BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

LUCIA DE LA VEGA –

Comisaria Fiol

Der Untertitel heißt „... und der Tod im Tramuntana-Gebirge“. Ja, auf Mallorca geschehen auch andere Verbrechen, als nur der Ballermann und Jürgen Drews. So zwei Morde an schwedischen Touristinnen. Silvia Fiol ist bei der Policia Nacional und mit der Aufklärung dieser Vorfälle beauftragt. Nur hat man erst mal keinen Ansatz, wo man einhaken könnte. Beide Verbrechen ähneln sich, doch man kann noch nicht eingrenzen, ob es ein oder mehr Täter waren und schon gar nicht, ob es hier einen Zusammenhang gibt. Während Silvia jetzt schwitzt, Frau De La Vega ihren Morgenkaffee geniesst, macht sich Ex-Kommissarin Marie Lindner daran, gemeinsam mit ihrem Mann und nach einem traumatischen Erlebnis in ihrer Heimatstadt Hamburg, sich auf Mallorca, zwecks Neuanfang und -findung ein neues Leben aufzubauen. Leider hat sie nicht mit der Autorin gerechnet, die noch seelenruhig in ihrem Kaffee rührt. Marie wurde entführt, betäubt und vergewaltigt. Die ehemalige Polizistin hatte einen ziemlich schweren Stand danach und ihr Leben geriet in einen Fleischwolf. Und ihre Ehe wurde auf eine ziemlich harte Probe gestellt. Jetzt soll das alles der Vergangenheit anfallen, also ab nach Mallorca, da sind die Bedingungen sich geistig und körperlich zu erholen und sich neu zu orientieren ganz bestimmt besser als in Hamburg, wo sie jederzeit daran erinnert wird, was mit ihr geschehen ist. Und alles beginnt planmäßig schön, für das Ehepaar Lindner, das sich jetzt in der Tourimusbranche niederlassen und eine Finca als ein kleines, aber feines Hotel umbauen möchte. Wo? Natürlich im Tramutana-Gebirge, in unmittelbarer Nähe zu den Auffindungsplätzen der zwei toten Schwedinnen, aber das weiß das Paar ja noch nicht und die Nachrichten, die Frau De La Vega darüber in den Umlauf streut halten sich noch in ganz engen Grenzen. Statt dessen gibt es erstmal viel Inselflair, gepaart mit einer blumigen Schreibweise, wie so manche Ureinwohner funktionieren und mit ihrer neuen Umwelt umgehen müssen, die es alles andere als gut mit ihnen meint. Der kommerzielle Tourismus hat ihnen ihr kleines idyllisches Paradies genommen und sie an den Rand des Abgrunds getrieben, was aber kein wirklicher Grund ist, die eigentliche Lebenseinstellung zu ändern. Spanier, die nicht aus Mallorca kommen, sind heute noch genauso Fremdkörper, wie vor Jahrzehnten. Andere Nichtspanier natürlich erst recht, was die Mallorquiner jedoch nicht davon abhält, für solche zu arbeiten, auch wenn nur zu ihren Bedingungen, was einen hektischen Deutschen, der alles zeitnah und akribisch genau planen möchte, natürlich zur Weissglut bringen kann. Derart eingelullt und von der Autorin in Sicherheit gewiegt, ist das Ehepaar Lindner zwar noch nicht ganz im Paradies angekommen, aber ein Einchecken steht schon kurz vor der Haustür. Nur kommen jetzt die toten Frauen, kurz nacheinander, zum Vorschein. Tauchen, im wahrsten Sinne des Wortes, wieder auf. Noch schrillen bei den Deutschen keine Alarmglocken, waren ja schwedische Staatsbürgerinnen. Das der Vollkasper es auf Frauen im allgemeinen abgesehen hat, die in sein Beuteschema passen werden und Marie genau dazu gehören könnte, diese Information behält Lucia De La Vega vorerst noch für sich, sehr zum Leidwesen ihrer angestellten Romanfiguren. Marie wird wieder entführt, scheint sich ja als ein Dauerzustand zu installieren. Ehemann Andreas ist völlig konfus, ähnlich einem Hühnchen ohne Kopf und Silvia Fiol hat einen neuen Aspekt in diesem Fall an der Backe, der ihr langsam über den Kopf hinaus wächst. Und wirklich viel Mühe hier etwas gerade zu stellen, da sieht man Frau Schriftstellerin gerade nachdenklich in ihrem Kaffee herumrühren. Marie muss allein klarkommen, irgendwie. Sie ist psychisch vorbelastet. Ihre Eltern waren nicht gerade Vorbilder in Sachen Kindererziehung. Ihr Vater hat, im Zuge eines Ehestreits, die Mutter erstochen. Prägend für Marie, die deswegen Polizistin werden wollte, um die Welt besser machen zu können, und dazu, innerhalb eines Jahres die gleiche Scheiße. Ausgenockt und entführt. Besonders gefühlvoll ist Lucia nicht im Umgang mit ihren Leuten. Warum sollten spanische Schreiber ihren deutschen, und auch sonstigen internationalen, Kolleg-Innen hier nachstehen. Mit Romanfiguren kann man das ja machen. Sie sind nur virtuell. Ähnlichkeiten sind nur zufällig. He Leute. Das war der Auftakt. Sozusagen ein Warm-Up, eine Generalprobe. Dann kann das ja richtig heiter werden, wenn Lucia De La Vega dann weitermacht. Blumig schreiben kann sie, ohne Frage. Da saugt sich das Auge fest und sagt Dir, Abendessen gibt es heute etwas später, oder fällt ganz aus. Kümmer Dich um die Katze und dann halte Dir das Buch nochmal unter die Nase. Der Rest … Macht Eure eigenen Erfahrungen. Ist ja nur für einen Tag. Frau Anja Hengge, vielen Dank für diesen Tipp.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52456-5 223 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)