BUCHCOVERREZENSION
SmithSparka DasReichDerZerbrochenenKlinge

ANNA SMITH SPARK –

Das Reich der zerbrochenen Klingen

Wenn man einen Preis dafür vergeben möchte, welcher Schriftsteller die größten und meisten Blutbäder veranstaltet, dann könnte sich Anna hier ganz weit vorne einreihen. In der Schlange der, jetzt wartenden, Federexperten wird sie wohl viele hinter sich lassen. Nun ja, sie kann sich auch gleich den Thron okkupieren und dann harren, was dann kommt. Sie hat den drachengeborenen, den dämonengeheiligten Königspross der Altrersyr adoptiert. Marith. Der, der seine Welt durch Tod und Leben neu bestimmen will. Annas Religion des Kaiserreiches Sekemleth, vermutlich könnte sie auch etwas älter sein, diese Religion, regt gerne dazu an, das man Menschen töten muss. Damit andere leben können. Komische Einstellung. Thalia, die Hohepriesterin des Gottes der lebenden und sterbenden Menschen, dem großen Tanis, hat mehr Menschen aller Altersklassen geopfert, (Wer, bitte, tötet Kinder? Die sind doch unsere Zukunft) als ein normales Individuum Geflügel, Fisch und Möhren hätte verspeisen könnte. Während Marith immer Freude am Töten hat, und ihm ist das scheißegal, wen, oder was er tötet. Anna Spark Smith lässt alles niedermetzeln. Was bei drei (bitte keine normale Zählung anwenden, sondern gleich Drei sagen! Filmtipp „Tekken“) nicht schreiend aus ihren Seiten geflohen ist, wird entweder Opfer oder Täter, manchmal auch beides. Nur, um dann als Täter in Erscheinung zu treten und, etwas später, könnte man auch ein, oder, das Opfer werden. Tobias, samt Söldnertruppe, bekommt einen lukrativen Auftrag und damit auch Marith übergebügelt. Noch kann der Knabe kein Wässerchen trüben, er ist drogenabhängig. Aber der Kaiser muss sterben. Damit das Imperium eine neue Blüte erleben kann. Tobias ist skeptisch. Er ist ja auch nur ein kleines Schräubchen in einem großen Plan, aber sein Überleben ist ihm wichtiger, als alle Pläne, die andere für ihn bereit gestellt haben. Und keiner weiß, wer Marith wirklich ist. Niemand kennt ihn. Der Sohn des Drachen ist doch mehr. Laut Tobias hätte man den Knaben besser in den Latrinen ihrer Lager hätte versenken sollen, als man noch die Möglichkeit dazu hatte. Der Söldner steht vor dem Dilemma, seinen Auftrag zu erfüllen zu können, oder auch nicht. Den Massenmörder gewähren zu lassen, würde ihm keine Gewissenbisse einbringen. Nur Geld. Doch human zu reagieren und den kleinen Kasper auszubremsen, die Wahl stellt sich nicht wirklich. Er braucht das Geld. Irgendwann muss er erkennen, das geht so gar nicht. Er hat keine Wahl. Trostlos, wie sein Schicksal ihn behandeln will, kann er jetzt nur die Flucht ergreifen. Die einzigen Menschen, der in der Lage gewesen wären, den Drachen zu bremsen, müssen jetzt mit anschauen, was ihr Zögern für Unheil auf diese Welt bringt. Tobias und Thalia sind eher tragische Gestalten und Anna Smith Spark kostet das Spiel richtig aus. Der drachengeborene Nachfahre will jetzt die Vernichtung der Menschen, und die Eroberung seiner Liebe, gleichzeitig. Ist nicht wirklich zeitnah so hinzubekommen. Weil das doch antagonistisch ist. Während Marith gerade wieder gemütlich vor sich hinmetzelt, schön, das Schriftsteller immer Opfer parat haben, die diesen Weg pflastern werden, müssen Tobias und Thalia sich jetzt damit auseinandersetzen, dass man einem Völkermord vielleicht doch verhindern sollte. Wobei dem können hier ganz enge Grenzen gesetzt sind. Blutige Fantasy, mit so vielen Parallelen zu unserer Vergangenheit und Gegenwart, das es schon komisch anmutet, das als Fantasy lesen zu wollen. Musikalisch untermalen könnte man das mit NECROMORPH und ihrem genialen Album „Under the Flag“. Unter welcher Flagge will man fahren? Gute Frage. Diese Berliner Ausnahmeband macht den Weg frei, auch, wenn so manch anderer Zeitgenosse dafür kein Verständnis haben möchte. Ganz klar. Grindcore ist für Frei- und Querdenker und die, die das vielleicht mal werden wollen. Thalia und Tobias gehören zu den Leuten, denen Christan Kraus gern unter die Nase reibt, dass man, eigentlich, immer nur der Arsch ist. Fazit, kurz und knapp, Fantasy und Gegenwart liegen nicht wirklich weit auseinander. Wenn ein Hamburger Psychiater und eine Berliner Band, eines etwas anderen Musikgenres und auch noch eine Schriftstellerin, die blutig-gemütliche Gemetzel auf die Tageskarte setzt, gut gleichzeitig, zur selben Meinung kommen, ins gleiche Horn pusten zu wollen, dann sollte man Augen und Ohren öffnen. Die Katze weiß das zu schätzen!
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52280-6 521 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A)

CHRISTIAN KRAUS – Nichts wird Dir bleiben – Archiv Okt. 2019 TIPP