lassen, egal, wie viele Grills man aufstellt. Man kann auch davon ausgehen, dass es noch keine neuere Technologie gibt, die das heute bewerkstelligt. Klar, dass das die todesgöttingleiche Agent Tanner auf den Plan ruft, der jede Ähnlichkeit zu einem Menschen fehlt, ausser, vielleicht. dem Aussehen. Man fragt sich, wer ist hier mehr der Freak? Tanner, Ford oder Frost. Die Entscheidung sollte dem Leser sehr leicht fallen. Er wird mit Frost auf die Reise gehen, während Jackson Ford und Agent Tanner gerade Kaffee verschmatzen wollen. Mit den, sinngemäß wiedergegeben, Worten von Walther von Seydlitz-Kurzbach zu sagen, durchbrecht den Kreis, der Euch gefangen hält. Der Mann wußte von was er sprach. Bei Demjansk war er der Deutsche Held, in Stalingrad plötzlich der Verräter, obwohl sein Verhalten damals, mehr Menschenleben rettete, als wenn er den Kopf in den Sand gesteckt hätte und dafür wurde er sogar von beiden kriegsführenden Seiten zum Tode verurteilt. Grund genug für Frost, hier nachzueifern. Macht sie nichts, wird sie nur als ein Frosch auf dem Seziertisch der Regierigen enden. Macht sie was, kann sie zwar das gleiche Schicksal erleiden, aber hier kommt ein Spruch zum Tragen. Kämpfst Du, kannst Du verlieren, ganz klar, nur... kämpfst Du nicht, dann hast Du schon verloren. Oh, musikalische Unterhaltung gefällig, „Nepumuc“ - Monster, war auf der LEGACY-CD #123 mit drauf.
Seid Ihr bereit, Teagan Frost zu folgen? Auszubrechen? Ihrem Herrn und Meister die Nase zu drehen? Dann kommt doch einfach mit, auf die Jagd.
Nur Vorsicht! Die Geschichte zeigt, das sie nicht nicht so ablaufen wird, wie es passiert ist, sondern der Sieger sie neu schreiben will und das auch versuchen wird. Nur, endgültig verändern liegt nicht in seiner Macht. Irgendwann kommt die Wahrheit ans Licht, man muss sie nur so akzeptieren, wie sie dann sagt, he Leute, so war das wirklich. Wenn man das verinnerlicht hat, dann kann man Jackson Ford auch als einen neuen Historiker feiern, was ein Punkt ist, von dem er entweder noch nicht weiß, das er da ist, oder von ihm einkalkuliert wurde, aber das dürfte wohl nur ein Interview mit ihm ans Tageslicht bringen, wenn er dann redselig wäre und das ist eher im Umkreis des Nichthabenkönnens anzusiedeln, bisher war er ja sehr schweigsam. Oder abwartend? Verstehe einer Schriftsteller.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52525-8 471 Seiten 16,99€ (D) 17,50€ (A)