BUCHCOVERREZENSION
Heitzm DieDunklenLande

MARKUS HEITZ –

Die dunklen Lande

Wenn man Frauen anbaggern will, sollte man sich auch sicher sein, dass sie das Grasen auf ihren Weiden auch mögen. Sonst könnte es zu sehr unschönen Szenen kommen. Es gibt, und gab es auch damals schon, Menschen, und diese Bezeichnung könnte man auch als politisch nicht korrekt bezeichnen, denen das am Allerwertesten vorbei geht. Markus Heitz lässt wieder die Trommeln tönen. Zu dem Getöse aus dem Dreißigjährigen Krieg der in Europa von 1618 bis 1648 tobt, was jetzt sein Zeitfenster ist, gibt es, als Klanguntermalung, auch noch eine Dröhnung aus der Neuen Welt, die sich jetzt gegen Konquistadoren, Glücksritter und Kreuzkrieger auflehnen will. Und eine, zwei! neue und brandaktuelle Thesen. Okay… ist nicht ganz so neu. Lucifer ist nicht der Bösewicht, sondern wurde von Gott betrogen. Genau, wie wir Menschen. Markus Heitz wird die Bibel zwar nicht ändern können, aber daran herumknabbern wird er schon. Der Lichtbringer, Lucifer, könnte auch ein weibliches Engelswesen gewesen sein. Die eine Prüfung Adams und Evas, im Paradies, nie hätte bestehen können, weil die Fakten ja schon vorher festgelegt waren, und sich, obendrein, der Wollust Gottes verweigert hat. Markus Heitz als ein Rebell gegen religiöse Schriften! Frauen, dieser Welt, Berlin hat das erkannt. Ab diesem Jahr haben wir, in Berlin, den „Internationalen Frauentag“ als Feiertag. Markus Heitz entpuppt sich als ein neuer Prophet, der das Frauenwahlrecht auf der Fahne hat, das, unendlich schwer errungen wurde und, trotz aller Widrigkeiten, aber immer noch Bestand hat. Rosa Luxemburg hat mal gesagt, „Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht“. Markus Heitz will bewegen. Fesseln zeigen, die uns knebeln. Gott ist immer männlich? In fast allen Büchern dieser Welt, die heute relevant sind, Ja. Welch ein Widerspruch zu dem Matriarchat, dem alle Naturvölker huldigen. Früher waren es die Göttinnen, die Fruchtbarkeit versprachen, während sich ihre Gatten den Kriegsspielen widmen. Freya, oder auch Frigg, Gattin Odins, gebar viele Söhne und Töchter, darunter Thor und Tyr. Gut, Loki, der Sohn der Eisriesen, wurde adoptiert. Kronos, Sohn von Gaia, Göttin der Erde, und Uranus, Gott des Himmels, gab so einigen Söhnen das Licht der Welt. Der Knabe hat vor nichts Halt gemacht. Seine Söhne haben aber auch nichts ausgelassen. Zeus, Poseidon und Hades haben ihn zerstückelt und seine, restlichen, Titanen im Tartarus gebannt. Das kommt einem doch irgendwie bekannt vor. Markus Heitz tobt jetzt durch den Dreißigjährigen Krieg und sein Truppenteil, den er ins Gefecht schickt, ist alles, nur nicht wirklich darauf vorbereitet, was ihn erwartet. Schriftsteller sind manchmal genauso, wie die Vorgesetzten in der Firma. Fordern Leistungen, ohne die Bedingungen dafür gerade zu stellen, sie auch erbringen zu können. Sollen sich ihre Unterstellten doch selbst mit den Widrigkeiten des Lebens herumschlagen. Beim Thema „Arbeitsvorbereitung“ klaffen immer beachtliche Lücken. Während die Arbeitnehmer und Romanfiguren für dreie schuften müssen und nicht mal einen bezahlt bekommen, lehnen sich diese Herrschaften