BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

SABINE EBERT –

Schwert und Krone – Preis der Macht

Mit der einsichtsvollen Anerkennung der Tatsache, dass Kriege, Fehden, bewaffnete Auseinandersetzungen um das Übel dieser Welt, Macht und Geld, einfach nicht so schön sind und man sich dann so im Nachhinein sich das Verhalten von so einigen Gestalten in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart anschaut, dann fragt man sich doch nachhaltig, wer ist wirklich das Übel dieser Welt. Sabine Ebert ist wieder voll in ihrem Element. In diesen Wassern ist sie zu Hause, wie kaum eine andere Schriftstellerin. Sollte sie auf den Gedanken kommen, ihre Bücher im Geschichtsunterricht vorzulesen, würden wir uns wieder freiwillig zur Schule melden. Ohne Hitzefrei und Schwänzen. Und ohne kleine Raucherpausen auf dem Klo. Wir würden an ihren Lippen hängen, wie kleine Hundewelpen oder Katzenbabys. Solange sie das nicht macht, werden wir uns wohl mit ihren Büchern begnügen müssen. Der Weg Barbarossas schließt jetzt einen Kreis. „Preis der Macht“ ist der krönende Abschluss der außergewöhnlichen Romanreihe „Schwert und Krone“ über den Werdegang des rotbärtigen deutschen Kaisers, die sich obendrein noch mit einer zweiten kreuzt. Dazu ein anderes Mal. Friedrich Barbarossa steht mal wieder in Italien, um sich Respekt zu verschaffen, als Kaiser. Eine Seuche, aber auch die gebeutelten Italiener machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Durch die Seuche verliert er den Gros seines Heeres und die Einheimischen planen seinen Mord, dem er nur knapp entkommt. In der Heimat bekriegt sich alles, was Rang, Namen und Geld hat. Da kann man schon mal den Überblick verlieren, wer sich hier gegenseitig auf die Fresse haut. Eigentlich könnte das auch egal sein, wenn dieses adlige Gekröse nicht immer Kollateralopfer an sich ziehen würde, wie ein Magnet Metall. Und Heinrich der Löwe spielt völlig Scheibe. Unterstützung für Friedrich Barbarossas geplante gemütliche Gemetzel südlich der Alpen bleiben Luftschlösser. Statt dessen muss er heimlich und verkleidet fliehen, während seine Frau Beatrice zurückbleibt, in einer Stadt, die sie jetzt brennen sehen möchte, weil sie und der Kaiser sich beleidigt fühlen. Das sie diese Situation erst herbei geführt haben, kommt ihnen dabei nicht in den Sinn. Das ist ja der Vorteil der adligen Geburt, das machen zu können, was man will und andere nicht gefragt werden. Komisch ist nur, das man nicht allein auf dieser Welt ist und es auch andere Gestalten gibt die genauso skrupellos sind und die das Abschlachten von Wehrlosen als eine Art Hobby ansehen. Für die meisten Frauen muss diese Zeit eine Hölle gewesen sein. Wenn es den Interessen der hochwohlgeborenen Adligen entgegen kam, wurden sie, oft noch im sehr jungen Alter, mit Männern verheiratet, die ihre Großväter hätten sein können, das war gang und gebe. Selbst noch Kinder, waren sie dazu verdammt Kinder zu empfangen und zu gebären. Dazu die allgemeine Rechtlosigkeit des weiblichen Geschlechts. Heute haben wir die Gnade der späten Geburt und müssen das nicht selbst durchmachen. Heute haben wir zwar auch Probleme, keine Frage, aber wenn man sich die hoffnungslose Lage von vielen Menschen, egal welchen Geschlechts, von damals mal auf der Zunge zergehen lässt, dann sollte man doch zufrieden sein und, außerdem, waren Bücher damals Mangelware und ein Luxus gleichzeitig. Ein unhaltbarer Zustand. Sabine Ebert wollte diesem ein Ende setzen. Deswegen auch gleich zwei Romanreihen parallel. Wir bleiben aber erst mal hier. Barbarossa ist wieder zurück in deutschen Landen und schaut auf ein heilloses Durcheinander. Seine Untergebenen scheren sich einen Dreck um seinen Landesfrieden. Wo sich Möglichkeit ergibt, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen und dem Nachbarn mal die Felder zu verheeren, nutzt man diese kompromisslos aus. Wenn dabei ein paar Bauern oder auch Angehörige von den gegnerischen adligen Familien dabei über die Klinge springen, nimmt man das billigend in Kauf. Es kann auch der eigene Verwandte sein, wenn er denn im Wege steht oder auch nur die Möglichkeit hervorblitzt, das der sich irgendwann, in ferner Zukunft, sich als ein Hindernis entwickeln könnte. Die Lebensspanne von so einigen Menschen war sehr kurz und viele konnten noch nicht ein mal was dafür. Das Wort Menschenrechte war noch nicht erfunden, sondern musste undefiniert in einer dunklen Ecke ausharren. Verantwortungen und Fürsorgepflichten, die eigentlich mit einer solchen Stellung einhergehen sollten, hielten sich in engen Grenzen. Rechte hatten nur die, die etwas zu sagen hatten oder sich dafür hielten, das sie das hätten. Sabine Ebert hat sich wieder selbst übertroffen und ein Paket vor dem Leser ausgebreitet, an dem der viel Unterhaltung hat, ihn aber auch zum Nachdenken anregen wird.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-22710-7 467 Seiten  19,99€(D) 20,60€(A)
(Mit dem dickem + sind es 527)

S. EBERT – Schwert und Krone – Der junge Falke – Archiv Dez. 2017
S. EBERT – Schwert und Krone – Meister der Täuschung – Archiv Mai