BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

THØMAS ENGSTRÖM –

East of Inferno

Was soll man jetzt sagen. Ludwig Licht hat den vierten Teil erreicht und das, ganz bestimmt nicht, ohne Grund. Licht ist keine Lichtgestalt in dem herkömmlichen Sinne, aber er ist eine Romanfigur, die es geschafft hat, mit der unbedeutenden Hilfe eines, seines, Schriftstellers, sich doch über alle Seiten hinweg gut in Szene zu setzen. Er ist mehr der Antiheld, aber sind wir das nicht alle im Leben. Nur, hat nicht jeder von uns einen Schriftsteller zur Hand, der unser Leben in Bahnen bringt, die uns die Aufmerksamkeit vom lesenden Volk einbringen könnten. Ludwig hatte das schon und Thømas hat auch gute Arbeit geleistet, das zu Papier zu bringen. He, unbedeutende Hilfe und gute Arbeit schließen sich nicht gegenseitig aus. Ludwig hat seinen Part gemeistert, die ganze Arbeit geleistet, in Deutschland, US-Amerika und, jetzt in diesem Teil Nummer IV, in Georgien, mal gehörig aufgeräumt, viele schräge Typen zur Strecke oder zur Räson gebracht. Sein Fell zu Markte getragen, obwohl er immer wußte, dass er oft auf verlorenen Posten stand. Dazu ist er von der Wende 1989 in Deutschland komplett verarscht worden. Seinen Spruch, die Mauer ist nicht gefallen, wir haben sie eingerissen, haben unsere Politiker sehr wohl vernommen. Doch haben sie diesem Mann die Stimme genommen und sich den Verdienst solcher Menschen persönlich ins eigene Brevier geschrieben und tun heute so, als wären sie die Retter der Menschheit. Thømas musste das ja nur noch aufschreiben und das hat er gut gemacht, ohne Frage, nur ist ihm dabei gravierend doch ein kleiner Lapsus passiert. Die Titel kann man zwar alphabetisch ordnen, sind aber, vom ABC her, leider von Hinten aufgezäumt. Wenn ihr also mit Teil I anfangen wollt, dann fangt beim W an. Für den fortgeschrittenen Leser sind wir bei E angekommen und das ist jetzt der finale Teil. In Georgien braut sich Unheil zusammen. Die Geheimdienste aller Nationen überschlagen sich darin, sich gegenseitig im Wege zu stehen, während eine kleine Gruppe von, sagen wir mal andersinteressierten, Menschen versuchen zwei Kurzstreckenraketen unter ihre Kontrolle zu bekommen, um etwas Genozid praktizieren zu können. Ludwigs ehemalige Vergesetzte bei der Stasi ist vehement und voller Begeisterung dabei. Ein paar Menschen zu opfern ist doch keine große Sache. Könnte jeder. Wenn er denn so skrupellos ist. So ein bisschen Völkermord kann man ja auch als Hobby einordnen. Und als Snuffvideo bei Youtube posten. Heute sind die Grenzen für solche Scheiße ja stark aufgeweicht. Nichts Neues wollt ihr sagen? Da kann man mal sehen, wie sehr wir das verinnerlicht haben, dass woanders richtig Rotze passiert, vor unserer eigenen Haustür schon jeder in die Rabatten pinkelt und wir dann sagen wollen... nichts passiert, ich wars nicht, oder welche Ausreden uns immer wieder einfallen werden, unserem Politikervolk aus dem Wege zu gehen. Abwählen können wir sie leider nicht. Das zu verhindern, haben sie schon viele Wege gefunden und würden Wahlen etwas verändern, bringen für die Menschen, dann wären sie verboten. Ludwig Licht lässt sich davon nicht mehr beeinflussen. Er hat genug Müll gesehen und schiebt sich noch einmal in das Geschehen. Ohne Rücksicht auf sich selbst. Nun ja, er hat Thømas beauftragt, das schriftlich an die nächste Genration weiterzugeben. Uns! Vieleicht haben wir nicht die Courage von Romangestalten, aber wir können uns durchaus damit identifizieren. Mit Ludwig? Ohne Frage, ja.
Hoffnungen keimen auf, dass Thømas weiterschreiben könnte. Ludwig Lichts Opfer galt seinem Sohn Walter, der jetzt als Journalist auf den Seiten, die die Welt bedeuten können, doch etwas hirschiger unterwegs ist. Und die Hoffnung stirbt, bekanntlich, zuletzt.
(C.Bertelsmann)

ISBN 978-3-570-10304-3 381 Seiten 15,00€ (D) 15,50€ (A)

THØMAS ENGSTRÖM – West of Liberty – Archiv Okt. 2019
THØMAS ENGSTRÖM – South of Hell – Archiv April 2020