zurück. Arbeiten nicht mal für einen, kriegen aber dreie bezahlt. Zumindest treffen wir auf eine alte Bekannte. Die „Pique Dame“. Markus Heitz ist überall zu Hause, wo es etwas zu schreiben gibt. Puschkin, Tschaikowski und auch Kartenspiele sind ihm nicht fremd. Ist aber nur am Rande. Trotz aller Sympathien für den Schreiber, hier hat er in der Arbeitsvorbereitung kläglich versagt. Da war Sam Sykes besser drauf, auch wenn seine Figuren besser in einen Debattierklub gepasst hätten, als in eine Mission, die Welt zu retten. Sie wussten, zumindest ansatzweise, was sie erwartet. Markus Protagonisten sind zwar nicht ganz so komödiantisch auf dieser Linie, werden an den jetzt anstehenden gemütlichen Gemetzeln trotzdem ihre Grenzen ausloten müssen. Die Neue Welt hat die Alte eingeholt und keiner weiß, wie den Bedrohungen zu begegnen ist. Vor allem auch deswegen, weil man die Gegner nicht kennt. Von Wissen, vor der ersten Konfrontation, kann keine Rede sein. Hier wäre doch ein Brainstorming angemessen gewesen, mit Hernán Cortez. Der Mann war ein Experte in Sachen Genozid. Die Kultur der Azteken war grausam, keine Frage. Nur ob Hernán der wirkliche Lichtbringer war, in Mittelamerika, wo er dieses Volk, deren Errungenschaften, denen wir doch mehr hilflos gegenüberstehen, weil wir auch heute noch nicht wissen, wie diese Menschen solche Dinge bewerkstelligen konnten, zu einer Bedeutungslosigkeit verblassen ließ, ausrotten heißt das wohl besser, sollte man doch stark bezweifeln dürfen. Hätten wir heute noch Azteken, wäre der BER in Berlin schon lange fertig, vermutlich ohne Probleme und ohne Menschenopfer. Markus Heitz hat sich von vielen mystischen Dingen leiten lassen und wieder neue Figuren erschaffen. Ob sie weiterleben werden, hängt natürlich von ihm ab. Hier könnten „Blind Guardian“ weiterhelfen, wenn sie dann ihr, langersehntes, Konzeptalbum „Die dunklen Lande“ der Öffentlichkeit vorstellen. Metal-Musik, in so einigen Bereichen, möchte durchaus auch von Fantasy-Themen leben, kann man in dem Film „Heavy Trip“ nachvollziehen. Einige Experimente dazu gab es ja schon. „Summoning“, die fantastische Zwei-Mann-Band aus Österreich, und „Herr der Ringe“ von Tolkien haben doch wunderbar harmoniert, auch wenn sie sich zeitmäßig knapp verpasst haben. Keinen Kaffee zusammen trinken konnten. Und die waren auch nicht die einzigen. „Amon Amarth“, „Gorgoroth“, oder auch „Subway to Sally“, aus Deutschland, die US-Metaller von „Caladan Brood“, (viele „weiße Drachen“ auf dem Promo-Foto vom Titel „Autuum Wild“!) und so einige mehr, haben sich dem Thema Fantasy verschrieben. Das eine Metal-Band und ein Schriftsteller, die sich jetzt kennen, am gleichen Strang ziehen wollen, ist jedoch schon ein Novum. Sollte man aber begrüßen. Für „Blind Guardian“ und Markus Heitz ist das Thema zwar nicht neu, könnten aber neue Wege beschreiten.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-22676-6 536 Seiten 16,99 € (D) 17,50 € (A)

MARKUS HEITZ – Des Teufels Gebetbuch – Archiv April 2017
SAM SYKES – Die Tore zur Unterwelt – Archiv Januar 2013
-Film-TIPP – „Heavy Trip“
-CD-Tipp - wenn es soweit ist, „Blind Guardian“ – „Die dunklen Lande“