BUCHCOVERREZENSION
Gordon.c.w Missgeburt

WILLIAM C. GORDON –

Missgeburt

Wenn Journalisten Polizeiarbeit machen sollen, dann könnte man das eine verkehrte Welt nennen. Herr Gordon zeigt sich von dieser These jedoch völlig unbeeindruckt, und so muss Samuel Hamilton sein kuschlig-warmes Bett wieder verlassen und sich auf die Socken machen. Keine Angst, William hat ihm auch ein Paar Schuhe mitgegeben. Melba Sundling, Geschäftsführerin der Bar „Camelot“, wo Herr Hamilton als ein Stammgast geführt wird, die Gründe könnt Ihr nachlesen, ist mit ihrem Hund Gassi gehen und an einer Mülltonne scheucht der kleine Racker einen Waschbären auf, der daraufhin sein Galadiner unterbricht und das Feld räumt, nur um Platz zu machen für Excalibur, wie der Airedale-Mischling bezeichnender Weise heißt. Allerdings hat Frauchen etwas dagegen, dass sich ihr anvertrautes Haustier den Wanst vollschlägt und das Objekt der Begierde für Fleischfresser kommt ihr auch nicht geheuer vor. Wer schmeißt, in einer Art Hungergegend, schon Lebensmittel weg. Der eilig herbei zitierte Coroner McLeod identifiziert das, von Waschbären und Hunden begehrte Stück, jedoch als einen menschlichen Oberschenkel. Ein Mord liegt in der Luft. Bevor hier jetzt die Kommission für gewaltsame Tötungsdelikte auf den Plan tritt, hat Reporter Hamilton den Kopf voll, vielleicht war die Welt, in San Francisco, im Jahre 1963 doch etwas anders, als heute. Zumindest bezeichnet man hier Rassismus noch, etwas verniedlichend und dem Vorgesetzten geschuldet, als eine nicht ganz vorurteilsfreie Weltsicht. Der Brüller. William C. Gordon verteilt auch farbenfrohe Krawatten, um sich dementsprechend, wortwahlmäßig abzusichern. Er legt doch einen etwas eigenartigen Humor an den Tag. Da ist es durchaus denkbar, dass der Journalismus den Ordnungshütern mal auf die Sprünge helfen muss. Die das auch dankend annehmen, da Herr Hamilton von der schnellen und hellen Sorte ist, und auch Gedankengänge anstellen kann, wo ihm so keiner wirklich das Wasser reichen wird. Und so ist er in die Ermittlungen eingebunden, darf aber nur nach Absprache publizieren. Da taucht, im wahrsten Sinne des Wortes, ein zweiter Körperteil auf, den man eindeutig mit dem ersten identifizieren kann. Und die Verdächtigen für einen Mord häufen sich, was natürlich den Nachteil einer Verzettelung nach sich zieht. Spuren gesucht werden, wo keine, zumindest keine relevanten sein können. Aber dafür hat die Polizei ja jetzt Samuel Hamilton, der Spreu vom Weizen trennen könnte. Nur, manchmal liegt die Lösung näher als man denkt und Zuhören sollte man können.
(Editionnova)

354 Seiten