BUCHCOVERREZENSION
PetermannFischer DieDiagrammeDesTodes

A. PETERMANN / C. C. FISCHER –

Die Diagramme des Todes

True-Crime-Zeit. Das Autorenduo hat sich einen Fall vorgenommen, der sich, in den 90ern in Norddeutschland ereignete. Und haben versucht, den nachzuvollziehen. Wieder dar zu legen. Eigentlich rasen sie, wie ein Inferno, durch ihre Seiten. Dabei wird einiges verändert, wie Namen, Örtlichkeiten, aus gutem Grunde, wie dann auch dargelegt wird und da sollte man auch Verständnis für haben. Nicht verändert wurde die eigentliche Täterperson, nur dessen Identität, dessen Denken und Handelns jetzt mal öffentlich gemacht werden soll. Die Vorgehensweise des Täters bis in einzelne Details zu erforschen, machen sich beide Schreiber zur Aufgabe. Krass ist, wie schnell sich unsere Welt von damals zu heute verändert hat. Handys, hier noch auf gut Deutsch und bürgerlich als Mobiltelefon bezeichnet, waren noch nicht ganz so weit verbreitet und auch noch so teuer, das man sie den staatlichen Organen für den Bürgerschutz gerne vorenthalten hat. Kommissar Larsen hat zwar so einen Knochen, privat, aber damit steht er fast allein da. Der Informationsfluss, wie wir ihn heute kennen, war noch etwas gedämpft. Handy-Glotzer gab es noch nicht. Neuerungen, gerade zum Schutz der Zivilbevölkerung, dem Steuerzahler, werden ja auch heute gerne noch als nicht notwendig erachtet, weil man Geld eher dafür braucht, sich als gehobene Klasse einige Bezüge erhöhen zu müssen, und Steuer-Leichen zu produzieren, wie, beispielsweise, den legendären Berliner Flughafen, dessen Beerdigung ja schon ewig dauert und für den uns alle Welt gerade auslacht, aber jeder Kasper, der hier noch mehr Chaos reingebracht hat, dafür mit so fetten Abfindungen nach Hause gehen durfte, das man die Kosten dafür locker eingespielt hätte, ohne den Steuerzahler zu belasten. BER-Reichern ist ein, nicht wirklich neues, Hobby von Menschen, die sich weit über anderen sehen. Der Bund der Steuerzahler veröffentlicht zwar jedes Jahr ein Buch über Verschwendungen, nur interessiert das keine Sau in höheren Riegen, die solche Pfründe schröpfen wollen und werden. Hätte man damals die, bereits vorhandenen, wenn auch noch teuren, dafür aber auch bessere Möglichkeiten genutzt, wäre Kommissar Larsen schneller zum Punkt gekommen. Ein Problem, damals, wie heute, bei der Verbrechensbekämpfung, ist doch das Problem, dass die, so sogenannten Bösen, viel besser organisiert sind. Oder auch so einige Schriftsteller, wie Arne Dahl und Don Winslow (viele andere natürlich auch) mal feststellten, wo fängt das eine an, wo hört das andere auf. Der Typ, damals, war es aber nicht. Eigentlich war er ein Einzel- und Gelegenheitstäter, der völlig chaotisch durch sein Leben taumelte. Er hatte deutliche Spuren hinterlassen. Das seine Serie so lange gehen konnte, ist ein Versagen der Politik, die ihren Angestellten, die genau das verhindern sollten, systematisch das Wasser abgegraben hat. Sein Vorteil war die Anonymität und die Wahl seiner Opfer, die im Kreise der käuflichen Liebe verkehrten, wo niemand ein Auge hinwerfen wollte. Er konnte sich unerkannt durch Leben schmuggeln und, letztendlich war es ja fast mehr ein Zufall, dass man ihn ausbremsen konnte. Aber auch einer Beharrlichkeit von Polizisten, die sich bis zur Grenze einer unmenschlichen Belastung hin verbogen haben, ist es zu verdanken, dass dieses Morden dann ein Ende genommen hatte. Der Polizist, der gescholtene Mensch der deutschen Öffentlichkeit. Derjenige, der den Buckel hinhalten muss, wenn sich verängstigte Bürger austoben wollen, wo dann der, vor sich hin lügende, Politiker natürlich gerne das Zepter wieder übernehmen wird, um die Polizei dann anzuprangern. Axel Petermann war selbst Polizist, und er weiß bestimmt, von was er hier sprechen möchte. Unterstützt und begleitet durch Claus, gibt er hier Details eines Desasters preis, das man hätte schneller beenden können, wenn die, genau dafür bezahlten, Stellen schneller reagiert hätten. Wenn man das gemacht hätte, was notwendig gewesen wäre. Hammerharte Berichterstattung.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52468-8 412 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A)