BUCHCOVERREZENSION
Beinert.C N RevolutionImHerzen

CLAUDIA & NADJA BEINERT –

Revolution im Herzen

Karl Marx mal ganz anders. Aus der Sicht von Lenchen Demuth schildern beide Autorinnen nicht nur den Werdegang Marxens als Revolutionär und Visionär, sondern präsentieren auch die Lebensgeschichte der Familie Marx, deren Freundschaften, insbesondere mit Friedrich Engels, den tagtäglichen Überlebenskampf in bitterer Armut, die, und das muss man so im Raum stehen lassen, vier Kindern, Marx mit Nachnamen, das Leben kostete, bevor sie erwachsen werden konnten. Ein Punkt, der heute oft unbeachtet bleibt, zumindest in breiter Front, für das Volk. Die „Experten“ wissen das zwar, hüllen sich aber, gerade heute noch, wie immer, wenn es um relevante Informationen geht, in ein würdeloses Schweigen. Frau Merkel wird sich ja um solche Dinge nicht kümmern müssen, sie hat ja, Gott sei es gedankt!!! keine eigenen Nachkommen, die uns, in der nächsten Generation weiter drangsalieren werden, oder sie betrauern müsste. Nur, und das wird bitter, den Weg ihrer Zieh-Birne Kohl weiterschreibend, wird sie jedoch nach Wegen suchen, weiterhin Menschen zu erniedrigen. Nur warum? Nachdem man aus den Ostdeutschen eine Art Zweite-Klasse-Mensch, laut Mehmet Daimagüler den Kellner, gemacht, und dem Rassismus erst mal richtig Vorschub gegeben hat, sonnt sich unsere Kanzlerin in ihrer eigenen Performance, die so verlogen ist, dass die Menschen sogar wieder daran glauben wollen. Die Geschwister Beinert lassen sich zwar etwas literarischen Freiraum, schreiben jedoch eine Geschichte, die sehr gut durchrecherchiert wurde. Ist schon ein Kracher, der sich in jedem Bücherregal gut hermacht. Und Helena Demuth, die „Gute Seele“ im Haushalt des revolutionären Denkers, hat die Chance ihre Biografie zu präsentieren. Das Auf und Ab in einer kompromisslosen, wie auch, für den größten Teil der menschlichen Bevölkerung, inhumanen Gesellschaft zu kommentieren, aber auch persönliche Gedanken zu Papier bringen, die heute nahezu unbekannt sind, da man sich auch zu wenig mit diesem Metier beschäftigt. Man ist ja heute so eingespannt, dass man nicht mehr zum Lesen kommt und sich mit Gedanken zu befassen, die allen nutzen könnten, sind ohnehin Zeitverschwendung, da wir auch Zielpersonen brauchen, über die wir lästern können (Im Berliner Dialekt, eh, kiek ma, den jehtet ja noch beschissener als uns.) Da fühlen wir uns doch gleich viel besser. Hartz-IV-TV hätte wohl auch zu Marxens Zeiten die Einschaltquoten gesprengt. Und unsere Führungsriege freut das ganz bestimmt, damals, wie heute. Wie wichtig gerade der Marxismus, die Ideen Engels und der anderen „utopischen“ Sozialisten für unsere heutige Welt sein sollten (Bitte, die Ideen, nicht die Umsetzungsversuche, die meist ins Leere liefen), für mehr Gerechtigkeit im Leben, kann der ehemalige US-Präsident Bill Clinton durchaus bestätigen, auch wenn er das nicht wortwörtlich so präsentieren wird. Für Helena Demuth kommt diese Einsicht jedoch etwas spät. Auch wenn ihr und Karls Sohn den Rest der Familie überleben wird? Ja, Karl Marx soll einen unehelichen Sohn gehabt haben, hat seine Haushälterin vernascht oder sich vernaschen lassen. Nur, was ist daran so schlimm? Klar, im Familienkontext können sich hier so einige Fronten bilden, wird auch in der Familie Marx nicht anders gewesen sein. Nur, und da sind sich die Federschwestern einig, muss auch mal Lenchen zu Worte kommen, deren Sicht, auf ihre damalige Welt, heute komplett ignoriert wird. Die