BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

ANGELIKA SVENSSON –

Küstenrache

Thomas von Fehrbach hats versemmelt. Lisa Sanders ist wieder frei für neues, obwohl... nun ja. Für die Herren der Schöpfung, Ihr könnt Euch bei Angelika bewerben, für eine Rolle in ihrem nächsten Roman. Was ist passiert? Der Herr Staatsanwalt hat, hinter Lisas Rücken, interveniert, als Frau Sanders einen neuen Fall übernehmen wollte. Schutzinstinkt oder Machtgefühl? Egal, so was macht man nicht ohne ein Gespräch vorher. Klar das Kommissarin Sanders jetzt richtig sauer ist. Die Risiken ihres Berufes kennt sie selbst und das nur zu gut. Wobei erschwerend hinzu kommt, das die Autorin schon so einige Risiken eingebaut hat. Nur plaudert Angelika aus dem wahren Leben, das, wie so oft, gern vor uns verborgen wird. In unserem Deutschen Rechtsstaat darf es gewisse Dinge nicht geben. Dazu gehören, beispielsweise, die kriminellen Aktivitäten von gewissen Personen, die sich nicht in unsere Gesellschaft einordnen wollen, wobei dieser tolle Staat das irgendwie ignoriert und noch gern das Auge zudrückt, mit dem Vorschub, dass man sich nicht der Diskriminierung von ethnischen Minderheiten mit Migrantenhintergrund schuldig machen möchte. Was für ein Quatsch. Das man ganz schnell diskriminierend werden kann, hat man nach dem NSU-Desaster gesehen, als man die Anghörigen der Opfer über das Gängelband zog. Aber das waren auch nur..., ganz klar, die harmlosen Mitbürger. Mit denen konnte man so umspringen. Frau Svensson hat heute das Thema Clankriminalität, wobei ihr libanesischer Familienverband nur stellvertretend steht, für das gesamte Ausmass, was heute los ist. Heiße Eisen sind schon immer ihr Ding, zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Bücher. Wenn heute einzelne Politiker warnen, ist doch eher noch die Ausnahme. Das kriminelle Staaten in diesem Staat ein realer Teil der Gegenwart sind, dass decken doch nur Schriftsteller und Journalisten mit Mumm auf. Frau Svensson gehört zweifelsfrei dazu. Aber Obacht, wenn Ihr Euch bei ihr bewerben wollt. Ist Euer Lebenslauf nicht ganz so gestrickt, wie sie das möchte, dann läßt sie Euch ganz schnell kielholen, über die Klinge springen oder, einfach, nur erschiessen. Ob Ihr Euch das dann aussuchen könnt, ist aber fraglich. Und den Rest des Buches sitzt ihr dann untätig in irgendeiner Ecke. Die zwei Brüder des libanesischen Zaidan-Clans, Arif und Rasin, mussten sich mit der Kugel aus der Schußwaffe eines unbekannten Täters begnügen, der jedoch bei der Tat beobachtet wurde. Dieser Doppelmord zieht beachtliche Kreise. Nicht nur, das bekannt ist, das dieser Clan stark verstrickt ist in kriminelle Aktivitäten, jetzt potientiell expandieren möchte und dabei anderen in die Quere kommen könnte, wie beispielsweise der albanischen, russischen, moldawischen, oder einer allgemein arabischen Mafia, um nur einige zu nennen, nein, auch Frau Sanders hat ein riesiges Problem. Eigentlich sollte sie die furchtlose Anführerin der Mordkommisssion in Kiel werden, wird aber übergangen. Aus welchen Gründen auch immer. Statt sich auf Ermittlungen in Mordfällen zu konzentrieren, wird jetzt mehr Mobbing großgeschrieben. Und das in einer Abteilung zum Schutze des steuerzahlenden Bürgers. Da fällt einem spontan Alex Pohl ein und sein „Heißes Pflaster“. Ist auf dieser Seite mit drauf. Wenn Vorgesetzte sich sträuben, ihre Unterstellten aktiv zu unterstützen, dafür lieber absägen wollen. Das macht es doch richtig interessant, nicht nur für die Romanfiguren und deren Vorbilder, sondern auch für den Leser und, klar, Steuerzahler, der seine Felle mal davonschwimmen sieht, wenn er so im Stich gelassen wird. Frau Svensson ist da schonungslos, das zu schildern. Lisa nutzt die Chance zu einem Wechsel der Abteilung und hat jetzt diesen Doppelmord an der Backe und schon überschlagen sich die Ereignisse. Mal davon abgesehen das sich Herr von Fehrbach wie ein Vollidiot aufführt. Einer der zwei Zeugen wird ganz schnell entsorgt, ist schon etwas blöde, wenn man seine Brieftasche am Tatort verliert und damit aber ganz schnell gefunden wird. Die zweite Zeugin wird noch zeitnah evakuiert, das war knapp. Lisa Sanders hat nicht nur drei Morde auf dem Hals, sie fungiert auch noch als Ansprechperson für einen verdeckten Ermittler, der in den Zaidan-Clan eingeschleust wurde, dem man bisher noch wirklich keine Straftaten nachweisen konnte. Man hat im LKA den Fuchs im Bett.
Frau Svensson hat wieder ein komplettes Rundum-Wohlfühl-Buch hingelegt, solange man vor den Seiten sitzt. Drinstecken will man selbst nicht wirklich. Ihre Reihe um Lisa Sanders ist schon etwas besonderes. Da wartet man doch (un)geduldig auf etwas Fortsetzung.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52454-1 327 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)

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