BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

TERRY MILES –

Rabbits – Spiel um Dein Leben

Wie sagte schon Voltaire? Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat. Das wird K als eine eigene Erfahrung in seinem Gehirn abspeichern dürfen. Eigentlich ist er auf der Suche nach Rabbits, dem Spiel des Lebens, aber irgendwie steht bei ihm immer etwas im Weg. Seine Freunde Chloe und Baron sind genauso veranlagt. Rabbits beherrscht ihr Denken. Ach so, noch etwas, fragt nicht nach dem Namen des agierenden Herrn, er ist K. Mehr werdet ihr aus ihm nicht herausbekommen. Im Punkt seines Namens ist er doch recht zugeknöpft, aber wer sind wir, das wir ihn jetzt löchern würden. Er hat genug andere Probleme, wie beispielsweise Fotos zu ordnen, mit Motiven, die es eigentlich gar nicht geben könnte. Diese Diskrepanz beschäftigt ihn durch aus recht ausführlich und dürfte außerdem im Zusammenhang mit Rabbits stehen, dem Spiel, dem er sein Leben gewidmet hat und das drohende Schatten verbreitet, so auch in K´s Leben. Aber auch Chloes Leben ist nicht das, was man als ein Rosenbeet ohne Dornen bezeichnen könnte. Die Mutter sitzt gerade im Knast, weil sie einen Spät-Shop überfallen hat, manche Menschen haben halt seltsame Hobbys. Und die Familienangehörigen müssen das ausbaden. Aber da gab es ja mal einen Spruch von Eleanore Roosevelt. Denk daran, niemand kann Dich demütigen, ohne Deine Zustimmung. Also lieber, zumindest ab und zu, die kalte Schulter zeigen. Und das passiert bei Terry Miles am laufenden Band, da sind so manche Lachtränen schon vorprogrammiert. Eine gängige Erklärung für ein Hinken ist ja beispielsweise, vom Kamel gefallen. Passiert manchen Leuten vermutlich jeden Tag. Terry Miles ist mit Rabbits vielleicht näher am Alltag dran, als man vermuten möchte, zumindest schließt er das nicht aus. Außerdem ist er ja selbst auf der Suche nach diesem „Spiel“. Und so kann man sich, als Leser, mal ganz entspannt dem Lesestoff widmen, zuschauen, in welche Fettnäpfchen K so treten muss und den Weg verfolgen, der durchaus dazu führen kann auch mal den Verstand in Frage zu stellen, aber das sollte nicht die Sorge des Lesenden sein, sondern die der Romanfiguren, auch wenn die schon den Kopf voll genug haben. Schon prasseln Warnungen vor dem Spiel aus allen Richtungen auf sie ein, aber so eine Suche, wenn man sie sich dann in den Schädel eingehämmert hat, hat das Problem, das man sie nicht einfach abbrechen kann, man ist ja lechzend unterwegs nach Erkenntnissen, die mysteriös hinterm Horizont liegen und dort Licht hin zu tragen, dürfte für manche Mitspieler eine Lebensaufgabe sein. Aber, vielleicht, wer sind wir uns hier ein Urteil anzumaßen, ist es doch besser auf warnende Stimmen zu hören, nur mal so am Rand. Terry Miles wird das getan haben, im Gegensatz zu einigen seiner Figuren. Musiktipp... zu diesem Buch passt „Under the flag“ von NECROMORPH aus Berlin, hundertprozentig.
(Penguin)

ISBN 978-3-328 –60227 – 9 489 Seiten 18,00 € (D) 18,50 € (A)