BUCHCOVERREZENSION
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MAC P. LORNE –

Das Banner des Löwen

David Gilman hatte Pferd für Sir Thomas Blackstone. Wenn, auch nicht so gedacht. Das hässlichste Streitross der Geschichte (ein Vorurteil eines plattgetretenen Autors, der gegen seinen eigenen Helden arbeiten wollte) ist mittlerweile zur einer Legende geworden, hinter der sogar der eigene Schriftsteller herhinken muss, weil die Leser seiner Bücher sich mehr mit dem Vierbeiner identifizieren werden, als mit ihm selbst. Mac hatte den Sherwood Forest, für Robin Hood, wo der Mann wachsen konnte. Mac macht nicht nur den Federmaxe, sondern auch einen Gärtner, der sein Gewächs behütet. Beide Schriftsteller sind sich nicht unähnlich, haben aber doch gravierende Unterschiede. Während David ja ganz andere Pläne hatte und seinen Helden opfern wollte, um sich die Gunst der französischen Königsfamilie zu sichern, was Pferd zu verhindern wusste, steht Mac, voll und ganz und immer, hinter dem Kapuzenmann aus den englischen Midlands, den er von Kindesbeinen an begleitete, sogar dessen Oma und Opa kannte („Das Herz des Löwen“). Und nie im Stich lassen würde, egal, wie erdrückend eine Übermacht feindlicher Kräfte auf ihn einwirkt. Mac P. Lorne glaubt an das Gute im Menschen und die Buhlversuche von französischer Seite sind ihm scheißegal. Sollte es der Fall sein, dass er nicht mehr an Gott glauben kann, weil er Situationen beschreiben muss, die in „Gottes Namen“ Eskalation erfahren haben, wo sich jedem die Federn im Nacken sträuben werden, so kann man heute sagen, dass Gott doch sehr wohl an ihn glauben möchte. Wäre Gott misstrauisch geworden, hätte er Mac nicht die freie Hand gegeben. Vielleicht sucht er jetzt selbst nach Entschuldigungen, die der Schriftsteller nicht wirklich beschreiben kann. Es sind unglaubliche Verbrechen, die Mac dokumentieren muss, aber er hat ja immer ein Ass im Ärmel, für die Verlorenen. Robin Hood. Die katholische Kirche, heutzutage, hat sich öffentlich entschuldigt, beispielsweise für die Verbrechen an den Albigensern, die Mac sehr wirkungsvoll dokumentiert hat. Welch edle Geste einer Institution, die mehr Opfer im Feuer hat verbrennen lassen, als das das man Wiegen in die Länder stellen konnte. Wird den Opfern von damals nichts mehr nutzen. Ist das ein neuer Anfang? Den Mac mal begleiten möchte? Eher nicht. Er hat die ultimative Waffe in den Händen, dem Klerus die Stirn zu bieten. Man kann die Opfer nicht mehr zurückbringen, keine Frage. Aber anklagen. Das macht er. Und Robin Hood ist sein Anwalt, den er jetzt sprechen lässt. Simon de Montfort, selbst ernannter Gotteskrieger, will den Kreuzzug gegen die Häretiker des katharischen Glaubens, nur ist diese Glaubensgemeinschaft alles andere als gefährlich, für Menschen. Sie predigt Gemeinwohl für alle und sie hatte auch Recht. Die Katharer waren arbeitsam, durchaus in der Lage, sich zu selbst ernähren und ihre Erfolge mit ihrer Umgebung zu teilen. Einen kleinen Wohlstand, gepaart mit einem Selbstbewusstsein, das jedem gerecht wird, zu garantieren. Die Katholische Kirche hat sie auslöschen lassen. Vernichtung pur. Warum? Weil die Katharer lieber barfuß liefen, als einem Gast, der auf der Durchreise ist, ihr eigenes Schuhwerk nicht zu verweigern? Sie der Meinung waren, dass Jesus nicht aus einem Goldpokal, sondern aus einem Holzbecher seine Limonade getrunken hat. Und die „Heilige“ Inquisition hat jetzt noch nicht einmal ihren Höhepunkt erreicht. Noch sind die Mönche des Dominikanerordens Männer des Wortes. Was sich sehr bald ändern wird. Die „domini canes“ werden sehr bald blutige Geschichte schreiben und alle anderen Kreuzkrieger in einen Schatten stellen, der nicht mit dem Widerstand von Objekten gegen die Sonne zu erklären sein wird. Mac hat mehrere Zeilen sehen lassen. So einige der Verbrechen der „Alleinseligmachenden Institution im Namen Gottes“ aufgedeckt. Um alle Verbrechen dieser Kirche aufzuzeigen, dafür braucht es größere Rechner, als wir heute zur Verfügung haben. Das es heute noch kleine Gemeinden gibt, die dem damaligen katharischen Glauben nahekommen, ist, laut Mac, auch seinen Gastgebern dieser Zeit zu verdanken. Robin Hood und Marian Leafort sind hier wohl an erster Stelle zu nennen, in deren Domizil in der Gascogne er sich ja häuslich, und auch vorausschauend, sowohl in deren Schlafgemach, in der Küche und im Weinkeller selbst einquartiert hatte („Das Blut des Löwen“). Aber auch Raimund V. und dessen Sohn, Raimund VI., die Toulouse bis aufs Blut verteidigen konnten, gegen die Kreuzritter, haben daran doch ihren guten Anteil. Der Schlächter der Katharer, Simon de Montfort, hatte hier wohl andere Pläne, als sich von den Frauen von Toulouse einen Stein gegen die Gehirnschale hämmern zu lassen. Eher träumte er von weiten Ländereien, Steuereinnahmen, natürlich nur für die eigene Tasche und Ausbeutung pur, alles unter der Fahne der Katholischen Kirche. Gut, dass dieser Mann kläglich gescheitert ist, zu spät jedoch für die Opfer, die er massenweise hinterlassen hat, und er war ja auch nicht allein am Werke. Die Krone Frankreichs rechnete sich gute Zugewinne aus. Bevor man sich jetzt dem Widerstand der wehrhaften Muslime im „Heiligen Land“ aussetzen will, greift man „andersdenkende“ Christen an, verlagert die Kreuzzüge in Regionen, wo die Menschen ihre Bibel ausleben und lieber wehrlos sterben wollen, als das sie die Botschaft Jesu Christi in einen Wind schlagen werden, in dessen Richtung gerade die blutrünstigen Schergen des „Heiligen Stuhls“ ihren Mantel hängen. Robin Hood ist jetzt 67 Jahre alt, hat wieder, ein bisschen, die Welt gerettet und Mac hat weiterreichende Pläne für den Mann, der laut seiner Biografie, doch noch ein paar Jahre damit zubringen wird, diese Welt doch etwas gerechter zu machen. Legenden sterben eben nie. Im Gegenteil, man sollte sie pflegen.

