BUCHCOVERREZENSION
Johannson.l VillaSanddorn

LENA JOHANNSON –

Villa Sanddorn

Franziska hat, vor zwei Jahren, gemeinsam mit Lena, ohne seinen Schriftsteller kann man ja keinen einzigen Schritt machen, die Insel Rügen erobert. Den Südschweden gezeigt, das auch Exil-Hamburger Mädchen, obwohl sie vorher mehr in einem Büro zum Knuffen war, als bei einer Sanddornernte, auch arbeiten können. Da hat sich Frau Johannson nicht lumpen lassen. Klarer Fall, sie musste den Knochenjob ja nicht selbst machen. Ist es nicht schön, wenn man Knechte hat. Eine Romanfigur ist immer zu Frondiensten verpflichtet, damit die mit dem Kugelschreiber bewaffnete Person auch noch ein paar Penunsen bekommt, für die geleistete Arbeit. Damit kann Ziska jedoch leben. Sie hat ihren Prinzen und eine neue Aufgabe gefunden. Täglich kommen neue hinzu. Friede, Freude, Eierkuchen. Nur gibt es jetzt Probleme. „Rügorange“, Niklas, oder Prinzens Unternehmen steht am Rande eines Abgrundes, Dante`s Grüße liegen schon auf schon auf dem Schreibtisch, und schaut da ganz intensiv hinein. Dementsprechend frostig entwickelt das jetzige Klima. Ziska, vom „vor Dreißig-Syndrom“ mittlerweile erlöst, (was macht sie, wenn sie erst mal fünfzig werden soll?) und, vermutlich schwanger ist, da bleibt Lena anfangs doch etwas verschleiernd, vermutlich nur für Männer, die ja eh keine Ahnung haben, muss sich, genau, mit der Spezies jetzt herumschlagen. Niklas ist, vermutlich von den Erfolgen der letzten Jahre erblindet, nicht so ganz auf der Höhe so mancher Dispositionen. Seine Firma geht auf Talfahrt. Ob das einer Beziehung so gut tut, sollte man bezweifeln dürfen. Wenn der Stress bedrohliche Ausmaße annimmt und man nicht miteinander redet, sondern aneinander vorbei, dann kann das schon zu unschönen Szenen kommen. Lena Johannson gibt sich alle Mühe, aus ihrem Roman heraus, den III. Weltkrieg zu entfesseln. Nachdem sie, mit Franziska, oder umgekehrt, die größte deutsche Ostseeinsel okkupiert hat, gibt es Futterneider, die, nur zu gern, hier wildern wollen. Und richtig blinde Menschen. Denen man zwar sofort den Hund und den AOK-Sehbehinderten-Stock genehmigen würde, nur dürfte sich der Nutzen dieser Maßnahmen, eher als mäßig bis ergebnislos niederschlagen. Hier gibt es zwei Erkenntnisse. Den ersten Ausspruch hätte man auch glatt einem biblischen Propheten unterjubeln oder als eine ostasiatische Weisheit verkaufen können, Laotse und Konfuzius wären begeistert. „Wer saufen kann, kann sich eigentlich auch Brühe machen“. Jürgen, Franziskas Halbbruder, ist der Jünger einer neuen Religion, die Alkoholverzehrern jeden Zuspruch verweigern möchte, wenn der Kater denen doch heftiger zusetzen sollte. Gibt dem Begriff Katzenfutter doch eine ganz andere Bedeutung. Das ausgerechnet sein Halbbruder, Niklas, den Tiger, nicht im Tank, sondern im Kopf hat, interessiert ihn nicht die Bohne. Da hält sich sein Mitgefühl in ganz engen Grenzen und Lena ist da auch voll auf der Schiene, selbst wenn sie Franziska dabei den Löwen zum Fraß vorwerfen wird. Es kann schon ein recht interessanter Vorteil sein, wenn man ein Schreiber ist. Und so einige andere Figuren sich mit Dir, miteinander, verbünden oder gegeneinander intrigieren wollen. Lena Johannson macht das ganz geschickt. So kommt zu einer neuen Liebeserklärung an die Königin der deutschen Inseln noch ein Wirtschaftskrimi dazu. Da kommt die zweite Erkenntnis. Hilft Dir Dein Chef nicht, hilf Dir selbst. Ist er blind, führe ihn weise, auf den richtigen Weg. Die beiden, oben genannten, ostasiatischen Philosophen trommeln sich jetzt noch, nach dieser Lektüre, vergnügt auf die Schenkel. Aber Vorsicht! In Konzernen funktioniert das gar nicht und in Kleinunternehmen ist das auch nur unter gewissen Vorbehalten durchzusetzen, aber auch hier kann so einiges schiefgehen. Lena zeigt ja, wie es gehen kann.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52081-9 389 Seiten (*) 9,99€ (D) 10,30€ (A)

(*) Dazu gibt noch ein kleines Extra, mit Rezepten, was man mit und aus Sanddorn so zaubern kann.

LENA JOHANNSON – Sanddornsommer – Archiv August 2017