Umstände sind ungünstig, ohne Frage, nur warum. Trotz aller Feinfühligkeit, die beide Autorinnen an den Tag legen, und für ein gewisses Verständnis werben, ist dieses Buch eine offene Anklage gegen den Kapitalismus, wie er damals agierte und sich, auch bis heute, nicht geändert hat. Nicht wirklich. Wenn die Gesellschaft versagt, im gesamten, was soll dann im kleineren passieren? Helena versorgt „ihre“ Familie, der Haussegen hängt noch gerade. Nur, bei der Armut und permanenten Sterben der Marx-Kinder ist es doch irgendwann mal vorbei. Wenn Kinder sterben, weil diese Gesellschaft keine Einsicht hat, was soll denn noch passieren? Frau Demuth darf einige Gedanken äußern, nur scheitert sie immer am Gesamtdenken, das sie nicht einbeziehen wird. Lenchen gerät zwischen die Räder, da hätte Frau Merkel heute ihre wahre Freude dran. Sie hat ja freudestrahlend zugeschaut, als ihre ehemaligen Schulkamerad-Innen und FDJ-Freunde, zu Menschen zweiter Klasse degradiert wurden, zusammen mit Initiator Birne und Lothar, mit dem Springbrunnen aus der Schnauze. Die Geschwister Beinert jedoch wollen Lenchen Demuth die Gelegenheit geben, ihre Sicht zu zeigen und das ist ihnen furios gelungen. Das Leben ist hart und ungerecht, zeigt aber in manchen Verhältnissen Kompromisse, die manch anderer nicht verstehen kann. Helena ist ein Beispiel, für eine Persönlichkeit, die einfach untergegangen ist, in einer Geschichte, die keine Rücksicht nimmt auf kleine Individuen. Nur die Nähe zu Karl Marx rückt sie, heute wieder, in das Interesse von „Experten“, (das Unwort des Jahrtausends, weil genau diese Vögel eben keine Ahnung haben, wovon sie reden). Die Schicksale missbrauchen werden, in welcher Richtung auch immer und irgendwelchen Müll labern wollen. Die Schwestern sehen das etwas anders und kreieren eine eigene Version, der man, in jedem Fall, besser folgen kann. Karl Marx war auch nur ein Mensch, der den Kopf voll hatte, und auch noch vier Kinder begraben musste, das wissen wir jetzt. Ein kleiner Feigling, in persönlichen Angelegenheiten muss er auch gewesen sein, nur, wer ist das nicht. Die Frauen Beinert machen den Sklaven hinter Marc Aurel, für Karl Marx. Nur etwas moderner. Der römische Kaiser, bei seinen Triumphzügen, hatte immer eine Person hinter sich, die ihm sagte, Du bist Kaiser des römischen Reiches. Aber. Du bist nur ein Mensch! Da lebte der Mann noch. Lange her. Karl war, zeit seines Lebens, immer auf der Verliererseite. Er war ein genialer Denker, einer, der Visionen hatte, vielleicht auch ein Träumer und daran wollen Helena Demuth, Claudia und Nadja Beinert auch nicht rütteln. Im Gegenteil. Für sie war „Mohr“ einfach nur ein Mensch, trotz seiner Fehler, die jeder Mensch hat. Aber einer, der Großes wollte, für alle Menschen. Weiter gedacht hat, als so mancher Vollpfosten dieser Welt, der der Meinung war und ist, Menschenleben in den Müll werfen zu können. Zwei Weltkriege danach und die heutige Situation sprechen immer noch für seine Ideen. Wird auf hoher politischer Ebene nicht akzeptiert werden, warum auch? Starkes Buch. Karl Marx ist zwar schon tot, und auch sein Seitensprungergebnis, und wer sind wir, dass wir darüber urteilen dürfen, kann keinen Kommentar mehr abgeben. Aber, Karls Ideen haben überlebt. Werden immer ein Leuchtfeuer sein, für Menschen, wie wir es sind.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-65433-0 440 Seiten (mit dickem +) 19,99€ (D) 20,60€ (A)

B. Clinton & J. Patterson „The President is missing“ Archiv Juni 2018