BUCHCOVERREZENSION
Johnsonkw Federndieb

KIRK WALLACE JOHNSON –

Der Federndieb

Wer hätte gedacht, dass ein Hobbyangler, oder Fliegenfischer, zu einem Detektiv mutiert. Angeln (oder auch Fischen, Danke Klaus!) ist zwar nicht ganz so langweilig, wie Fußball oder Synchronschwimmen, aber das aus dieser Szene eine Art Sherlock Holmes wächst, ist dann doch eine Überraschung. Kirk Wallace Johnson ist, mit, …nach einer sehr bewegenden Vergangenheit, jetzt eigentlich ein Fliegenfischer aus Passion. Sucht Ruhe und Meditation in den Flüssen, wo er steht, wenn er seine Fliege auswirft. Diese Angelei hat weniger damit zu tun, seine Forelle in die Pfanne zu bekommen, als mehr zu schauen, wie ein Fisch auf äußere Reize reagiert, und er seine posttraumatischen Belastungsstörungen in den Griff bekommt. Klar, die Forelle will er auch verspeisen, sie trotzt ihm ja schon länger. Nur, ist das ein kluger Fisch, der ihm permanent aus dem Weg geht. Mögen dieser Forelle noch ein paar Jahre bleiben. Eine Frage, die sich stellt, ist doch, wie alt kann so ein Fisch werden. Wenn wir ihn uns, fein filetiert, auf unser Pausenbrot legen, dann dürfte die natürliche Lebenserwartung dieses Lebewesens wohl noch weit unterschritten sein. Diese Frage stellt sich Kirk natürlich nicht. Und wir werden das jetzt auch nicht machen. Weil Herrn Johnson doch etwas anderes aufstößt. Edwin Rist hat einen Raubzug durch die ornithologische Abteilung des Britischen Naturkundemuseums durchgezogen. Dabei hunderte, vermutlich auch schon hundert Jahre tote, präparierte Vogelbälger geklaut. Wie er das gemacht hat, ist zwar nicht wirklich von Bedeutung, obwohl … okay, da gehen die Interessen vermutlich weit auseinander! Akribisch geplant hat er das bestimmt. Aber, was macht man damit? Eine Antwort könnte doch ein Zitat bringen, von Kirk auf der ersten Seite präsentiert, in dem sich ein ehemaliger Premierminister des Staates Papua-Neuguinea dazu äußerte, dass Menschen sich Schönheiten der Natur nicht nur anschauen wollen, sondern sie auch besitzen müssen. Der Mann, Michael Somare, wusste, wovon er spricht. Sein Land stand jahrhundertelang unter britischer Kolonialherrschaft und diese „Herren“ bedienten ebenso lange an den Reichtümern der hiesigen Natur. Bis hin zum Raubbau und der Ausrottung der heimischen Fauna und Flora. Kirk Wallace Johnson gibt ein anschauliches Bild, wie sich das entwickelte. Wie sich das europäische und amerikanische Modebewusst-Sein, hier kann man nur sagen, recht negativ, über den Erdball wälzte und ganze tote Vögel auf Hüten drapiert wurden, nur weil sie schön bunt aussahen. Wo ist die Hutmode geblieben, als man noch Blüten von natürlich nachwachsenden Pflanzen auf dem Kopf trug? Oder, Alice, im Wunderland, sich fragte, wenn die Mode einen Dorsch auf dem Haupte zu tragen vorschreibt, man das auch machen möchte. Aber auch so mancher Petri-Jünger dürfte zu dem Genozid der Vögel dieses Planeten beigetragen haben. Federn von seltenen Vögeln waren schon immer eine Passion von Fliegenbindern, die daraus ihre Fischköder produzierten. Johnson geht diesen Fragen akribisch nach. Und auch dem Aspekt, der Edwin Rist dazu bewog, hier mal klauen zu gehen. Kirk gibt gute Blicke auf eine Welt. Der Markt für seltene Vogelfedern boomte, trotz aller Verbote, damit zu handeln. Da muss so manche Briefmarke oder Münze sich ganz weit hinten anstellen. Der Mensch will „Schönheit“ aus erster Hand. Was sich manche Leute an die Wand nageln, nur um, ehemals lebende Tiere zu begutachten, bestaunen, oder eben zu besitzen, ohne auf deren Leben Rücksicht zu nehmen, ist nicht wirklich nachzuvollziehen. Vor allem dann, wenn man einer Spezies in den eigenen Wohnräumen eine Heimat gibt, die sich selbst domestiziert hat. Die Katze. Klar ist, wenn man so ein Doppel-Spitz-Ohr in seinem Heim herum zu galoppieren hat, ist man nur die Bedienung. Aber diese Herrschaft lebt und vermittelt Ruhe im eigenen Leben. Erfahrung. Lieber gucken wir, hier, einer lebenden Katze in die Augen, als einem toten Vogel. Wer noch einen Fernseher hat, kann das natürlich jeden Tag, umgekehrt machen, und Politikern, und das sind tote Vögel, ins Gesicht schauen. Nur ist deren Gefieder nicht ganz so brauchbar. Für Angelköder. Selbst abgebrühte Haie werden hier den Rückzieher machen. Solche Scheiße will keiner fressen. Kirk Wallace Johnson hat ganze Arbeit geleistet, gezeigt, wie manche menschlichen Interessen funktionieren werden, auch wenn man hier Verbote installieren möchte. Tiere sind scheißegal. Das ist etwas außerhalb der politischen Wahrnehmung, und die Grünen, eine Lügenpartei vor dem Herrn, wird es auch nicht tangieren. Kirk dreht das komplett um. Wird ihm, wahrscheinlich, nicht nur Freunde eingebracht haben. Hier schon.
(Dromer)

ISBN 978-3-426-27684-6 327 Seiten (+) 22,99€ (D) 23,70€ (A)