BUCHCOVERREZENSION
Langej Blutgesang

JULIA LANGE –

Blutgesang

Drachen lieben Blut. Ihr eigenes Blut. Aber auch Musik. Mit Gesängen, die von Geschichten erzählen werden, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bündeln. Sicher auch von Gold. Wir, die Menschen, lieben nur das Gold. Lieder und Blutsverwandtschaft sind uns scheiß egal. Wir verkaufen auch unsere Familienangehörigen, wenn es nur dafür genug Geld gibt, in die Sklaverei. Drachen sind eigene Geschöpfe. Machtvoll. Die Geheimnisse, die sie wirklich umgeben, hat bis heute, noch keiner gelüftet. Kleine Details beschrieben nur einige, wenige, Dinge. Das haben schon viele versucht. Nur scheitern sie, immer wieder, an ihrer eigenen Unzulänglichkeit. Drachen würden nie ihre eigene Brut verkaufen. Das machen nur Menschen! Für Geld und gute Worte. Drachen würden das nie tun. Ihre Familienbande sind stärker, als die unseren es je sein werden. Julia Lange versucht mal eine Studie aus der Taufe zu heben. Ob das jetzt nur kurzzeitig sein wird oder doch einen längeren Zeitraum beanspruchen könnte, hängt natürlich von ihr selbst ab. Drachen lieben Gold, Drachen sammeln Gold. Ja. Wir machen das auch. Sollte aber kein Problem sein, solange man nicht eine Währung daraus produzieren möchte, die andere Menschen in eine Abhängigkeit zwingt, die sie zu Sklaven verdammt. Drachen machen eben genau das nicht. Lasst Euch nicht von irgendwelchen Politikern, Bankern und Großkapitalisten beeinflussen. Denkt einfach nur nach. Drachen sammeln Gold, weil man das, als Mensch, nicht essen kann. Wir brauchen zum Leben viele Elemente des Chemischen Tafelwerkes. Gold gehört jedoch nicht dazu. Wenn Drachen, hier also, weit voraus schauend sozusagen, als Ernährungsberater in Erscheinung treten wollen, dann sollte man diese Unterstützung auch dankend annehmen und seine Nahrungsaufnahme dementsprechend koordinieren. Die Naturvölker sehen das genauso. Wenn man unsere Umgebungsnatur vernichtet hat, wird man sehr schnell feststellen müssen, dass man Geld und Gold nicht essen kann. Das Drachen sich hier manifestieren werden, um uns das beizubiegen, sollte schon ein Fanal sein. Wie alle anderen Lebewesen, wollen sich auch Drachen vermehren. Liegt in der Natur der Dinge. Dass sie aber auch mit Menschen kleine Drachen zeugen könnten, wird der Evolutionstheorie wohl eher ein neues Kapitel hinzufügen. Charles Darwin hat bestimmt an vieles gedacht, aber hieran garantiert nicht. Dafür springt Julia Lange jetzt ein. Eine Professur an einer Universität wird sie dafür wohl nicht bekommen, aber das sollte, mit und nach diesem Buch, auch relativ egal sein. Alle Geschöpfe der heutigen Fantasy leben schon länger, als der Homo sapiens sapiens selbst. Bevor wir hier aufgetreten sind, gab es doch schon ganz andere, die sich Homo sapiens nannten. Beispielsweise der erectus oder habilis, den Neandertaler sollten wir nicht vergessen. Wie viele Menschenformen es wirklich gab und deren Geschöpfe einer Fantasie, die wir nur übernommen haben, liegt auch heute noch, relativ, im Dunklen. Wovor sollten wir hier Angst haben? Weil sie die Geschöpfe ihrer Gedankenwelten nicht überlebt haben? Sterben liegt nun mal im Bereich des menschlichen Daseins. Unsterblichkeit liegt in jeder Gedankenwelt eines jeden Individuums. Viele Menschenarten haben danach gesucht. Da kann sich der Homo sapiens sapiens, was wir heute sind, in der Warteschlange des Baumarktes unseres Universums aber ganz weit hinten einreihen. Julia Lange hat einen anderen Weg gefunden. Damals hatten wir Leute, die uns, wenn auch manchmal sehr kryptisch, doch Dinge hinterlassen haben. Nur das deuten fällt uns heute sehr schwer. Jetzt haben wir dafür Schriftsteller, die uns weiterleben lassen. ANGST! Sollten wir haben, aber vor anderen Gestalten. Unseren „Wahlpolitikern“, und den dahinter stehenden Pappnasen, die uns unsere Individualität rauben und dumm sterben lassen wollen. Julia wehrt sich vehement dagegen. Und so ist ihr Buch nicht nur Fantasy-Literatur, sondern auch ein kleiner Ratgeber für Menschen und Drachen, die doch gemeinsame Wege gehen wollen, auch wenn sie das noch nicht wissen. Wenn dann die Erkenntnis, vorher ein völliger Idiot gewesen zu sein durch den Schmerz erlöst wird, dann ist man auf dem Weg der Erkenntnis schon ein ganzes Stück weiter. Dass dieser Pfad sehr steinig werden kann, verschweigt Frau Lange jedoch nicht. Sie weist nachdrücklich darauf hin, es wird schwer werden. Weil eigene Gedanken in unserer Gesellschaftsordnung nun mal nicht erwünscht sind. Eine Erkenntnis, die Julia, und nicht nur ihr, wie ein Gewicht im Magen liegt. Dass ihre Protagonisten jetzt frank und frei durch ihre Seiten toben dürfen, hat so die Wirkung wie Kamillentee. Man fühlt sich beruhigter im zentralen Verdauungssystem und besser. Sie räumt Vorurteile beiseite und den Blick auf neue Horizonte frei. Wenn jetzt der Schein entstehen sollte, dass ihre Zeilenhelden ungerupft durch ihr Abenteuer wandeln, dann sollte es nicht wirklich überraschen, dass sie dem ganz schnell den Riegel verschieben wird. Die müssen sich ihr Brot schwer verdienen. Und obendrein haben sie noch die Aussicht, dass sie durchs Fenster der Mikrowelle des Lebens schauen dürfen, um mitzuerleben, wie ihr Menü gerade den Bach runtergeht. So sind Schriftsteller. Sie reichen Dir den kleinen Finger… Haben wir in dieser Rezi schon Namen erwähnt? Ups. Holen wir nach. Elezei ist eine Zatarsi. Ihr Weg, den sie gehen wird, erinnert ein bisschen an R. A. Salvatores Anfänge, als er seinen Schwarzelfen Drizzt`Do`Urden auf diese Welt losgelassen hat. Der mit seiner Heimat gebrochen hatte, weil er sich nicht mehr damit identifizieren konnte und wollte, was seine Welt von ihm erwartete. Der angebliche Feind aller Menschen entpuppte sich als ein zutiefst humanistischer Denker. Elezei sollte diese Fußstapfen durchaus ausfüllen und noch einen draufpacken können. Julia Lange hat eine gute Wahl getroffen, auch wenn? Eben nicht. Sondern weil, Elezei doch etwas anders ist, als wir.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52196-0 377 Seiten 12,99€ (D) 13,40€ (A)