BUCHCOVERREZENSION
Melneczuk.s Marterpfahl

Stefan Melneczuk – Marterpfahl

Das Geheimnis der Indianer verbindet die vier Schüler Roland, Thomas, David und Sonja. In ihren fröhlichen Kindertagen hängen sie zusammen, fahren Rad, gehen schwimmen, durchstreifen die Gegend, immer neugierig auf was neues. Sie kommen langsam in die Pubertät, aber das merkt noch keiner der vier so recht. Eines Sommers glucken sie wieder im Schwimmbad und ahnen nichts schlimmes. Da werden sie Zeugen, wie ein dicker Junge nicht nur gehänselt wird. Nein, der dicke Marc wird von ein paar Halbstarken vom Beckenrand ins Wasser geworfen. Kinder können so grausam sein. Dem herbeieilenden Bademeister erklären sie die Situation, aber der hat nur die heranwachsende Sonja im Auge. Unangenehm für das Mädchen. Nach ein paar Tagen treffen die Kinder, durch Zufall, den dicken Marc wieder. Und nach einigem Hin und Her nimmt man ihn mit auf Entdeckungstour. Ins Feld um den Bauern zu ärgern, zum Radeln und natürlich soll der Dicke eine Mutprobe ablegen. Und so locken sie das feiste Kind in einen alten Stollen, wo sie ihn an einen Träger fesseln, ihren Marterpfahl. Dort soll Marc, ganz allein, eine Stunde ausharren. Aber Häuptling Roland entscheidet anders, und nach Streit mit den anderen Indianern soll der Gefesselte bis zum Morgen des nächsten Tages dort verbleiben. Nur bricht in der Nacht ein Unwetter los und die Delinquenten stehen vor einem verschütteten Stollen, als sie ihren Gefangenen befreien wollen. Anstatt sich zu stellen und Hilfe zu holen, lassen sie den dicken Jungen an Ort und Stelle. In den polizeilichen Ermittlungen schweigen sie sich aus, und somit bleibt Marc vermisst, der aber jetzt in ihren Träumen herum geistert und ihnen keine Ruhe mehr läßt. Mehr als zwanzig Jahre später will Sonja ihren Alpträumen ein Ende machen. Sie fährt zur Stelle ihrer Kindheit um den Leichnam zu bergen, aber ihr Alp steht auf der Straße. Sie kommt von der Fahrbahn ab, knallt gegen einen Baum und stirbt bei dem Unfall. Das ruft Roland auf den Plan, mittlerweile Polizeibeamter. Er trommelt David aus Kanada, jetzt Schriftsteller und verheiratet, und Thomas aus seinem Suff zur Stelle ihres Verbrechens. Stefan Melneczuk turnt gekonnt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Dem Leser erschließt sich spannend eine Welt hinter den Gesichtern von Menschen, die durchaus in der Nachbarschaft leben könnten. Auch wenn die Indianer versucht haben zu vergessen, ihre Tat holt sie jedesmal wieder ein. Dafür sorgt ein geisternder Marc schon. Eine rasante Fahrt durch die Emotionen von, sich mehr oder weniger, schuldig Fühlenden.

(Blitz)