(Alle wollen, heute, Verbrechen anklagen. Nur, gegen das, was gerade die katholische Kirche in Jahrhunderten praktiziert hat, will heute keiner die Stimme erheben? Nur ein Mann hat sich mal dafür geschämt! Ein guter Mann! Ohne Frage! Der auch eine Entschuldigung formulierte, an die er, dass müssen wir sogar so akzeptieren, geglaubt hat. Ist diese Institution jetzt frei von Schuld? Nach dem man jahrhundertelang, offensiv, Ketzer ohne Fragen an eine Gerechtigkeit, vernichtete? Die Methoden waren doch recht fragwürdig. Die Autodafés, die massenhafte Verbrennung von andersgläubigen, oder auch nur Menschen, die zur falschen Zeit, am falschen Ort waren, ohne Gerichtsurteil, waren ja an der Tagesordnung. Denen fiel alles zum Opfer, egal welchen Alters. Männer, Frauen, Kinder, Säuglinge. Pogrome, Krieg, Verfolgung von andersdenkenden Menschen, Konzentrations- und Vernichtungslager sind keine Erfindungen der Nationalsozialisten. Sicher, sie haben das weiterentwickelt, mit einer Menschenverachtung, die in nichts mit der „Heiligen Inquisition“, und auch anderen Leuten, nachsteht. War aber doch alles schon vorher da. Bei den Blaupausen dafür konnten sich, Adolf Hitler und Heinrich Himmler, doch ganz bequem aus der Schreibtischschublade bedienen. Will man heute die Lehrmeister der Hakenkreuzkrieger ungeschoren davonkommen lassen? Die Antwort heißt ganz klar „JA“!)

Allerdings haben Mac und Robin Hood etwas dagegen, und wir auch.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52148-9 497 Seiten ( mit dickem +) 10,99€ (D) 11,30€ (A)

MAC P. LORNE – Das Herz des Löwen – Archiv August 2018 TIPP
MAC P. LORNE – Das Blut des Löwen – Archiv Oktober 2018
DAVID GILMAN - Das zerrissene Land – Archiv Dez. 2018